Wie Sie die Stallheizung richtig dimensionieren und wo der optimale Standort ist,zeigen fünf Tipps aus der Praxis.Wärmebedarf genau ermitteln In strohlosen Schweineställen ist eine Zusatzheizung im Winter in allen Haltungsstufen unverzichtbar. Allerdings sind die Temperaturansprüche und damit die notwendigen Heizleistungen sehr unterschiedlich. Hier spielen neben dem Alter und Gewicht der Tiere vor allem die Dämmung des Stalles und die Anordnung der Heizung eine Rolle. Ist die Heizung zu klein ausgelegt, sind Untertemperaturen und starke Temperaturschwankungen vorprogrammiert. Hierdurch steigt die Krankheitsanfälligkeit der Tiere. Ist die Heizung zu groß ausgelegt, treibt dies die Baukosten unnötig in die Höhe. Vor dem Neu- oder Umbau eines Stalles sollte der Wärmebedarf daher genau ermittelt werden. Hierbei sind folgende Punkte zu beachten: In der Ferkelaufzucht lassen sich durch Zonenheizungen oder Wärmetauscher die notwendigen Zusatzheizungen kleiner auslegen. Heizungssysteme sollten so dimensioniert sein, dass auch bei Unterbelegung ausreichend Wärmeenergie zur Verfügung steht. Für Krankheitseinbrüche müssen Wärmereserven zur Verfügung stehen. Bei Warmwasserheizungen können zwei kleinere Thermen häufig günstiger sein als eine große. Hierdurch steigt auch die Ausfallsicherheit. Als Faustzahl gilt in der Ferkelaufzucht und Mast ein Wärmebedarf von 7 kWh pro 100 Tiere. Im Wartestall sind 15 kWh und im Abferkelstall 30 kWh Wärmebedarf für jeweils 100 Sauen einzuplanen. Dennoch sollte man bei der Kalkulation des Wärmedarfs immer einen Fachmann hinzuziehen. Vorraumheizung oft zu teuer Wird die Luft durch den Vorraum oder den Zentralgang in die Abteile gezogen, findet man dort häufig eine Heizung. Sinnvoll ist diese Heizung sicherlich zur Vermeidung von Minusgraden im Gebäude. Das gilt vor allem bei offener Verlegung der Wasserleitungen. Zum Beheizen der Abteile ist die Vorraum-Heizung allerdings nur bedingt tauglich. Denn das System hat mehrere Nachteile: Bei Kammställen saugen immer die Abteile die meiste Luft an, in denen die größten Tiere stehen. Das heißt: Die meiste Wärme wird in die Abteile mit dem geringsten Wärmebedarf geführt. Zentralgänge sind oft schlecht isoliert und verlieren viel Wärme nach außen. Bei einseitiger Erwärmung z. B. mit der Heizkanone erhält man nur eine sehr unbefriedigende Wärmeverteilung auf dem Gang. Am gegenüberliegenden Ende kommt meist zu wenig Wärme an. Die Mehrkosten durch eine falsch ausgelegte bzw. überflüssige Heizung im Vorraum sind nicht zu unterschätzen. So liegt der Wärmebedarf z. B. für ein Aufzuchtferkel bei etwa 20 kWh. Gehen nur 15 % davon durch Wärmeverluste verloren, sind das 3 kWh pro Ferkel. Bei 5 000 aufgezogenen Ferkeln entstehen je nach Brennstoffpreis Jahr für Jahr Zusatzkosten zwischen 500 und 1 000 €. Fakt ist: Bei Mastschweinen oder Sauen ist in der Regel keine Vorraumheizung notwendig – eventuell nur zur Frostvermeidung. Jedoch sind einige Zonenheizungs-Systeme in der Ferkelaufzucht auf eine Zusatzheizung angewiesen. Wenn eine Vorraumheizung notwendig ist, sollte man sie unmittelbar vor die Lufteinlassöffnungen platzieren. Wird die Frischluft über die Stalldecke in den Vorraum geführt, sollte man keine Gaskanonen verwenden. Denn in diesem Fall steigt die warme Luft sehr schnell durch die Lufteinlässe in den Dachboden auf und ist dann verloren. Wichtig ist auch, dass die Zuluftöffnungen groß genug dimensioniert sind. Nur so gelangt auch in die Abteile mit einem geringen Luftanspruch noch genügend Frischluft. Vor allem bei älteren Ställen ist eine Wärmedämmung des Zentralganges bzw. Vorraumes sinnvoll. Werden als Heizsystem im Vorraum Radiatoren eingesetzt, sollte man diese zur Mauer isolieren. Sonst wird das Gebäude erwärmt und nicht die Zuluft. Heizung direkt hinter den Lufteinlass Die Türganglüftung erfreut sich auf Grund der geringeren Investitionskosten besonders in kleineren Abteilen zunehmender Beliebtheit. Allerdings benötigt dieses Lüftungssystem eine angepasste Heizungstechnik. Denn im Winter strömt die Zuluft bei der Türganglüftung nur sehr langsam ins Abteil. Die Folge: Vor allem in die ersten Buchten hinter der Tür gelangt sehr kalte Luft. Das gilt insbesondere, wenn im Vorraum nur eine minimale Aufheizung der eingesogenen Luft