Das abgeschlossene Wirtschaftsjahr 2016/17 war ökonomisch erfolgreich. Aktuelle Preise und Tendenzen zeigen, dass es nur zwölf gute Monate waren.
Klemens Schulz, BRS Bonn
Keine Frage: Das Wirtschaftsjahr 2016/17 wird den Betrieben als eines der besten in Erinnerung bleiben! Die Exportmöglichkeiten für Schweinefleisch waren gut; Schlachtschweine und heimische Ferkel waren stets gefragt. Die Schweine- und Ferkelpreise konnten sich sehen lassen.
Das heißt: Nach den verlustreichen Vorjahren erzielten die Ferkelerzeuger und die Schweinemäster deutlich bessere ökonomische Ergebnisse. In der Ferkelerzeugung lagen die Direktkostenfreien Leistungen (DkfL) mit 900 € fast 490 € über dem Vorjahresergebnis.
Auch die ökonomischen Ergebnisse in der Schweinemast können sich sehen lassen. Dort stiegen die Direktkostenfreien Leistungen auf 40 € je 100 kg Zuwachs, ein Plus von 22 € gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Euphorie fehl am Platz
Zu diesem Ergebnis kommen die Erzeugerringe und Landeskontrollverbände. Insgesamt liegen Daten aus rund 3800 Mast- und 1969 Ferkelerzeugerbetrieben vor, die nach einheitlichem Standard erfasst werden. Die Betriebe stehen für ca. 314000 Sauen- und rund 12 Mio. Mastschweinedaten.
Die Erlöse 2017 waren gut, doch aktuelle Preise liegen wieder deutlich unter Vorjahresniveau. Auch hatten die schlechten Erlöse der Vorjahre Spuren hinterlassen. Zumal die Direktkostenfreien Leistungen nicht mit Gewinn gleichzusetzen sind. Sie ergeben sich aus den Erlösen abzüglich der Kosten für Futter, Tierzukauf und Tierarzt. Noch nicht berücksichtigt sind erhebliche Kostenblöcke wie Abschreibungen, Reinvestitionen sowie der Lohnanspruch.
Euphorie ist auch deshalb fehl am Platz, weil die politischen Diskussionen eher an Schärfe zugenommen haben. So ist im abgeschlossenen Wirtschaftsjahr nicht nur der Sauenbestand, sondern auch deutlich die Anzahl der Schweinebetriebe gesunken. Der Grund ist fehlende Planungssicherheit aufgrund bevorstehender Gesetzesänderungen. Drohende Auflagen zur Ferkelkastration, das bevorstehende Aus für die Kastenstandhaltung im Deckstall sowie die Diskussionen um das Schwänzekürzen sind Beispiele.
Sauen: Immer größere Würfe
Wie ungewöhnlich das Wirtschaftsjahr 2016/17 war, zeigt die Entwicklung von Einnahmen und direkten Kosten in der Sauenhaltung. Die Kosten haben sich kaum geändert. Stark verbessert haben sich aber die Erlöse je Sau. Dabei lag der Ferkelpreis nur wenig über dem aus dem Rekordjahr 2014. Doch 2017 machten sich die gestiegenen Ferkelzahlen bemerkbar (s. Übersicht 1).
Im Mittel aller Betriebe wurden 0,4 Ferkel je Sau und Jahr mehr als im Vorjahr abgesetzt, bei gleichbleibend hohen Aufzuchtraten von 85% bis zum Absetzen. Der Süden mit der kleinsten mittleren Herdengröße setzte vier Ferkel weniger ab als alle anderen Regionen. Die Betriebe lagen aber mit 870 € je Sau und Jahr aufgrund niedrigerer Futterkosten und besserer Erlöse nur 40 € unter dem Leistungsniveau norddeutscher Betriebe (s. Übersicht 2, S. 26).
