Mit der aktuellen AutoFOM-Einheitsmaske werden deutlich mehr Tiere mit Preisabzügen belegt. Was sind die Ursachen? Was muss sich bei der nächsten Masken-Anpassung ändernDie Umstellung zur so genannten Einheitsmaske war ein Paukenschlag. Praktisch über Nacht haben im vergangenen Oktober nahezu alle großen Schlachthöfe im Nordwesten zur AutoFOM-Maske der Westfleisch gewechselt. Für die betroffenen Mäster hat das weitreichende Konsequenzen. Nahezu unvorbereitet müssen sie die Tiere schwerer vermarkten, um Preisabzüge zu vermeiden. Doch die höheren Verkaufsgewichte kosten gerade in Zeiten hoher Futterkosten bares Geld. Denn in der Endmast geht die Futterverwertung kräftig in den Keller. Deutlich weniger Tiere im Optimalbereich Viele Mäster tun sich mit der Anhebung der Verkaufsgewichte auch deshalb schwer, weil sie einen festen Ferkelbezug aufgebaut haben. Denn höhere Ausstallgewichte bedeuten, dass sie die Abteile später räumen und die Ferkel nicht pünktlich abnehmen können. Etliche Betriebe haben sich daher nach einem alternativen Schlachthof mit FOM-Abrechnung umgeschaut. Diese erleben derzeit einen regen Zulauf. Selbst langjährige Stammlieferanten haben „ihrem“ AutoFOM-Schlachthof den Rücken gekehrt und nehmen längere Transportwege in Kauf. Auch finanziell bietet die FOM-Vermarktung derzeit oft Vorteile. So zeigen aktuelle Auswertungen der VzF GmbH Uelzen, dass die Mäster bei FOM-Bezahlung im Schnitt rund 1,4 Cent/kg mehr erlösen als bei AutoFOM-Klassifizierung. Einzelbetrieblich können die Unterschiede noch größer sein. Dennoch: Das Gros der Schweinemäster kommt an AutoFOM nicht vorbei. Neben der Anhebung der Schlachtgewichte müssen sie auch das Verkaufsmanagement anpassen. Denn bei der Einheitsmaske sind die Anforderungen an die Teilstückgewichte höher. Das heißt: Die Mäster müssen die Tiere vor dem Verkauf noch genauer wiegen und sortieren. Trotz des gestiegenen Sortieraufwandes ist der Anteil der Tiere im Optimalbereich der Preismasken seit Oktober letzten Jahres kräftig gesunken. Dies belegen aktuelle Analysen aus VzF-Betrieben, die an den Vion-Schlachthof im niedersächsischen Zeven geliefert haben. In die Auswertung sind monatlich rund 30 000 Einzeltierergebnisse eingeflossen (siehe Kasten auf Seite 16). Übersicht 1 zeigt, dass die Mäster mit der alten AutoFOM-Maske im Schnitt 30 bis 35 % der Tiere im Optimalbereich platzieren konnten. Das heißt: Rund ein Drittel der Tiere waren so genannte Normschweine, bei denen keine Masken-bedingten Preisabzüge erfolgen. Mit der Umstellung auf die Einheitsmaske im Oktober hat sich die Situation dramatisch verändert. Schlagartig ist der Anteil der Normschweine auf etwa 15 % gesunken. Oder anders ausgedrückt: Rund 85 % der abgelieferten Schweine werden seither mit Preisabzügen bei einer oder mehreren Vorgaben der AutoFOM-Maske belegt. Hohe Vorgaben zumBauch-MFA Der größte Knackpunkt ist dabei die Vorgabe von mindestens 53 % Muskelfleischanteil im Bauch. Dieses Kriterium ist für fast 60 % der Preisabzüge bei den Nicht-Normtieren verantwortlich (siehe Übersicht 2, Seite 16). Hinzu kommen jeweils rund 5 % Tiere, bei denen sowohl der Bauch-MFA als auch das Schinken- bzw. Lachsgewicht nicht den Vorgaben der Maske entsprechen. Probleme bereitet vielfach auch das Bauchgewicht von mindestens 14 kg. Für die Mäster sind Abzüge für zu leichte Bäuche besonders schmerzlich, da diese nur noch mit 0,7 Indexpunkten pro kg bezahlt werden. Allein hierdurch können bei einem Basispreis von 1,42 €/kg bis zu 10 € pro Tier verloren gehen! Selten sind das Schinken- und Lachsgewicht die alleinige Ursache für Abzüge. Zusammen gerechnet machen die beiden Kriterien weniger als 5 % der Nicht-Normschweine aus. Es wird deutlich, dass der Fleischanteil im Bauch mit einem Gesamtanteil von rund 70 % mit Abstand am häufigsten Preisabzüge verursacht. Dies liegt daran, dass sich der Bauch-MFA in der Praxis relativ schwer steuern lässt. Mit der Umstellung auf die Einheitsmaske verschärft sich die Problematik sogar. Denn die Tiere müssen seither etwa 2 kg mehr Schlachtgewicht auf die Waage bringen. Und mit der Anhebung der Gewichte geht der Muskelfleischanteil im Bauch naturgemäß zurück. Problematisch ist ebenfalls die Vorgabe von mindestens 14 kg Bauchgewicht. Denn rund 20 % der Schweine erreichen bei den geforderten 53 % Bauch-MFA weniger als 14 kg Bauchgewicht. Für die Mäster ist es schwierig, Tiere mit einem mageren und gleichzeitig schweren Bauch abzuliefern. Das Kunststück bleibt zudem, die Tiere richtig zu sortieren: Sie müssen genug Bauchgewicht bringen, dürfen gleichzeitig aber beim