Die Nasenlüftung im Abferkelstall ist beliebt. Doch bei den verschiedenen Varianten sind mehrere Details zu beachten, damit es nicht zu Zuglufterscheinungen kommt.Das Ziel moderner Stallklimatechnik ist es, die notwendigen Luftmengen zugfrei und entsprechend den jeweiligen Ansprüchen vortemperiert zum Tier strömen zu lassen. Welche Temperaturen, Luftmengen und -geschwindigkeiten im Sauen- und Ferkelbereich ideal für die Tiere sind, zeigt Übersicht 1. Generell ist darauf zu achten, dass die Frischluft wenig mit im Stall vorbelasteter Luft verwirbelt wird, um möglichst geringe Keimkonzentrationen zu den Tieren zu bringen. Insbesondere in Abferkelställen werden deshalb in neuerer Zeit gerne so genannte Nasenlüftungen eingebaut, welche die frische Zuluft unmittelbar zur Rüsselscheibe der Sauen leiten. Durch diese optimal konditionierte Luftzufuhr sollen sowohl eine gute Tiergesundheit als auch hohe Leistungen der Sauen im Abferkelbereich sichergestellt werden. Durch den Kühleffekt und den hohen Sauerstoffgehalt der Luft kann zum Beispiel der Stoffwechsel bei hohen Milchleistungen entlastet werden. Nasenlüftungen werden mittlerweile in zwei Varianten im Stall installiert: Entweder wird die Luft über in der Stalldecke eingebaute Zuluftrohre zum Tier geführt. In diesem Fall spricht man von der „Nasenlüftung von oben“. Oder alternativ werden die Rohre unterhalb des Buchtenbodens bis an den Kopfbereich der Tiere herangeführt. Dann spricht man von der „Nasenlüftung von unten“. Zuluft von oben: Rohrlänge begrenzen Die Nasenlüftung von oben wird in der Regel vom Landwirt selber oder dem Stalleinrichter eingebaut. Bei diesem System wird grundsätzlich eine doppelte Deckendämmung zum Schutz vor zu heißer Sommerluft bzw. zu kalter Winterluft benötigt. Eine abgehängte Doppeldecke oder ein gedämmter Dachraum sind hierfür ideal. Für die Zuluftführung werden handelsübliche Kunststoffrohre (KG-Rohre) mit 200 mm Durchmesser verwendet. Die Kunststoffrohre müssen so in die Stall-decke eingebaut werden, dass die Muffenseite ca. 10 bis 15 cm über die abgehängte Decke nach oben hinausragt (siehe Übersicht 2). Dadurch werden ungewollte Kaltluftabflüsse vom Zuluftraum in den Tierbereich vermieden. Zudem verhindert das Muffenstück das Durchrutschen des Rohres durch die Decke. Geringe Luftgeschwindigkeit Das Rohr sollte maximal 80 cm von der Decke nach unten in den Stallraum hineinragen. Das Rohr darf auf keinen Fall länger sein, ansonsten kann sich die austretende Luft nicht genügend auffächern und mit der Stallluft vermischen und Geschwindigkeit abbauen. Bei zu langen Rohren würde man sich zudem ständig den Kopf anstoßen. Bei einem Rohr mit einem Durchmesser von 200 mm und einer Sommerluftrate von 280 m3 je Stunde und Tier wird eine Sommerluftgeschwindigkeit von ca. 2,5 m pro Sekunde an der Austrittsöffnung erreicht. Praxismessungen der LSZ Boxberg bestätigen dies. Bei entsprechender Rohrlänge verringert sich diese hohe Geschwindigkeit bis zum Kopfbereich der Sau durch Verwirbelungen mit der Stallluft dann auf ca. 0,1 bis 0,15 m je Sekunde. Ein idealer Wert! Unbedingt notwendig ist in diesem Zusammenhang auch, für eine gleichmäßige Luftströmung und -verteilung in dem gedämmten Zuluftraum oberhalb des Abteils zu sorgen, da ansonsten die verschiedenen Rohrabgänge mit