Viele Sauenhalter wollen den Saugferkeln zusätzlich eine Ersatzmilch anbieten. Eine Studie gibt Hinweise, wie man die Milchgabe optimieren kann. Heute werden teils dreizehn oder vierzehn Ferkel an eine Sau gesetzt. In einem solchen Wurf ist die Konkurrenz um die besten Zitzen besonders groß. Zudem reicht die Milchmenge oft nicht, um alle Ferkel ausreichend zu ernähren. Die Folge: Einzelne Ferkel bleiben in ihrer Entwicklung zurück und erreichen nicht das angestrebte Absetzgewicht. Fressverhalten per Video erfasst Um bei sehr großen Würfen einem Milchdefizit und einem übermäßigen Substanzverlust der Sauen vorzubeugen, wird den Ferkeln zusätzlich Ersatzmilch angeboten. Am Landwirtschaftszen-trum Haus Düsse wurde kürzlich eine solche getestet. Es handelte sich um das Joghurt-artige Produkt der Firma Sloten (Nuklospray). Die Ferkelmilch mit dem hohen Trockenmasseanteil wurde zweimal täglich verabreicht. Zugefüttert wurde ab dem zweiten Lebenstag bis Ende der dritten Lebenswoche. Nach ersten Erfahrungen wird die dickflüssige Ferkelmilch sehr gut aufgenommen. Im Düsser Versuch konnte so die Entwicklung der Ferkel positiv beeinflusst werden. Auch deutet die Auswertung der Sauengewichte darauf hin, dass das Zufüttern der Ferkel einem übermäßigen Substanzverlust bei der Sau vorbeugt. Der Abschlussbericht wird in wenigen Wochen vorliegen. Doch wann und wie häufig gehen die Ferkel zum Trog? Und welche Ferkel im Wurf nehmen dieses Angebot an? Um diese Fragen zu beantworten, wurde bei den Versuchswürfen zusätzlich das Verhalten der Ferkel per Kamera erfasst. Dabei wurde an jeweils zwei Tagen pro Säugewoche ein Zeitraum zwischen sieben und zwölf Stunden ausgewertet. Zunächst zum Säugeverhalten: Über die Beobachtungszeiträume hinweg legten sich die Sauen alle 30 bis 60 Minuten zum Säugen der Ferkel hin. Mit zunehmender Säugedauer wurde der Abstand zwischen den Saugakten immer größer und lag in der dritten Säugewoche bei einer Stunde. Die Säugedauer betrug im Mittel zwischen drei und neun Minuten und nahm mit dem Alter der Ferkel zu. Dickmilch oft nach Saugakt konsumiert Anhand der Videoaufzeichnungen konnte belegt werden, dass die Ersatzmilch in den Schalen zu jeder Zeit angenommen wurde. Allerdings frequentierten die Ferkel den Trog besonders häufig am Ende der ersten Lebenswoche (siehe Übersicht 1). In dieser Phase wurden bis zu vier Ferkel gleichzeitig am Trog beobachtet. Zum Ende der Säugezeit gingen nur noch einzelne Ferkel zum Trog und bedienten sich dort. Häufig gingen die Saugferkel direkt nach dem Saugakt zur zusätzlichen Futteraufnahme von dickflüssiger Ersatzmilch zum Trog. Offensichtlich sind diese bei der Mutter nicht satt geworden und haben sich noch einen Nachschlag geholt. In dem Zeitfenster, das in Übersicht 2 abgetragen wird, suchten direkt nach dem Saugakt bis zu drei Ferkel gleichzeitig den Trog auf. Auch bei Saugaktunterbrechungen reagierten die Ferkel sofort und liefen zum Trog, um die Ferkelmilch zu konsumieren. Einzelne Ferkel verließen mitunter bereits zu Beginn des Saugaktes das Gesäuge der Sau und liefen zum Trog, um dort alternativ dickflüssige Ersatzmilch aufzunehmen. Andere Ferkel verließen während der Nachmassagephase das Gesäuge und nahmen den Joghurtdrink auf. Auch konnte gezeigt werden, dass leichte sowie schwere Ferkel das Angebot annahmen. Hierzu wurden in zwei Buchten je vier Fokustiere markiert, jeweils die zwei leichtesten und die zwei schwersten. In Bucht A war ein schweres Ferkel insbesondere in der ersten Säugewoche fast nach jedem Saugakt am Trog zu beobachten. Ein anderes schweres Ferkel hingegen war nur in der ersten und zweiten Säugewoche vereinzelt am Trog. Ein sehr schweres Ferkel aus dem anderen Wurf suchte den Trog nur zweimal auf und deckte seinen Bedarf offensichtlich komplett mit der Sauenmilch. Die zwei leichten Ferkel in Bucht A kamen in der ersten und zweiten Säugewoche bis zu 14-mal am Tag zum Trog, wobei die Frequenz mit zunehmendem Alter nachließ. In Bucht B fiel ein leichtes Ferkel auf, welches in der ersten Säugewoche nur zweimal täglich den Trog aufsuchte, dann aber in der dritten Woche häufiger Ersatzmilch konsumierte. Unsere Schluss-folgerungen Die Ersatzmilch als zusätzliche Nahrungsquelle zur Sauenmilch sollte kontinuierlich angeboten werden, da die Aufnahme an die Saugakte gekoppelt ist, die alle 30 bis 60 Minuten stattfinden. Das Angebot wird besonders in den ersten zwei Säugewochen wahrgenommen. Die Auswertung der Filmsequenzen zeigt, dass Ferkel mit hohen und geringen Geburtsgewichten die dickflüssige Ferkelmilch aufnahmen, wenn auch tierindividuell verschieden. Deshalb empfiehlt es sich, generell alle Würfe zuzufüttern und nicht nur besonders große Würfe bzw. Problemwürfe.