Organische Säuren dienen insbesondere zur Futterkonservierung und zur Verbesserung der Futterhygiene. Sie können auch die Tiergesundheit absichern.
Andrea Meyer, LWK Niedersachen
Organische Säuren spielen in der Fütterung von Schweinen seit jeher eine wichtige Rolle. Denn sie reduzieren den pH-Wert und die Pufferkapazität des Futters. Dadurch kann die Keimentwicklung gemindert und die Futterqualität gesichert werden. Neben diesem Effekt bewirkt der Säurezusatz, dass der pH-Wert im Magen gesenkt und somit die Verdauungsvorgänge gefördert werden. Darüber hinaus wirken organische Säuren antimikrobiell, sie hemmen das Wachstum von Bakterien, Schimmelpilzen und Hefen und beeinflussen dadurch die Mikroflora.
Die wichtigsten Vertreter der organischen Säuren sind die Ameisen-, Propion-, Milch-, Fumar-, Sorbin-, Zitronen- und Benzoesäure, wobei oftmals aus Gründen des Arbeitsschutzes auch deren Salze eingesetzt werden. Da die einzelnen Säuren unterschiedlich wirken und hohe Dosierungen der Einzelsäuren die Gefahr bergen, die erwünschte Keimflora im Darm zu reduzieren, werden häufig Kombinationen von verschiedenen Säuren bzw. deren Salzen eingesetzt.
Wichtige Details
- Zur Futterkonservierung: Organische Säuren zählen futtermittelrechtlich zu den Futterzusatzstoffen und werden seit Langem als Konservierungsstoffe eingesetzt. Hierbei nehmen die Propionsäure und deren Salze (Propionate) eine wichtige Rolle ein, da sie eine sehr gute Wirkung gegen Pilze und Hefen besitzen. Da Propionsäure sehr korrosiv und ätzend ist, erfordert ihr Einsatz hohe Sicherheitsmaßnahmen und säurefeste Lagerstätten. Die Salze der Propionsäure sind weder korrosiv noch ätzend und daher besser anzuwenden. Propionsäure ist fester Bestandteil der Feuchtgetreidekonservierung, wohingegen sich die reine Ameisensäure hier nicht bewährt hat.
- Verdauungsfördernd: Der Einsatz von Säuren wird besonders in der Ferkelfütterung angestrebt. Ferkel sind noch nicht in der Lage, genügend Salzsäure im Magen zu bilden. Die Folge sind erhöhte pH-Werte, sodass die Verdauung nicht optimal ablaufen kann. Säuren können die Säurebindungskapazität des Futters und in der Folge den pH-Wert im Magen senken. Dadurch kann die Proteinverdauung stabilisiert werden.
Zu diesem Zweck werden neben Säuren auch spezielle Säurekombinationen eingesetzt. Außerdem führt die Reduzierung des pH-Wertes im vorderen Verdauungsabschnitt zu einem Milieu, in dem sich Schadkeime wie E. coli und Salmonellen kaum noch vermehren können. Die Tiere sind folglich besser vor Durchfallerkrankungen geschützt. Da die Salzsäureproduktion mit dem Alter steigt, nimmt die Wirkung der Säuren bei älteren Schweinen ab.
- Antibakterielle Wirkung: Abhängig von der chemischen Struktur der Säuren lässt sich zugleich eine antimikrobielle Wirkung im Verdauungstrakt erzielen. Entscheidend ist hier das Vermögen der Säure, in möglichst hohen Anteilen in nicht-dissoziierter Form durch die Bakterienzellwände einzudringen und das Säuren-Basen-Gleichgewicht im Zellinnern zu stören, was am Ende zum Zelltod führt.
Während beispielsweise Propion- und Sorbinsäure insbesondere gegen Pilze wirken, wird Ameisensäure erfolgreich gegen Bakterien, wie z.B. Salmonellen und E. coli, eingesetzt. Auch Fumarsäure wirkt überwiegend bakterizid. Durch ihre antimikrobiellen Effekte begünstigen die Säuren die Verdauungsvorgänge, was sich leistungsfördernd auswirkt.
- Niedriger Harn-pH-Wert: Benzoesäure wirkt nicht nur antibakteriell. Als zugelassener Säureregulator senkt sie den pH-Wert im Harn und reduziert dadurch die Ammoniakemission. Niedrige Harn-pH-Werte wirken Harnwegsinfektionen entgegen, die häufig von E. coli-Bakterien und Streptokokken hervorgerufen werden. Insbesondere rund um die Geburt und im Hinblick auf MMA-Vorbeuge spielt dieser Aspekt eine Rolle. Durch den Einsatz der sonst üblichen organischen Säuren lässt sich der Harn-pH-Wert jedoch nicht effektiv absenken, weil sie ganz normal vom Tier verstoffwechselt werden.
- Geschützte Säuren: Viele Versuche in der Ferkelaufzucht zeigen, dass Tageszunahmen und Futteraufwand durch den Einsatz von Ameisen-, Fumar-, Sorbin- oder auch Zitronensäure verbessert werden konnten. Für diese Zwecke sind oft höhere Dosierungen nötig als zur Futterkonservierung. Um eine antimikrobielle Wirkung bis in den hinteren Verdauungstrakt zu erzielen, wird mit fettummantelten bzw. an Glycerin gebundenen Säuren gearbeitet. Diese sogenannten „geschützten Säuren“ passieren unversehrt den Magen und werden später freigesetzt.
- Tränkwasser ansäuern: Auch angesäuertes Wasser soll den Bakteriendruck senken und die Verdauung anregen können. Zu diesem Zweck wird oftmals pulverförmige, wasserlösliche Zitronensäure über den Dosierer eingesetzt. Säurezusätze über das Wasser sollten geschmacksverbessernd sein.
- Arbeitsschutz: Säuren sind hoch korrosiv und können zu starken Verätzungen der Haut, Augen und Atemwege führen. Deshalb sollten Sie unbedingt Schutzhandschuhe, Atemschutzmaske und Schutzbrille tragen. Bei den in der Praxis häufig eingesetzten abgepufferten Säuren ist die Verletzungsgefahr etwas geringer.
- Dokumentation: Verwendet ein Landwirt Säure als Konservierungsmittel z.B. für die hofeigene Mischung, muss er ein vereinfachtes HACCP-Konzept einrichten. HACCP ist ein System der Risikominimierung. Wer die Säure über ein Fertig- oder Mineralfutter einsetzt, ist hiervon befreit. Der Säureeinsatz im Betrieb hingegen ist in einem Formblatt zu dokumentieren, in dem Menge und Art aufgelistet werden. Dieses Protokoll sowie die Belege zum Säurekauf sind fünf Jahre lang aufzubewahren. Sind die eingesetzten Produkte zu anderen Zwecken als zur Konservierung von Futtermitteln zugelassen, kann das vereinfachte HACCP-Konzept nicht angewendet werden.
Fazit
Säuren können sich positiv auf die Futterhygiene auswirken. Hygienisch einwandfreies und gut verdauliches Futter trägt zum Wohl des Tieres bei. Zudem werden durch den Säureeinsatz der pH-Wert im Verdauungstrakt herabgesetzt und die Verdauungsvorgänge stabilisiert. Verschiedene Säuren können außerdem die Zunahmeleistungen insbesondere in der Ferkelaufzucht verbessern und die Durchfallhäufigkeit senken.