Neben Mykoplasmen und Circo impfen immer mehr Betriebe die Ferkel gegen PRRS und APP. Was steckt dahinter? Wer trägt die Kosten?
Dr. Frank Greshake, REMS
Basis für eine erfolgreiche Mast sind Ferkel mit einem hohen Gesundheitsstatus. Dieser muss bis zum Ende der Mast halten. Nur so sind Tageszunahmen von mehr als 800 g, weniger als 2 % Verluste sowie eine geringe Zahl von Schlachtbefunden zu realisieren.
Kritische Diskussionen um Antibiotika nebst Meldung an die Datenbank steigern die Nachfrage nach hochgesunden Ferkeln zusätzlich. Hierdurch gewinnt der Einsatz vorbeugender Impfungen weiter an Bedeutung.
Myko und Circo sind gesetzt
In der Ferkelerzeugung gehören Impfungen gegen Mykoplasmen und Circoviren weitgehend zum Standard. Nur vereinzelte Betriebe mit Direktbezug oder Kombibetriebe verzichten auf eine der Impfungen. Oft werden die Maßnahmen nach relativ kurzer Zeit wieder eingeführt.
Die hohe Impfdichte belegen auch aktuelle Auswertungen des Rheinischen Erzeugerringes für Mastschweine (REMS). So haben im letzten Wirtschaftsjahr 98 % der REMS-Mäster Ferkel mit Mykoplasmen-Impfung eingestallt (siehe Übersicht 1). Ähnlich stark verbreitet ist mit 92 % die Circo-Impfung. Beide Impfungen haben im Vergleich zum Wirtschaftsjahr 2011/2012 weiter an Bedeutung gewonnen.
Ferkel ohne Schutz gegen Mykoplasmen oder Circoviren sind praktisch kaum noch vermarktungsfähig. Unabhängig vom Gesundheitsstatus des Ferkelerzeugers haben sich deshalb schon vor vielen Jahren die meisten Vermarkter darauf geeinigt, dem Sauenhalter die Impfungen gegen Mykoplasmen sowie gegen Circoviren mit je 1,50 € zu vergüten. Die Impfstoffkosten gehen zu-lasten des Mästers, weil gesundheitliche Probleme überwiegend in der Mast auftreten, weniger beim Ferkelerzeuger. Letzterer schultert den Mehraufwand für die Ausführung der Impfung.
PRRS und APP legen zu
In den letzten Jahren ist der Trend zu weiteren Impfungen zu beobachten. Im Fokus steht das PRRS-Virus. Bei dieser Erkrankung reicht in vielen Ferkelerzeugerbetrieben nicht mehr nur die Sauenschutzimpfung aus. Insbesondere durch neue Erregerstämme wächst regional der Druck in der Mast. Typisch sind hartnäckige Atemwegserkrankungen und Sekundär-Infekte, die antibiotisch zu behandeln sind.
Ähnliches gilt für die APP. Der Erreger ist seit vielen Jahren in bis zu 90 % der Sauenbetriebe anzutreffen. APP führt aber mit regionalen Unterschieden nicht unbedingt zum Krankheitsausbruch. Mitunter treten die Probleme auch nur in der Mast auf. Die Betriebe kämpfen u. a. mit Wachstumsdepressionen und Verlusten, während der zuliefernde Ferkelerzeuger hiervon verschont bleibt. Doch bei akuten APP-Verläufen muss die gesamte Gruppe antibiotisch behandelt werden.
Vor dem Hintergrund der Antibiotika-Diskussion haben die Ferkel-Impfungen gegen PRRS und APP zugenommen. Auch in den REMS-Betrieben haben diese Impfungen an Bedeutung gewonnen. So ist der Anteil der PRRS-geimpften Ferkel binnen drei Jahren von 4 auf gut 20 % gestiegen. Die APP-Impfung war vor drei Jahren praktisch bedeutungslos, heute kommt sie in 5 % der Betriebe zum Einsatz.
