Französische Forscher haben den Einfluss des Endproduktebers auf das Schwanzbeißen untersucht und Unterschiede festgestellt.
Yannick Ramonet und Nicolas Villain, Landwirtschaftskammer Bretagne
In Frankreich werden die meisten Schweine auf Vollspaltenböden bei einem Platzangebot von 0,75 m² pro Schwein gehalten. In diesen Buchten sind die Beschäftigungsmöglichkeiten für die Schweine meist nur begrenzt. Unter diesen Bedingungen zeigten Versuche mit Ferkeln, deren Schwänze nicht kupiert wurden, durchweg ein negatives Bild. Im Mittel waren über die Hälfte der Tiere von Schwanzbeißen betroffen.
Nur selten trifft man in Frankreich Haltungssysteme mit Stroh an. Buchten mit einem Strohbett bieten Wühl- und Beschäftigungsmöglichkeiten an. Um das Potenzial dieser Buchten für die Haltung von Langschwänzen zu testen, wurden 540 Schweine mit nicht kupierten Schwänzen in drei aufeinanderfolgenden Durchgängen aufgezogen. Die Untersuchung fand im Versuchsbetrieb der Landwirtschaftskammer der Bretagne in Crécom statt.
Risikofaktoren ausgeschaltet
Um den Einfluss der Genetik zu untersuchen, wurden Kreuzungssauen aus drei aufeinanderfolgenden Absetzgruppen zur Hälfte mit Piétrainsperma (Nucléus) und zur anderen Hälfte mit Durocsperma (DanBred) besamt. Die Anzahl gesamt geborener Ferkel bewegte sich zwischen 16,7 (Duroc) und 16,3 bei Piétrainbelegung.
Der Versuch war so angelegt, dass zahlreiche Risikofaktoren für Schwanzbeißen bereits im Vorfeld berücksichtigt werden sollten. Nach der Säugezeit wurden aus fünf Würfen innerhalb einer Genetikgruppe 45er-Ferkelgruppen gebildet. Die kleinsten Ferkel aus den Würfen wurden also nicht berücksichtigt.
Die Ferkelgruppe wurde in einer Großbucht eingestallt. Die Buchtenfläche betrug 44 m², einschließlich 35,3 m² Strohbettfläche. Jedem Tier standen demnach 0,8 m² Einstreufläche zur Verfügung. Zudem waren die Buchten schmal und tief. Dies hatte den Vorteil, dass sich die Tiere bei eventuellen Aggressionen aus den Weg gehen konnten. Gefüttert wurde am Langtrog.
Mit dem Übergang zur Mast wurden die Buchten auf 67 m² erweitert, mit einem ebenfalls großen Anteil an Einstreufläche. Insgesamt standen jedem Tier knapp 1,5 m² Buchtenfläche zur Verfügung. Die Gruppen, die nach dem Absetzen gebildet wurden, blieben also auch in der Mast bestehen und es fand keine Neugruppierung statt (Wean-to-finish).
Schwänze dreimal bonitiert
Der Zustand und die Länge der Schwänze wurden nach dem Absetzen, beim Eintritt in die Mast und bei allen Tieren zum Zeitpunkt des Verkaufs der Vorläufer zum Schlachten erfasst. Es wurden folgende Noten vergeben:
- Note 0: heiler Schwanz ohne Wunden;
- Note 1: Vorhandensein einiger Kratzer;
- Note 2: roter, geschwollener Schwanz, kleine blutende Wunde;
- Note 3: Wunde oder Verlust eines Teils des Schwanzes.
Der Zustand des Schwanzes wurde bei jedem Termin, unabhängig von dem Ergebnis der vorherigen Beobachtung, bewertet. Das heißt: Ein beschädigter Schwanz, der in der Zwischenzeit abheilen konnte, wurde mit der Note 0 für einen heilen Schwanz bewertet.
Durocs wachsen schneller
Beim Absetzen wogen die Durocferkel durchschnittlich 8,8 kg und waren rund 400 g schwerer als die Piétraintiere. Während der Aufzucht erreichten die Piétrainferkel 526 g und die Duroctiere 513 g Tageszunahme. Der Unterschied konnte statistisch nicht abgesichert werden. Auch das Gewicht am Ende der Aufzucht unterschied sich zwischen den Genetiken nicht signifikant.
