Ferkelerzeuger Swen Aring hat die Leistungen seiner Sauen in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert. Aring bewirtschaftet im niedersächsischen Melle mit seinen Eltern einen 400er-Sauenbetrieb mit Ferkelaufzucht. Mit einer fruchtbaren Genetik hat sich der Landwirt auf 29,5 abgesetzte Ferkel hochgearbeitet. Um die Ferkelzahlen zu sichern, impft er die Muttertiere gegen PRRS, Parvo-Rotlauf und Influenza und die Ferkel gegen Circoviren und Mykoplasmen. Weiterhin erhalten die Sauen rund um die Geburt täglich etwa 35 g Glaubersalz, um Verstopfungen vorzubeugen. So hält der Praktiker die Zahl der MMA-Erkrankungen gering und sichert die Kolostrumversorgung. Dennoch traten seit Anfang 2012 im Abferkelstall zunehmend Durchfälle auf. Die Ferkelverluste stiegen, die Qualität der Verkaufsferkel ging zurück. Im Februar erfolgte dann die erste Untersuchung von Kottupfern von frisch erkrankten, unbehandelten Saugferkeln. Hierbei ließen sich sowohl ein E. Coli- als auch ein Clostridien perfringens-Stamm nachweisen. Auf Basis beider Erreger wurde die Herstellung eines stallspezifischen Impfstoffs beauftragt. Dieser konnte etwa sechs Wochen später, also ab April 2012 zum Einsatz kommen. Die Sauen erhielten den Impfstoff fünfeinhalb und zweieinhalb Wochen vor Abferkelung. Die erste zweifach geimpfte Gruppe ferkelte im Juni ab. Doch trotz Mutterschutzimpfung blieb die Anzahl erkrankter und verendeter Saugferkel ähnlich hoch. Daraufhin wurde die alpha-Toxin-Aktivität des Clostridien-Stammes überprüft. Je höher die Toxin-Aktivität, desto besser die Impfstoffwirkung. Im vorliegendem Fall war die Toxin-Aktivität mittelgradig, also in Ordnung. Im August erfolgte zur Überprüfung des Impfstoffes erneut eine Untersuchung von vier Kottupfern. Hierbei ließen sich weitere Clostridien-Stämme nachweisen, die allerdings keine bzw. nur eine geringgradige alpha-Toxin-Aktivität zeigten. Diese Stämme wurden daher nicht in den stallspezifischen Impfstoff aufgenommen. Anders war die Situation bei den E. Coli-Bakterien. Hier ließ sich ein weiterer Stamm nachweisen. Tierarzt und Landwirt entschieden daher, die stallspezifische Vakzine um den weiteren E. Coli-Stamm zu ergänzen. Der nachgebesserte Impfstoff wurde erstmals im November 2012 verabreicht. Leider brachte auch dies keine wesentliche Verbesserung der Durchfallproblematik. Deshalb hat der Betrieb verstärkt auf die Verbesserung der natürlichen Immunität der Tiere gesetzt. Hierbei ging es vor allem um zwei Punkte: Trotz aller Maßnahmen stellte sich keine spürbare Besserung ein. Im März 2013 sendete der Tierarzt daher zwei erkrankte Saugferkel zur Sektion. Hier wurde ein weiterer Clostridien-Stamm mit guter Toxin-Aktivität gefunden. Der Impfstoff wurde entsprechend ergänzt und ab Mai 2013 eingesetzt. In der Sektion zeigte sich weiterhin das Bild einer überstandenen, enteralen Virusinfektion ohne Virusnachweis. Der Tierarzt ließ die Kotproben deshalb auch auf Rotaviren untersuchen. Der Nachweis war positiv! Allerdings steht im Handel kein Impfstoff für Schweine gegen Rotaviren zur Verfügung. Deshalb wurde ein entsprechender Impfstoff aus dem Rinderbereich umgewidmet. Dieser Weg hat bereits in anderen Betrieben zum Erfolg geführt. Der Einsatz des Rinderimpfstoffs erfolgt fünfeinhalb und zweieinhalb Wochen vor Abferkelung simultan mit der Coli- und Clostridien-Impfung. Seitdem tritt der Saugferkeldurchfall nur noch bei einzelnen Würfen auf. Die Ferkelqualität ist wieder sehr gut. Die im Wirtschaftsjahr 2012/13 auf rund 28 abgesetzte Ferkel eingebrochene Leistung steigt seitdem wieder an. Im letzten Halbjahr konnte Swen Aring gut 32 Ferkel pro Sau und Jahr absetzen. Im nächsten Schritt will der Betrieb prüfen, ob er möglicherweise auf die stallspezifische Coli- und Clostridien-Vakzine verzichten kann. Hierzu wollen Tierarzt und Landwirt die Impfung testweise z. B. für eine Abferkelgruppe aussetzen. In einem Praxisbetrieb brachte der Einsatz eines stallspezifischen Impfstoffes trotz mehrmaliger Anpassungen keine nachhaltige Linderung der Saugferkeldurchfälle. Den Durchbruch erzielte erst eine Vakzine gegen Rotaviren, die aus dem Rinderbereich umgewidmet wurde. Der Praxisfall zeigt, dass die diagnostischen Ergebnisse zur Herstellung stallspezifischer Vakzine stets kritisch zu hinterfragen sind! Heftiger Ferkeldurchfall Bestands-Vakzine angepasst Immunität gefördert Rota-Viren waren Auslöser Fazit Die Jungsauen sollten früher und stärker immunisiert werden. Hierzu hat Aring Jutesäcke in die Abferkelbuchten gehängt. Diese wurden mit anhaftendem Saugferkelkot den Jungsauen im Eingliederungsstall als Beschäftigungsmaterial zur Verfügung gestellt. Um die Kolostrumaufnahme zu verbessern, hat der Betrieb das Geburtsmanagement optimiert. So erhalten die Sauen nach der Geburt ein Antiphlogistikum als MMA-Metaphylaxe. Zudem werden Sauen mit über 39,2 °C Rektaltemperatur antibiotisch behandelt. -Dr. Laura Strauch, Melle- Im Betrieb Aring traten hartnäckige Saugferkeldurchfälle auf. Erst nach mehreren Anläufen war der passende Impfstoff gefunden.