Schinken und Lachs nicht über die Gewichtsgrenzen hinauswachsen. Schon 100 g zu viel Schinken verursachen enorme Abzüge! Man darf den Vermarktungs-Korridor beim Schinken deshalb nicht bis oben ausreizen. Der Maskenschlupf bleibt nahezu konstant Neben der Platzierung der Tiere im Optimalbereich ist für die Mäster natürlich relevant, wie viel Geld sie für ihre Tiere erlösen. Ein guter Maßstab hierfür ist der so genannte Maskenschlupf. Dieser gibt an, wie weit der tatsächliche Erlös unter dem Basispreis liegt. Bei unserer Betrachtung bleiben die Vorkosten außen vor. Zunächst zu den Durchschnittsergebnissen aller VzF-Mäster, die an den Schlachthof Zeven geliefert haben. Bei ihnen betrug der Maskenschlupf im vergangenen halben Jahr zwischen vier und sechs Cent/kg Schlachtgewicht. Im Mittel lag der Auszahlungserlös 4,8 Cent unter dem Basispreis. Wobei die Umstellung auf die Einheitsmaske nur minimale Veränderungen nach sich zog. Allerdings hat die neue Maske einzelbetrieblich große Verschiebungen verursacht. Vor allem in der Umstellungsphase haben etliche Mäster viel Geld verloren. Denn die einschneidenden Anpassungen im Verkaufsmanagement nehmen einige Zeit in Anspruch, so dass in dieser Phase besonders viele Tiere außerhalb des Maskenkorridors lagen. Nicht wenige Betriebe haben so über Wochen nur noch 5 % der Tiere im Optimalbereich vermarkten können und bis zu 5 € pro Tier verloren. Auch heute – also mehrere Monate nach Einführung der Einheitsmaske – sind noch Verschiebungen zu erkennen. Zu den Verlierern gehören Betriebe mit wachstumsbetonten, weniger fleischreichen Herkünften. Profitieren können Mäster, die auch bei hohen Schlachtgewichten sehr fleischreiche Tiere vermarkten. Voraussetzung ist aber, dass sie die Tiere sehr genau sortieren! Viele Betriebe müssen zudem das Vermarktungsintervall z. B. von drei auf zwei Wochen verkürzen. Nur so wird es gelingen, ausreichend Tiere im Optimalbereich der Maske zu platzieren und hohe Preisabzüge zu vermeiden. Doch die Verkürzung der Verkaufsintervalle zieht unweigerlich mehr Verkaufstermine und höhere Vorkosten nach sich. Außerdem verlängern sich die Rüstzeiten. Insgesamt widerspricht dies der Nachfrage der Schlachthöfe nach immer größeren Verkaufspartien und einem geringen Logistikaufwand. Mit Blick auf die vermutlich ab dem Sommer zum Einsatz kommenden neuen Formeln für die AutoFOM-Klassifizierung könnte sich die Problematik sogar verschärfen. So zeigen Auswertungen der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, dass zum Teil gravierende Verschiebungen bei den Teilstückgewichten zu erwarten sind. Besonders stark betroffen ist das Bauch-Gewicht. Neue AutoFOM-Formeln: Bäuche werden leichter Dieses wird auf Basis der neuen Formeln bei typischen Lieferpartien vermutlich um 500 bis 1 200 g leichter ausfallen als bisher! Ohne eine entsprechende Anpassung der Preismasken wird es für die Mäster extrem schwer, die Tiere ohne massive Preisabzüge beim Bauch zu vermarkten. Denn hier greifen bei der Einheitsmaske die stärksten Abzüge. Erwähnenswert ist auch das Schinkengewicht, das mit der neuen AutoFOM-Formel im Mittel 200 bis 250 g leichter ausfällt. Auch dies sollten die Schlachthöfe bei der Planung der neuen Abrechnungsmasken beachten. Denn sonst müssen die Mäster die Tiere noch schwerer abliefern, um das geforderte Zielgewicht zu erreichen. Dies ist bei hohen Futterkosten absolut kontraproduktiv! Positive Veränderungen sind beim Bauch-MFA zu erwarten. Dieser dürfte mit der neuen Formel um 3,5 bis 5,5 % höher ausfallen. Niemand darf aber erwarten, dass die Schlachthöfe dies in voller Höhe an die Mäster durchreichen. Doch die Formel-bedingten Verschiebungen bieten gute Ansätze, die aktuell extrem hoch gesetzten Ziele für den Muskelfleischanteil der Bäuche auf ein praxisnahes Maß anzupassen. Fazit Mit Einführung der AutoFOM-Einheitsmaske sind die Anforderungen an die Mäster stark gestiegen. Sie müssen die Tiere häufiger wiegen und genauer sortieren, um Preisabzüge zu vermeiden. Zudem mussten viele Betriebe die Ver-kaufsintervalle verkürzen. Mittelfristig müssen sie die Fütterung auf mehr Fleisch bzw. weniger Fett einstellen. Trotz der Mehrarbeit platzieren sie im Mittel jedoch nur noch 15 % der Tiere im Optimalbereich der neuen Maske. Dies sollten die Schlachthöfe bei der für den Sommer zu erwartenden Anpassung der Preismasken berücksichtigen. Zielgröße muss ein Anteil von mindestens 20 bis 25 % Normschweinen ohne Preisabzüge sein. Ansonsten ist die Forderung der Schlachthöfe nach immer größeren Verkaufsgruppen und wenigen Verladeterminen kaum erreichbar.