Schleusenmäster Paul van der Meijden hält Eber in 400er-Gruppen. Mit aggressiven Tieren hat er keine Probleme.Es ist schon eindrucksvoll, wenn man den nagelneuen Stall von Paul van der Meijden im holländischen Diessen betritt: Unter einem Dach finden sich acht Megagruppen mit jeweils einer Sortierschleuse! In vier dieser Abteile werden jeweils 350 Jungsauen aufgezogen. Die „Beiprodukte“ der Jungsauenproduktion mästet der Vermehrungsbetrieb in den anderen vier Abteilen als Eber in Gruppen von bis zu 400 Tieren. Die Megagruppe eignet sich für die Ebermast, weil sich in den Großbuchten keine festen Hierarchien zwischen den Tieren bilden können. Außerdem steht dem Einzeltier wesentlich mehr individueller Platz zur Verfügung. „Die Eber können sich gegenseitig gut ausweichen. So beobachte ich auch nach dem Ausstallen der Vorläufer nur selten Rangkämpfe“, berichtet Van der Meijden. Auch ist der Landwirt davon überzeugt, dass Eber die zwangsläufig längeren Laufwege in den großen Buchten gerne zurücklegen. „Sie fühlen sich wohler, wenn sie am Tag Strecke machen können. Kastraten hingegen habe ich als eher faul erlebt“, so der Schweinehalter. In erster Linie produziert Van der Meijden in Kooperation mit anderen Landwirten Jungsauen und Babyferkel mit SPF-Status. Diese werden über „Elite Varkens“ abgesetzt. So war auch der letztes Jahr fertiggestellte Stall eigentlich allein für die Jungsauenaufzucht konzipiert. „Um mehr Daten für die Zucht zu erhalten, arbeiten wir mit Sortierschleusen von Hölscher & Leuschner“, erklärt der 43-Jährige. Die Schleuse vermisst die Schweine digital und liefert Daten wie Schinken- und Schultergewicht sowie Höhe und Länge des Tierkörpers. Masteber aus der Vermehrung Erst später fiel die Entscheidung, auch männliche Tiere zu mästen – dann aber nicht als Börge, sondern als Masteber. „Wir produzieren Zwei- und Drei-Linien-Hybridsauen auf Basis Landrasse und Large White. Die Börge sind flach bemuskelt und daher schwer zu vermarkten. Eber bringen hingegen mehr Fleisch an den Haken“, argumentiert der Landwirt. „Zudem verspricht die Mastleistung der Eber einen schnellen Durchlauf. So nutzen wir den Stallplatz besonders gut aus“, ist Van der Meijden überzeugt. Alle vier Wochen wird ein Abteil neu belegt. Wichtig sei dabei, die Schweine langsam an die Technik mit Sortierschleuse zu gewöhnen. Der Betrieb lässt die Schleuse daher nach dem Einstallen der neuen Gruppe zunächst deaktiviert. Das heißt, die Eber passieren die Schleuse zwar, werden aber nicht gefilmt. Zusätzlich sind Nebenzugänge zum Fressbereich geöffnet. Diese werden später geschlossen, so dass alle Schweine die Schleuse durchqueren müssen, um in den Fressbereich zu gelangen. Erst wenn die Schweine etwa 45 kg schwer sind, wird die Schleuse scharf gestellt und schickt die Schweine je nach Gewicht in einen der beiden Fressbereiche. Die leichten Schweine erhalten länger hochwertigeres Futter. Die Tagesprotokolle der Technik geben Auskunft darüber, wie oft der Fressbereich besucht wurde. Sie dienen dem Schweinehalter jedoch nur als Unterstützung. Eine tägliche Kontrolle der Tiere vor Ort im Stall ist unerlässlich. Dabei achtet Paul van der Meijden genau darauf, dass die Frischluft-Zufuhr passt und die Eber immer genug zu Fressen haben. „Müssen sie Hunger schieben, reagieren Eber aggressiv. Deshalb haben wir zunächst auch komplett ad libitum gefüttert. Aber damit die Tiere zum Mastende hin nicht verfetten, haben wir jetzt auch für sie eine Futterkurve eingeführt“, erläutert der Mäster. Absortieren ohne Spektakel Die Fütterung erfolgt flüssig am Sensor. Jede Stunde wird frisches Futter ausgegeben. Die Fütterungsanlage steuert die zwei Ausgabestellen separat an. Die Tröge sind jeweils 4,5 m lang, so dass an jedem Trog bis zu 30 Tiere gleichzei-tig Futter aufnehmen können. „Die Eber nehmen den Langtrog gut an. Denn während beim Kurztrog oder Automat die Konkurrenz um die begrenzte Anzahl Fressplätze die Eber stresst, finden die Tiere bei dieser Technik immer eine ausreichend breite Lücke, sich ohne Angst an den Trog zu stellen“, ist Van der Meijden sicher. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass das flüssige Futter von den Tieren sehr schnell aufgenommen werden kann. Am Mastende können schlachtreife Tiere automatisch zur Vermarktung selektiert werden. „Dank der Schleuse verläuft das Absortieren der Vorläufer ohne Spektakel. Während dieser Vorgang in Kleingruppen auch Stress für die zurückbleibenden Tiere bedeutet, bekommen diese in der Megagruppe kaum mit, dass überhaupt Buchtengenossen fehlen“, erklärt der Landwirt. Innerhalb von drei Verladeterminen bzw. sechs Wochen soll ein Abteil leer sein. „Wir planen, ohne Restebuchten auszukommen. Denn die kleineren Buchten am Standort sind eigentlich nur für die verkaufsfertigen Jungsauen vorgesehen. Im ersten Durchgang ist uns das dank hoher Tageszunahmen um die 850 g auch gelungen“, berichtet Van der Meijden stolz. Fazit Der Niederländer Paul van der Meijden mästet im Rahmen des Unternehmens Elite Varkens auf 1 600 Plätzen Eber. Die Haltung in vier Megagruppen hat sich bislang bewährt. Die guten Zunahmen und die niedrigen Verluste sprechen für einen reibungslosen Ablauf ohne Probleme mit aggressivem Tierverhalten. Mareike Schulte