unterschiedlichen Luftvolumina und Geschwindigkeiten bedient werden. Insbesondere in der Wintersituation würde dies zu Gesundheitsproblemen führen, da im Ferkelschutzkorb keine Ausweichmöglichkeiten für die Sauen bestehen. Wichtig ist auch, dass keine Fehlluftströme zum Ferkelnest hin entstehen, wie dies beispielsweise bei ungleichmäßiger Unterflurabsaugung der Fall sein kann. Somit ist eine Oberflurabsaugung, gleichmäßig in der Mitte des Abteils installiert, zu bevorzugen. Die maximale Absaugtiefe sollte 8 m in alle Richtungen nicht überschreiten. Nasenlüftung von unten: Servicegang als Zuluftkanal Der Einbau einer Nasenlüftung von unten ist grundsätzlich in Eigenregie möglich. Es gibt jedoch auch Anbieter, welche die Zuluftröhren mit standardisierten Austrittsöffnungen in Kombination mit Teilen der Abferkelbucht oder der Güllewanne anbieten. Bei der Nasenlüftung von unten ist eine Grundvoraussetzung für das Funktionieren des Systems, dass die Frischluft von außen unterhalb des Servicegangs in das Abteil gezogen wird. Das heißt, der Kanal unter dem Service- bzw. Kontrollgang im Abteil gehört nicht zum Güllebereich, sondern dient als reiner Zuluftkanal (vergleiche Übersicht 2). Der Servicegang weist in der Regel keine Perforation auf. Dennoch sollte auch dieser mit einem Stöpsel oder einem Schieber an das bestehende Güllesystem angeschlossen sein, um Reinigungsarbeiten zu ermöglichen bzw. zu erleichtern. Die Frischluft wird aus dem Zuluftkanal mit Hilfe von 200 mm großen KG-Rohren unterhalb des Buchtenbodens zum Kopfbereich der Sau geführt. Die Rohre verlaufen dabei quer durch den Güllekanal. Am Kopfende wird die Luft über eine trichterförmige Austrittsöffnung weiter zur Rüsselscheibe der Sau geleitet. Alternativ kann eine Abdeckung mit Lamellenöffnung als Luftaustritt dienen. Letztere Variante bedingt einen Abstand von mehreren Zentimetern zwischen Buchtenbodenelement und Abteilwand, da die Luft von unterhalb des Rostes nach oben in die Lamellenabdeckung geführt werden muss. Dieser Variante ist jedoch der Vorzug zu geben, da sie weniger anfällig für Verschmutzungen und damit für Kontaminationen der Zuluft ist. Auch wird die Frischluft durch die Lamellenöffnung etwas abgelenkt und durch Verwirbelungen in der Geschwindigkeit weiter gesenkt. Die Luftgeschwindigkeiten beim Austritt sind mit denen zu vergleichen, die bei der Nasenlüftung von oben herrschen.j Ein Hersteller bietet auch die Möglichkeit, die Zuluft teilweise direkt an der Unterfläche des Sauenrostes bzw. der geschlossenen Schulterplatte entlangzuführen. Mit diesem System wird dann auch noch ein gewisser direkter Kühleffekt für die Sau über den Boden erreicht. Unterschiedliche Kosten Bautechnisch funktionieren beide Systeme einwandfrei. Bleibt die Frage, was die beiden Systeme kosten? Um dies zu klären, wurde eine Modellrechnung für ein 20er-Abferkelabteil aufgestellt. In der Kalkulation sind die Material- und Einbaukosten mit Nettopreisen berücksichtigt. Für die Berechnung wurden die beiden Kostenblöcke „Abteilzuluft“, „Tierzuluft“ sowie die Gesamtkosten pro Platz separat aufgelistet (siehe Übersicht 3). Beim ersten Kostenblock „Abteilzuluft“ besteht ein Preisunterschied von rund 1 200 €. Bei dem Verfahren Nasenlüftung von oben schlagen die abgehängte Decke mit 2 400 € und die