Tierärzte können mittlerweile neue Langzeit-Antibiotika mit über fünf Tagen Wirkdauer verschreiben. SUS hat mit mehreren praktischen Tierärzten über erste Erfahrungen diskutiert. Z eigen die Ferkel im Aufzuchtstall Anzeichen einer Atemwegserkrankung oder sind Symptome einer Streptokokkeninfektion zu erkennen, muss schnell reagiert werden. Bei entsprechender Diagnose durch den Tierarzt wird dann in der Regel antibiotisch über das Futter oder das Wasser mit Amoxicillin, Lincospectin oder Tetracyclin behandelt. Da im Falle einer Erkrankung aber etliche Ferkel wenig fressen oder saufen, werden gerade die erkrankten Tiere unzureichend mit Medikamenten versorgt. Die Folge können deutlich höhere Verluste sein. Alternativ zur Behandlung über das Futter oder das Wasser lassen sich die betroffenen Tiere per Injektion behandeln. Das hat den Vorteil, dass bereits kurz nach der Behandlung ein hoher therapeutischer Wirkstoffspiegel vorliegt. Die Wirkdauer der bislang verfügbaren Antibiotika- Präparate liegt zwischen ein und vier Tagen. In der Regel ist eine zweimalige Injektion erforderlich. Mittlerweile sind neue, so genannte Langzeit-Antibiotika auf dem Markt, die per Injektion ins Muskelgewebe und in sehr geringen Dosen verabreicht werden. Die derzeit angebotenen Langzeit-Antibiotika enthalten den Wirkstoff Tulathromycin (Produktname Draxxin) bzw. Ceftiofur (Handelsname Naxcel). Das Besondere an beiden Präparaten ist der deutlich verlängerte Wirkspiegel bzw. Depotcharakter im Blut und Zielgewebe. Beide Langzeit-Antibiotika sollen einen Wirkspiegel zwischen fünf und sechs Tagen haben. Zudem soll eine einmalige Injektion ausreichen. So kann der Stress für die Ferkel reduziert und die Arbeitsbelastung für den Landwirt gesenkt werden. Antibiotika-Präparate im Überblick In Übersicht 1 sind Einzelheiten zu den beiden neuen Langzeit- Antibiotika-Präparaten sowie zu weiteren Produkten mit mindestens zweitägiger Wirkdauer dargestellt. Neben dem Wirkstoff sind die Anwendungsgebiete, die Wirkdauer, die Behandlungsdosis und die Wartezeit der verschiedenen Präparate aufgelistet. Zu den Präparaten mit dem Wirkstoff Amoxicillin zählen zum Beispiel das Duphamox LA und das Vetrimoxin LA. Beide Produkte sind unter anderem zur Behandlung von Atemwegserkrankungen zugelassen. Die Wirkdauer liegt bei 48 Stunden, die Wartezeit beträgt beim Duphamox LA 50 Tage, beim Vetrimoxin LA 20 Tage. Die Behandlungsdosis liegt in beiden Fällen bei 1 ml je 10 kg Körpergewicht. Eine 21-tägige Wartezeit ist beim Einsatz von Terramycin LA einzuhalten, beim Oxipra- 200 sind es 26 Tage. Beide Produkte enthalten den Wirkstoff Oxytetracyclin. Die Wirkdauer liegt bei zwei bzw. vier Tagen. Die Produkte lassen sich unter anderem bei Pneumonieproblemen einsetzen. Die Behandlungsdosis liegt beim Terramycin LA und beim Oxipra-200 bei je 1 ml pro 10 kg Körpergewicht. Etwas kürzer sind die Wartezeiten bei den Produkten Nuflor und Norotyl LA, die die Wirkstoffe Florfenicol bzw. Tylosin enthalten. Sie betragen 18 bzw. 12 Tage. Die Wirkdauer beim Nuflor wird mit zwei Tagen angegeben, beim Norotyl LA sind es drei Tage. Die Einsatzmenge liegt bei 1 ml pro 20 kg Körpergewicht beim Nuflor bzw. 1 ml je 7,5 kg Körpergewicht beim Norotyl LA. Beim Nuflor wird außerdem eine zweimalige Injektion ausdrücklich empfohlen. Das ist bei den neuen Langzeit-Präparaten Naxcel und Draxxin anders. Hier soll eine einmalige Injektionsbehandlung ausreichen. Das Naxcel ist zugelassen gegen Streptococcus suis, Hämophilus parasuis, Actinobacillus pleuropneumoniae und Pasteurella multocida. Auch ist der Therapieeinsatz bei Septikämie, Gelenksentzündungen und Polyserositis (Herzbeutel-, Brustfellund Bauchfell-Entzündungen) in Verbindung mit Infektionen durch Streptococcus suis erlaubt. Einsatz schon im Saugferkelalter Eingesetzt werden kann das Mittel bereits im Saugferkelalter zum Schutz gegen Streptokokken. Ein Ziel dieser frühen Behandlung ist unter anderem, die immunologische Lücke nach der Geburt zu schließen. In den ersten Stunden ist die Ferkelhaut noch sehr weich und dadurch dringen Streptokokkenkeime ein. Die Dosis liegt bei 1 ml pro 20 kg Körpergewicht. Bei neugeborenen Saugferkeln sind also nur 0,1 ml für Ferkel bis zu 2 kg Lebendgewicht zu injizieren. Die Wartezeit liegt allerdings bei 71 Tagen! Draxxin ist zugelassen gegen bakterielle Erreger, die vorwiegend bei Atemwegserkrankungen eine Rolle spielen. Dazu zählen Pasteurella multocida, Actinobacillus pleuropneumoniae und Mycoplasma hyopneumoniae. Es soll keine Wirkung bei Streptokokkenproblemen haben. Für das Draxxin gilt prinzipiell dasselbe wie beim Naxcel. Auch dieses Mittel kann schon im Saugferkelalter am zweiten bis dritten Lebenstag injiziert werden. Die Aufwandmenge beträgt 1 ml pro 40 kg Körpergewicht, beim Absetzen mit 8 kg sind demnach 0,2 ml erforderlich. Die Wartezeit liegt bei 33 Tagen. Abgegeben werden dürfen die Mittel ausschließlich zu Therapiezwecken für erkrankte Tiere oder deren Kontakttiere, um eine Ausbreitung der Infektion zu verhindern! Eine vorherige genaue Diagnose und entsprechende Laboruntersuchungen sind notwendig. Eine prophylaktische Abgabe durch den Tierarzt ist verboten. SUS hat sich bei Praktikern und Tierärzten umgehört, welche Präparate sie einsetzen und welche Erfahrungen sie speziell mit den neuen Langzeit-Präparaten bisher gemacht haben. Hält die Wirkung tatsächlich fast eine Woche? Reicht eine Injektion? Lassen sich die sehr geringen Mengen problemlos injizieren? Lesen Sie drei Fallbeispiele aus drei verschiedenen Tierarztpraxen. Marcus Arden - Arden,Marcus -