erfolgt. Klassische Raumluftheizungen wie z. B. Gaskanonen sind bei der Türganglüftung daher nicht das Mittel der Wahl. Vielmehr sollte die Erwärmung der Zuluft bereits unmittelbar hinter dem Lufteinlass bzw. hinter der Tür erfolgen. Optimal sind hierfür hohe Buchtenwände. Denn so kann die angewärmte Zuluft langsam im Gang aufsteigen und das Abteil gleichmäßig aufheizen. Voraussetzung hierfür ist eine sehr geringe Luftgeschwindigkeit im Futtergang, die maximal 10 % der Luftgeschwindigkeit im Sommer betragen darf. Für die Umsetzung sind je nach betrieblicher Situation verschiedene Lösungen denkbar: Warmluftkonvektoren eignen sich sehr gut zum Einsatz in der Türgangzuluft. Über Wickelfalzrohre kann die Wärme unmittelbar an den Einlasspunkt der Zuluft hinter der Abteiltür transportiert oder längs über dem Futtergang verteilt werden. Bei der Zuführung der Zuluft unter dem Futtergang können dort auch sehr gut Heizregister (Warmwasser) installiert werden. Alternativ kann auch Warmluft unter den Futtergang geführt werden. In der Ferkelaufzucht ist die Türganglüftung auch gut mit einer Zonenheizung kombinierbar. Ziel ist, die Zuluft leicht anzuwärmen. Den Rest der benötigten Wärme muss eine Zonen- oder Raumheizung liefern. Bei der Türganglüftung in der Abferkelung sollte in jedem Fall über den Geburtszeitraum hinter der Sau eine Infrarotlampe hängen. Denn genau dort ist der Einfallbereich der kalten Luft. Besser ist ein zweiter Gang vor den Sauen, über den die Luft direkt zum Kopf der Muttertiere geführt wird. Allerdings steigen hierdurch die Baukosten. Vorlauf-Temperatur begrenzen Die Vorlauftemperatur ist abhängig vom Heizsystem, dem Wärmebedarf und der Brennertechnik. In vielen Betrieben gibt es noch die Vorstellung, dass 90 °C Vorlauftemperatur optimal sind. Der Grund liegt in den alten Schwerkraftheizungen. Diese hatten keine Umwälzpumpe und waren auf hohe Temperaturen angewiesen, um die Wärme zu verteilen. Moderne Brennwertkessel arbeiten mit hohen Temperaturen nicht optimal. Sie werden in der Regel auf Vorlauftemperaturen von 55 °C oder auch nur 30 bis 35 °C ausgelegt. Denn die Brennwerttechnik ist nur effizient, wenn die Vorlauftemperatur niedrig ist. Erst dann kann durch die Kondensation von Wasserdampf die in den Rauchgasen enthaltene Energie zurückgewonnen werden. Hinzu kommt: Bei hohen Vorlauftemperaturen steigen die Wärmeverluste im Heizsystem an. Denn je größer die Temperaturdifferenz zwischen den Leitungen und der Umgebung ist, desto mehr Wärme geht verloren – selbst bei gut isolierten Rohren. Die Vorlauftemperatur lässt sich jedoch nicht beliebig weit absenken. Denn je geringer die Temperatur des Wassers im Heizsystem ist, umso größer müssen die Heizflächen sein. Das heißt: Die Vorlauftemperatur sollte so niedrig gewählt werden, dass die erforderliche Raumtemperatur so eben noch erreicht wird. Sie muss nicht das ganze Jahr über gleich eingestellt sein. Man sollte die Temperatur aber dem unterschiedlichen Wärmebedarf im Sommer und Winter anpassen. Heizungsrohre isolieren! Die Energieverluste durch nicht oder schlecht isolierte Heizungsrohre werden oft unterschätzt. Fakt ist: Je nach Temperatur und Durchmesser kann der Wärmeverlust über den Vor- und Rücklauf 80 bis 150 Watt/Meter betragen. Denn Heizungsrohre funktionieren im Prinzip wie ein Heizkörper. Besonders wenn sie durch unbeheizte Räume oder durch Räume mit hohem Luftwechsel geführt werden, steigen die Wärmeverluste stark an. In Zentralgängen können nicht isolierte Heizungsrohre zwar der Zulufterwärmung zugutekommen. Doch im Sommer sowie in den Übergangszeiten belastet die zusätzliche Wärme eher das Stallklima. Die Isolierung der Heizungsrohre im Zentralgang ist also ein Muss! Wärmeverluste durch die Rohrleitungen spielen aber im Abferkelstall eine Rolle. Meistens werden hier die einzelnen Ferkelnester in Reihe geschaltet und die Rohrleitungen frei von einem Nest zum nächsten geführt. Durch die fehlende Isolierung kommt es zu großen Wärmeverlusten. Zudem belastet die zusätzlich abgegebene Wärme besonders die Sau durch das zu starke Aufheizen des Abteils. Mittlerweile gibt es auch hierfür spezielles Dämm-Material. Es wird als Schlauch über die Leitung gezogen und hält den extremen Anforderungen im Stallbereich mit Mäusefraß und Schadgasen stand.