Familie van Santvoort (NL) tut alles, um die Erregeraus-breitung zu vermeiden. 70 % weniger Antibiotika sind der Lohn.Noch vor zwei Jahren mussten die Holländer Barend und Jan van Santvoort regelmäßig ihre Sauen und Ferkel antibiotisch über das Futter behandeln. Nur so hielt der 700er-Sauenbetrieb aus Nuland (Provinz Nordbrabant) die Darm- und Atemwegsinfekte im Griff. „Die hohen Tierarztkosten und die Kritik am Medikamenten-Einsatz brachten uns aber zum Umdenken“, blickt Jan van Santvoort zurück. Mit dem Hoftierarzt wurde daher ein Konzept entwickelt, das insbesondere auf die Unterbrechung der Erregerketten zielt. Beim Neubau des Warte- und Abferkelbereichs hat der Betrieb deshalb eine Hygieneschleuse integriert. Zudem wurde die Ferkelaufzucht räumlich von den Sauen getrennt. „Wir haben separate Stallkleidung und Arbeitsgeräte für beide Bereiche gekauft. Außerdem arbeite ich fast nur in der Ferkelaufzucht, während mein Sohn die Sauen betreut“, erklärt van Santvoort Senior. Auch im Abferkelstall achtet der Betriebsleiter darauf, dass möglichst wenig Erreger übertragen werden. So hat van Santvoort den Wurfausgleich auf ein Minimum reduziert. Bei den wöchentlich abferkelnden 32 Sauen werden nur bei zwei Würfen Ferkel neu hinzugelegt. Damit dies funktioniert, dokumentiert der Landwirt die Milchleistung. „Sauen mit gutem Gesäuge können auch 14 Ferkel erfolgreich aufziehen“, schildert der Praktiker. Zur Verbesserung der Tiergesundheit hat auch der Verzicht auf die Kastration beigetragen. Insbesondere Streptokokken-Probleme treten weniger auf, seitdem der Betrieb Eberferkel verkauft. Damit die Ferkel in der Aufzucht voll durchstarten, achtet der Landwirt auch auf hohe Absetzgewichte. Kontrollwiegungen haben gezeigt, dass die Saugferkel teils zu langsam bzw. ungleichmäßig wuchsen. Um gegenzusteuern, füttert der Betrieb bereits ab dem vierten Tag hochwertigen Prestarter zu. Am achten Tag stellt er auf ein Produkt um, das breiförmig vorgelegt wird. Mit diesem Konzept nimmt jedes Ferkel 300 bis 350 g Beifutter auf. Und nach 24 Säugetagen wiegen die Ferkel im Schnitt 7,2 kg. In der Aufzucht gilt ebenfalls das Ziel einer geringen Erregerübertragung. Der Betrieb hat daher kleine Buchten gebaut, in denen er jeweils zwei Würfe ohne Durchmischen aufstallt. Außerdem achtet die Familie darauf, dass die Tiere stets genug Platz haben. „Wir verkaufen heute alle drei Wochen 200 Ferkel direkt nach dem Absetzen. Denn bei Überbelegungen im Flatdeck sind Probleme vorprogrammiert“, erklärt Vater Jan. Zum konsequenten Gesundheitsplan gehört weiter, dass sich der Ferkelerzeuger zügig von Problemtieren trennt. So werden Ferkel, bei denen sich nach zwei oder drei Behandlungen keine nachhaltige Genesung einstellt, euthanasiert. Denn sie scheiden verstärkt Erreger aus. Der Erfolg des Hygiene-Konzeptes kann sich sehen lassen: Der Betrieb hat den Verzicht auf Fütterungs-Antibiotika ohne Leistungseinbußen gemeistert. Die Tierverluste blieben mit 10,6 % in der Säugephase und 2 % im Flatdeck stabil. Außerdem kommt der Sauenhalter ohne Ferkelimpfungen gegen Mykoplasmen und Circoviren aus. Um sicherzugehen, hält der Tierarzt den Immunstatus der Ferkel mit Blutproben stets im Auge. Als vorbeugende Maßnahme hat der Betrieb anfangs die einmalige Draxxin-Gabe im Flatdeck beibehalten. Diese ist inzwischen aber eingestellt. „Die Tiergesundheit ist heute so stabil, dass wir uns das leisten können. Wichtig ist aber, dass man die Vorbeuge-Maßnahmen schrittweise abbaut und genau beobachtet, was passiert“, erklärt Barend van Santvoort. Durch den systematischen Abbau der Prophylaxe ist der Antiobiotika-Einsatz drastisch gesunken. Die Niederlande haben als Maßstab die „Tagdosierungen“ etabliert. Mit der Senkung von 40 auf weniger als 10 Tagdosierungen haben die Landwirte den Antibiotika-Einsatz um mehr als 70 % gesenkt. Das spiegelt sich in den niedrigen Tierarzt-Kosten von 32,50 €/Sau wider. Hierbei ist zu beachten, dass der Betrieb auch im Sauenbereich wenig impft. So werden die Altsauen nur viermal jährlich gegen PRRS und Influeza vakziniert. Anfangs hatten die Betriebsleiter ein mulmiges Gefühl, als das Antibiotika-Sicherheitsnetz komplett wegfiel. Heute wissen sie, dass es funktioniert. „Wichtig ist, dass man die Tiere intensiv beobachtet und sofort eingreift, wenn sich Probleme ankündigen“, fasst Barend van Santvoort zusammen. Fred Schnippe, SUS Übersetzt aus Boerderij (NL) Sauen und Ferkel getrennt Keine Überbelegung! Ferkelimpfungen minimiert Nur 32 € Tierarztkosten/Sau