Nach dem Motto „Durch eigenes Tun begreifen“ erklärt Kerstin Gronbach Kindern, wie Schweinehaltung funktioniert.Eins, zwei, drei und vier, von Hof und Schweinen hören wir. Fünf, sechs, sieben und acht, wir haben drüber nachgedacht!“ Begeistert singen die Kinder zusammen mit Kerstin Gronbach (45) das Schweinelied. Das Lied ist Teil des Programms, das die Schulbäuerin ihren Gästen in der „kleinen Schweineschule“ bietet. Seit 2006 steht diese im hohenlohischen Michelbach/Heide für Kinder und Jugendliche offen, die mehr über Schweine, Landwirtschaft und Ernährung wissen wollen. Kerstin Gronbach bietet ein sehr flexibles Programm, das von Kindergeburtstagen bis hin zum mehrtägigen Schullandheim reicht. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Mann Friedrich Gronbach. Zur Zielgruppe der Schweineschule gehören vor allem Schüler bis zur sechsten Klasse. Aber auch Kindergärten, Jugendhäuser, Behinderteneinrichtungen oder privat organisierte Reisegruppen sind immer wieder zu Gast. Und das Besondere: Während des Aufenthalts darf selbst Hand im Stall angelegt werden. Über die Schmutzschleuse – gleich neben dem Aufenthaltsraum – geht es für die Gäste morgens und abends in den Stall. Dort stehen insgesamt acht Sauen samt Ferkel und Mastschweinen auf Stroh. „Es dauert meist nicht lange, bis die Gäste begeistert das Füttern, Ausmisten und Einstreuen der Schweine übernehmen“, berichtet die Schulbäuerin. Um die Vielfalt der Schweinerassen zu zeigen, stehen neben Landrasse-Schweinen und Piétrains auch Durocs, Schwäbisch-Hällische und Wollschweine im Stall. Realistisches Bild vermitteln Viele Schulen aus den Ballungsräumen um Heilbronn oder Stuttgart haben die Schweineschule als idealen Lernort entdeckt. „Die Lehrer können den Besuch wunderbar in eine Unterrichtseinheit zum Thema Landwirtschaft einbauen“, so Kerstin Gronbach. Die alte Scheune haben Gronbachs daher zum „Schweineschulhaus“ umgebaut. Mit Schlaf-, Aufenthalts- und Waschräumen bietet das Haus Platz für bis zu 30 Kinder samt Betreuern. In einer eigenen Küche können sich die Gäste dabei selbst versorgen. Der engagierten Bäuerin ist es ein Anliegen, ihren Besuchern ein realistisches Bild der Schweinehaltung zu vermitteln. „Ich will ganz selbstverständlich zeigen, was ich im Schweinestall tue und warum dies notwendig ist“, erklärt die Schweineexpertin. So zeigt und erklärt sie den Gästen etwa, wie und warum die Ferkel „Ohrringe“ bekommen oder die Zähne der kleinen Ferkel geschliffen werden. Älteren Kindern erklärt sie ausführlich, wie die künstliche Besamung der Sau funktioniert und woran man die Rausche erkennt. „Das ist dann eine prima Lektion in Sexualkunde“, weiß die Schulbäuerin. Auch mit dem Thema Tod geht sie natürlich und ehrlich um. „Wer Schnitzel essen will, der muss dafür auch Schweine schlachten“, beschreibt Kerstin Gronbach den einfachen Zusammenhang. Mit Bildern von Berufskollegen vermittelt die Schulbäuerin außerdem, wie Schweine in modernen Ställen gehalten werden. Ihr großer Wunsch ist es, dass die Kinder einen positiven Eindruck von der Landwirtschaft mitnehmen. „Denn dann können sie später mit den Bildern, die die Medien häufig von der Schweinehaltung vermitteln, besser umgehen“, so Kerstin Gronbach. Mit den Ferkeln auf Tour Wenn es zeitlich passt, geht Kerstin Gronbach zusätzlich mit der Schweineschule auf Tour. Mit ihrem „Bauernhof auf Rädern“ fährt sie dann direkt Schulen, Kindergärten oder Behinderteneinrichtungen an. Auch als Attraktion etwa auf Hof- oder Firmenfesten kann sie gebucht werden. Nicht fehlen dürfen dabei auch die Schweine, die sie als lebendes Anschauungsmaterial mitbringt. Dass das Angebot der Schulbäuerin ankommt, beweist die hohe Nachfrage. „Von März bis November habe ich fast täglich zu Hause oder unterwegs einen Termin“, so die Schulbäuerin. Dennoch lässt sich die engagierte Landfrau immer wieder etwas Neues einfallen. Letzter Streich war ein Schau-Schlachttag, den sie gemeinsam mit dem ortsansässigen Metzger durchgeführt hat. Die Besucher konnten miterleben, wie eine Sau geschlachtet, zerlegt und ausgebeint wurde. Matthias Häfner