Beliebte Impf-Kombinationen
Die zusätzlichen Ferkel-Impfungen werden meist in Kombination mit den beiden Standard-Maßnahmen umgesetzt. So verabreichen heute knapp 15 % der REMS-Betriebe neben den Impfungen gegen Mykoplasmen und Circo-Viren auch die PRRS-Vakzine. In gut 6 % der Betriebe dient die PRRS-Vakzine als Ersatz für die Circo-Impfung (siehe Übersicht 2). Das heißt: Es bleibt bei zwei Impfungen. Hingegen setzen rheinische Betriebe die APP-Vakzine ausschließlich als Ergänzung zu den beiden Standard-Impfungen ein.
Die mit Abstand häufigste Impf-Kombination bleibt mit 72 % die Verabreichung der Mykoplasmen- und Circo-Vakzine. Rechnet man die Betriebe ein, die zusätzlich gegen APP impfen, verkörpert die Myko-Circo-Gruppe inzwischen fast 80 % der Schweinebetriebe aus dem Rheinland. Durch den Ausbau der Impfungen sind die Kosten im Sauenbetrieb erheblich gestiegen. So zeigen Auswertungen der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, dass jedes Mastferkel inzwischen im Schnitt mit Impfkosten von knapp 3,50 € belastet ist. Das ist fast doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Der Kostenanteil der Ferkel-Impfungen ist so auf rund 50 % der Tiergesundheitskosten im Sauenbetrieb gestiegen.
Wer trägt die Kosten?
Insbesondere bei Impfungen gegen APP und PRRS stellt sich die Frage, wer die Kosten trägt. Hierfür wird im Sauen- und im Mastbetrieb per Blut- oder sonstigen Proben analysiert, woher die Erkrankung kommt. In der Regel gilt: Dort, wo das Problem auftritt, muss auch bezahlt werden.
Doch selbst bei alleinigem Nachweis in der Mast muss der Ferkelerzeuger impfen. Nur so lässt sich der korrekte Impfzeitpunkt einhalten. Daraus resultiert, dass der Sauenhalter impft und der Mäster den Impfstoff bezahlt.
Nicht selten müssen sich Ferkelerzeuger und Mäster die Impfkosten teilen. Dies gilt z. B., wenn die Erreger beim Ferkelerzeuger nachgewiesen wurden, aber nur in einem seiner Mastbetriebe die Krankheit auftritt, während der andere Mäster keine Probleme hat.
Die Kosten sind ein sensibles Thema. Mitunter macht es Sinn, Impfpauschalen mithilfe des Vermarkters zu regeln. So wird das Verhältnis zwischen Ferkelerzeuger und Mäster nicht belastet.
Mäster wollen mehr Schutz
Neben den klassischen Impfstoffen kommen zunehmend stallspezifische Vakzine im Sauenbetrieb zum Einsatz. Die Erfahrungen hiermit sind positiv.
Zur Ausweitung der Impfkonzepte hat weiterhin beigetragen, dass die Hersteller neue Vakzine bzw. Kombi-Impfstoffe entwickelt haben. So können die Landwirte auf ein breiteres Produktspektrum zugreifen und Zeiteinsparungen bei der Applikation erzielen.
Eine besondere Situation ist mitunter beim überregionalen Ferkelverkauf gegeben. Hier werden Ferkelerzeuger zuweilen mit der Forderung konfrontiert, bestimmte Impfungen zusätzlich durchzuführen, weil man sonst in der Region die Ferkel nicht vermarkten kann. In Teilen Süddeutschlands gilt dies zum Beispiel für die PRRS-Impfung.
Doch Vorsicht: Den Bestand gegen Krankheiten zu impfen, die im Betrieb gar nicht existieren, ist aus Veterinärsicht problematisch. Praktiker gehen daher mitunter den Weg, an der Verladerampe gegen PRRS zu impfen. Das ist wahrlich keine Standardempfehlung der Fachtierärzte. Geholfen hat die Maßnahme oftmals trotzdem.
Fazit
Die Nachfrage nach hochgesunden Mastferkeln wächst. Vorbeugende Impfungen gewinnen daher an Bedeutung.
So sind Ferkel in rheinischen Betrieben fast flächendeckend gegen Mykoplasmen und Circoviren geimpft. Mit PRRS und APP kommt zunehmend eine dritte Ferkelimpfung hinzu.
Vor dem Hintergrund der Antibiotika-Kontrolle werden stabile Impfkonzepte künftig noch wichtiger.