Einbaukosten in Höhe von 600 € zu Buche, so dass insgesamt 3 000 € zu veranschlagen sind. Bei der Variante Nasenlüftung von unten muss eine zusätzliche Wand im Güllekanal eingezogen werden. Bei einem Quadratmeterpreis von 80 € fallen inklusive Einbau und Anschluss zum Güllekeller rund 1 800 € an. Beim zweiten Kostenblock „Tierzuluft“ schneidet das Verfahren Nasenlüftung von oben deutlich preiswerter ab. Das hängt damit zusammen, dass deutlich weniger laufende Meter KG-Rohre benötigt werden. Während bei der Nasenlüftung von oben 80 cm lange Rohre in die Stalldecke gesteckt werden, werden bei dem anderen Zuluftsystem pro Bucht 2,50 m Rohr benötigt. Dazu kommen die Lamellenöffnungen, die 60 € pro Stück kosten. Inklusive Einbau steigen die Kosten für diese Zuluftführung auf 2 100 €. Bei der Betrachtung der Gesamtkosten entsteht ein Differenzbetrag von 600 € zugunsten der Variante Nasenlüftung von oben. Die Kosten pro Platz belaufen sich dementsprechend auf 165 € bzw. 195 € bei der Zuluftführung von unten. Hier machen sich der höhere Materialaufwand sowie die höheren Installationskosten bemerkbar. Wärmetauscher-Effekt senkt Energiekosten Nun sind die Material- und Installationskosten nur ein Teilaspekt. Für die Gesamtbewertung der beiden hier vorgestellten Verfahren müssen weitere Gesichtspunkte berücksichtigt werden. Obwohl die Nasenlüftung von unten mit höheren Baukosten belegt ist, birgt das System Vorteile hinsichtlich der variablen Kosten. So kann zum Beispiel der Stromverbrauch gesenkt werden, da der Unterbau des Gebäudes teilweise als Wärmetauscher für die daran vorbeiströmende Zuluft fungiert (Übersicht 4). Heizkosten im Winter sowie Energie für die Kühlung im Sommer können so eingespart werden. Nach Schätzungen können das bis zu 30 % sein. Auch hygienische Vorteile, also die einfachere Reinigungsmöglichkeit der Zuluftführung bis ins Abteil, sind hervorzuheben. Im Vergleich zu einem oftmals nicht begehbaren Dach- bzw. Zwischendeckenraum lassen sich Betonkanäle relativ einfach säubern. Zudem können die Kanäle mit etwas Wasser geflutet werden, so dass der Kühleffekt noch besser wird. Ein Nachteil im Vergleich zur Nasenlüftung von oben ist allerdings das geschlossene Rohrsystem unterhalb der Abferkelbucht. Kommt es hier zu Schmutzwassereintritten in die Lamellenöffnung während der Abteilreinigung, muss dieses aufwändig aus dem Rohrsystem entfernt werden. Denn Schmutzwasser und dessen Keime führen sowohl im Luftkanal als auch im Rohrsystem zu einer Kontamination der neu einströmenden Frischluft im nächsten Abferkeldurchgang. Bei einigen Einbauvarianten läuft das Schmutzwasser deshalb über ein Gefälle durch das Rohrsystem in den Zuluftkanal unterhalb des Servicegangs. Zu bedenken sind weitere Aspekte: Die gleichmäßigere Luftverteilung innerhalb des Abteils ist bei der Nasenlüftung von unten etwas einfacher, da Luft-Kurzschlüsse mit der Oberflurabsaugung ausgeschlossen sind. Die Nasenlüftung von oben zeichnet sich durch den wesentlich einfacheren Einbau aus. Hinzu kommt die Tatsache, dass bei dieser Variante keine Rücksicht auf das Güllesystem genommen werden muss. So sind zum Beispiel zwei Querkanäle (Wechselstauverfahren) unter den Abferkelbuchten völlig unproblematisch zu installieren, da keine Rohrleitungen das Abfließen der Gülle behindern.