Statistische Unterschiede zwischen der Genetik traten jedoch in der Mast auf. Beim Wiegen aller Schweine zum Zeitpunkt der ersten Verkäufe im Alter von knapp 157 Tagen wogen die Durocs durchschnittlich 119,8 kg gegenüber 114,8 kg für die Piétraintiere. Die Wachstumsrate der Duroctiere war 50 g pro Tag höher als die der Piétrainnachkommen (956 vs. 906 g).
Bei der Schlachtkörperleistung waren die Ergebnisse in der Durocgruppe weniger gut als die von Piétraintieren. Bezogen auf das Schlachtgewicht, welches bei den Duroctieren mit 92,3 kg deutlich höher war als das der Piétraingruppe (90,8 kg), traten Unterschiede bei der Klassifizierung der Schlachtkörper auf. Die Piétrainkreuzungen erreichten 1,5 Cent je kg SG höhere Erlöse.
Schwanzlängen ausgewertet
Die erfassten Schwanzlängen wurden mit dem Körpergewicht in Beziehung gesetzt und eine Wachstumskurve errechnet. Der numerische Unterschied zwischen den Genetiken war gering. Bei einem 120 kg schweren Schwein führte die Modellrechnung zu einem durchschnittlichen Unterschied von 1,8 cm. Der Durocschwanz misst im Mittel 32,3 cm gegenüber 34,1 cm Schwanzlänge bei Piétrainkreuzungen (siehe Übersicht 1 auf Seite 33).
Während des Versuchs mussten drei Tiere getrennt von der Gruppe in Krankenställen untergebracht werden. Ein Tier litt unter starkem Schwanzbeißen, wobei der Schwanz auf 3 cm verkürzt war. Bei den anderen beiden Tieren verheilten die Wunden; die Tiere gingen in den Verkauf.
Wenig Schwanzbeißen
Es wurden insgesamt 494 Schweine (248 Duroc- und 246 Piétraintiere) an allen drei Terminen begutachtet. Hier die Ergebnisse:
- 59% der Schweine erhielten an den drei Terminen die Bewertung 0. Das heißt, dass zu jeder Zeit die Schwänze in gutem Zustand waren und keine Anzeichen einer Verletzung beobachtet wurden.
- 32% der Tiere erhielten nur einmal während der Beobachtungsphase die Bewertung 1.
- Blutige Schwänze (Note 2) oder offene Wunden (Note 3) wurden nur sieben Mal vergeben. Das entspricht 0,5% aller Bewertungen.
- Der genetische Einfluss auf den Zustand der Schwänze war zum Zeitpunkt des Absetzens nicht signifikant. Die Rate der Tiere mit heilen Schwänzen lag in der Durocgruppe bei 82,3% bzw. bei Piétrain bei 83,3% (siehe Übersicht 2).
Genetischer Einfluss
- Zu Mastbeginn und -ende wiesen die Durocs einen höheren Anteil von Tieren mit heilen Schwänzen auf als die Piétrainnachkommen und einen niedrigeren Anteil an Bewertungen mit einer 1.
- Konkret waren Durocschweine zu Beginn der Mast weniger von Kratzern betroffen (82,7% Note 0, 17% Note 1, kein Tier mit Note 2).
- Bei Piétraintieren wurden 76% der Gruppe 0 zugeordnet, 23% der Note 1). Drei Schweine oder 1,2% der Tiere erhielten die Bewertung 2, die in Verbindung mit einer Schwanzverletzung steht.
- Die Unterschiede waren am Ende der Mast noch größer. 91% der Durocschweine hatten die Bewertung 0. Im Vergleich dazu waren es 84% der Piétrainnachkommen, die diese Note erhielten. Die Stufe 1 wurde bei 8% der Durocs und 15% der Piétrains beobachtet.
Diese Ergebnisse können mit dem Verhalten der Tiere zusammenhängen. Während die Durocnachkommen in allen Phasen sehr ruhig wirkten, waren die Piétraintiere insgesamt lebhafter.
Kontakt: yannick.ramonet@bretagne.chambagri.fr