SUS 05/2020

Schweinestau auflösen!

Volle Ställe wegen der Corona-Krise lässt die Bauern verzweifeln. Ein Kommentar von Fred Schnippe in der neuen SUS.

Nach dem ASP-Ausbruch kommt es für die deutschen Schweinehalter knüppeldick. Die Ferkel- und Schweinepreise sind im Keller.

Trotzdem stockt die Vermarktung. Mäster warten bis zu 14 Tage auf einen Verladetermin. Freie Ferkelpartien sind praktisch unverkäuflich. In vielen Betrieben wird der Platz knapp und es drohen tierschutz-relevante Zustände. Besonders hart trifft es die Sauenhalter.

Als Hauptursache gelten die zu geringen Schlachtzahlen. In der ersten Oktoberwoche lag das Schlachtvolumen rund 100.000 Tiere unter der Vorjahreslinie. Fachleute schätzen, dass aktuell jede Woche rund 70.000 bis 100.000 Schlachtungen fehlen, um alle marktreifen Tiere aufzunehmen. Die Corona-Fälle in zwei norddeutschen Schlachthöfen verschärfen die Lage weiter. So wächst der Schweinestau täglich.

Das Nadelöhr in den Fleischbetrieben ist die Zerlegung. Nach den Corona-Querelen fehlt das Personal an allen Ecken. Gleichzeitig bremsen neue Abstands- und Hygieneregeln die Arbeit. Hinzu kommt: Nach Asiens Importstopp für deutsches Fleisch müssen viele Tiere stärker zerlegt werden, was zusätzlich Zeit kostet.
Jetzt gilt es, die Schlachtzahlen schnellstmöglich zu steigern. Hierfür müssen alle Beteiligten der Fleischkette und die Politik mitziehen:

  • Behörden müssen Schlachthöfen vorübergehend Doppelschichten und das Arbeiten an Sonn- und Feiertagen erlauben. Befristet sind auch die BImSch-Grenzen auszusetzen. NRW zeigt, dass es geht.
  • Bei Kontrollen zum Arbeitsschutz ist Augenmaß gefragt, um den Schlachtprozess nicht unnötig zu bremsen.
  • Die Schlachthöfe sollten ihre Mitarbeiter besser bezahlen. Ohne faire Löhne bleibt der Personalmangel.
  • Die Viehvermarkter müssen ihre Lieferanten in die Pflicht nehmen: Wer Mastschweine anmeldet, muss auch Ferkel aufstallen.
  • Die Mäster sollten sich solidarisch zeigen: Bei Notierungen unter 30 € ist nicht die Zeit, auf fallende Ferkelpreise zu zocken.

Fazit: Die deutsche Schweinehaltung steckt im schwersten Vermarktungsnotstand seit Jahrzehnten. Der ist nur zu meistern, wenn alle Beteiligten entschlossen anpacken. Um den Tierschutz zu wahren, sind schnelle, unbürokratische Lösungen gefragt!