Grundsätzlich ist zu bedenken, dass mit steigenden Wurfgrößen natürlich auch die Managementansprüche rund um die Geburt steigen und damit u.U. auch der Arbeitsaufwand je Ferkel. Eine Steigerung der Leistung führt nicht automatisch zu niedrigeren direkten Kosten je Ferkel, zumal mit größeren Würfen auch die eingesetzten Futtermengen je Wurf steigen.
Mast: Über 800 g Zunahme
In der Mast führten die positiven Notierungen von bis zu 1,80 €/kg SG zu mittleren Verkaufserlösen, die 30 € über dem Vorjahreszeitraum lagen. Auch wenn die Ferkelkosten anstiegen, sanken die Futterkosten bei gleichzeitiger Steigerung der täglichen Zunahme um fast 10 g gegenüber dem Vorjahr.
Im Mittel der Betriebe wurde die 800 g-Marke bei den Zunahmen in allen Regionen überschritten, wobei die großen ostdeutschen Betriebe nur 14 g von der 900 g-Grenze entfernt sind (siehe Übersicht 3).
Besonders erfreulich ist eine weitere Reduktion der Tierverluste im Mittel aller Betriebe, wobei die für Betriebe aus Süddeutschland unter 2 % Verluste liegen. Nach dem Start der staatlichen Antibiotikadatenbank haben alle Be-triebe versucht, den Behandlungsaufwand zu minimieren. Es wurde spekuliert, dass dies zulasten der Tiere geschieht. Die sinkenden oder gleichbleibenden Verluste mögen aber als Hinweis gelten, dass Therapien nicht zulasten der Tiere heruntergefahren werden.
Auch in der Ferkelaufzucht ist der Medikamentenaufwand gesunken. Hier sind die Verluste zunächst gestiegen und jetzt wieder etwas fallend. Das Einstallgewicht liegt heute bei 7 kg und damit etwas höher. Wie VzF-Auswertungen zeigen, konnte die Futterverwertung von 1:1,65 auf 1:1,62 verbessert werden. Die Zunahmen sind konstant bei 430 bis 440 g geblieben.
Was sonst noch auffiel
Die Sonderauswertungen geben auch Mästern wichtige Hinweise. Beispiele:
- Mit der neuen Dünge-VO wird die N- und P-reduzierte Fütterung immer wichtiger. Der Erzeugerring Westfalen kommt zur Einschätzung, dass zwar das Futter geringfügig teurer wird, die Leistungen aber nicht sinken. Am Schlachtband wiesen die stark Nährstoff-reduziert gefütterten Schweine sogar bessere Indexpunkte auf.
- Mastschweine mit sehr hohen Tageszunahmen können dennoch hochwertige Schlachtkörper liefern, wie eine Auswertung des Rheinischen Erzeugerringes für Mastschweine (REMS) zeigt. Betriebe mit hohen Tageszunahmen von mehr als 900 g schnitten mit einem Schlachtkörperwert von 1,01 Indexpunkten je kg sogar noch etwas besser ab als Mäster mit geringeren Zunahmen. Positiv sind zudem die um 3 bis 4 € je Tier günstigeren Futterkosten in der Betriebsgruppe mit den sehr hohen Tageszunahmen.
- Betriebe, die an der Initiative Tierwohl teilnehmen, setzen häufig Raufutter ein. Der Erzeugerring Westfalen zeigt, dass die uneingeschränkte Raufuttergabe keinen Einfluss auf die Mastzunahme hatte (815 vs. 816 g).
Fazit
Das Wirtschaftsjahr 2016/17 war eines der erfolgreichsten bei den Erzeugerringen und Landeskontrollverbänden. Dies gilt trotz der Höchstpreise für Ferkel auch für die Mast. Im Mittel sind die Kosten nicht gestiegen. In der Sauenhaltung erreichten die biologischen Leistungen erneut Höchstwerte.
Auch in diesem Jahr bieten die Erzeugerringe und Kontrollverbände mit ihren Auswertungen Lösungsansätze an und geben wertvolle Denkanstöße.