Das Aggressionspotenzial in Schweinegruppen lässt sich über das Futter minimieren. Acht Tipps können helfen.
Melanie Große-Aschhoff, Rheda-Wiedenbrück
Die Fütterung hat erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere. Denn nur satte, ruhige und darmgesunde Tiere durchlaufen ohne Auffälligkeiten die Aufzucht und Mast. Das Schwanzbeißen hat meist mehrere Ursachen. Oft ist es schwer, einen Auslöser festzumachen. Das Futter kann dazu beitragen, das Risiko für Schwanzbeißen gering zu halten.
Die wichtigsten Punkte
- Bedarfsgerecht füttern: Grundvoraussetzung für gesunde und gute versorgte Tiere sind angepasste Energie- und Rohproteingehalte, je nach Altersgruppe. Neben dem Alter spielt auch die Genetik und die Gesundheit eine Rolle. Werden zu hohe Sicherheitszuschläge vorgesehen, kann das Futter unter Umständen nicht in Körperprotein umgewandelt werden. Dies belastet den Leberstoffwechsel und ist zu vermeiden.
- Komponentenwechsel: Gute Zunahmen setzen eine hohe Futterakzeptanz sowie eine über den Tag gleichmäßig verteilte Futteraufnahme voraus. Um die Futterakzeptanz nicht zu stören, sollten keine krassen Futter- oder Komponentenwechsel erfolgen. Innerhalb einer Phasenfütterung sollten demnach nur die Mengenanteile der Komponenten verschoben werden, aber kein Austausch erfolgen.
- Mineralstoffversorgung: Ursache für erhöhtes Aggressionsverhalten können auch Fehler in der Mineral-und Spurenelementversorgung sein. Die Mineralstoffe Natrium und Magnesium sowie die Aminosäure Tryptophan haben einen Einfluss auf das Wohlbefinden und das Verhalten der Tiere.
- Ausreichend Rohfaser: Wichtig für Darmgesundheit und Wohlbefinden sind Faserfraktionen. So empfiehlt sich der vermehrte Einsatz von Gerste und Fasermixen, die aus mehreren Komponenten bestehen, z.B. Apfeltrester, Sonnenblumenschrot und Haferschälkleie. Durch die Kombination verschiedener Faserträger werden die Nachteile einzelner Komponenten kompensiert. Um eine ausreichende Versorgung sicherzustellen, bietet sich die Vorlage eines rohfaserreichen Ergängungsfutters über eine zweite Förderlinie an.
- Toxinlast: Neurotoxische Wirkungen führen zu erhöhter Erregbarkeit und lösen Aggressionsverhalten aus. Mykotoxine beeinflussen die Futteraufnahme und verstärken die Folgen von Durchblutungsstörungen und Infektionen. So entstehen Nekrosen an Ohr- und Schwanzspitzen. Der Juckreiz führt zur Duldung des Benagens und leitet die Beißereien ein. Hoch belastetes Futter sollte vermieden und die DON- und ZEA-Grenzwerte nicht überschritten werden. Ebenso wichtig sind eine gute Futterhygiene sowie saubere Silos.
- Wasserversorgung: Zu wenig oder mangelhaftes Wasser geht zulasten der Gesundheit und des Wohlbefindens. Die Anzahl der Tränken muss ausreichend sein und die Durchflussmengen regelmäßig überprüft werden. Bei Wasser aus dem eigenen Brunnen sollten jährlich Untersuchungen durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Keim- und Bakterienbelastung im Rahmen bleibt. Für eine bessere Wasserhygiene bietet sich der Zusatz von Chlordioxid an.
- Spezialfutter: Einige Firmen bieten Spezialfuttermittel an, die sich zum temporären Einsatz anbieten. Dies können Stresssituationen wie Stallwechsel oder Krankheitseinbrüche sein. Ferner gibt es Produkte, die die Tiere ruhiger halten oder das Risiko von Nekrosenbildung mindern sollen. Diese Futtermittel sind für den Notfall bereitzustellen.
- Fresspläze: Eine Ad-libitum-Fütterung ist positiver anzusehen als die restriktive Fütterung. Sorgen Sie für ausreichend viele Fressplätze, damit das Aggressionsverhalten nicht durch den Futterneid gesteigert wird. Ein Tier-Fressplatzverhältnis von anfangs 1:1 ist optimal. Trockenfutter wird langsamer aufgenommen und führt zu einer ca. 30 % längeren Beschäftigungszeit. Je länger die Tiere mit Fressen beschäftigt sind, desto mehr Ruhe kehrt ein.
Fazit
Eine bedarfsgerechte Nährstoffversorgung mit Energie, Rohprotein und ausreichend Rohfaser ist die Basis für gesunde Schweine. Die Stoffwechselbelastung ist möglichst niedrig zu halten. Mykotoxine im Futter führen ebenso zu Unruhen wie fehlende Futterhygiene. Inhaltsstoffe, die mit Kannibalismus in Verbindung gebracht werden, sind vor allem Natrium, Magnesium und Tryptophan. Auch ist in puncto Kannibalismus eine Ad-libitum-Fütterung günstiger als eine restriktive Fütterung.