Sozialdumping: Deutsche Schlachter verklagt

Die in letzter Zeit gebeutelte französische Fleischindustrie will der Beschäftigung von billigen ausländischen Lohnarbeitskräften in deutschen Schlachtbetrieben nicht mehr länger tatenlos zusehen. Wie AgE berichtet, hat der zuständige Fachverband SNIV-SNCP deshalb Klage bei der Europäischen Kommission in Brüssel eingereicht. Der französische Fachverband hat derzeit den Vorsitz eines Kollektivs gegen Sozialdumping in Europa. Laut SNIV-SNCP beschäftigen gegenwärtig viele deutsche Schlachthöfe extrem billige Arbeitskräfte, insbesondere aus Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, der Ukraine und sogar aus Russland, deren Löhne deutlich unter der Bezahlung deutscher Arbeitnehmer liegen. Das führe zu enormen Wettbewerbsverzerrungen am Fleischmarkt zugunsten des deutschen Handels, beklagte der Generaldirektor der Organisation, Pierre Halliez.

Halliez zufolge hat das Kollektiv gegen Sozialdumping in Europa die Klage eingereicht, da der deutsche Staat in heimischen Betrieben offensichtlich nicht immer auf die korrekte Umsetzung der nationalen Gesetzgebung dränge. Diese sei wiederum an das EU-Recht gekoppelt. Halliez stellte klar, dass selbst die provisorische EU-Richtlinie vorschreibe, Arbeitnehmer unabhängig von ihrer Nationalität zu den gleichen Bedingungen zu entlohnen wie nationale Arbeitnehmer, die sie ersetzten. Während die Arbeitskräfte in Frankreich einschließlich Lohn und Abgaben rund 20 € pro Stunde verdienten, seien es in deutschen Schlachtereien gerade einmal 7 €, sagte Halliez. Er verwies auf einige große Fleischverarbeiter in Deutschland, die zwischen 80 % und 90 % Ausländer beschäftigten. Aufgrund dieser Tatsache könne von einem Preisunterschied in Höhe von 5 Cent/kg bei Schweinefleisch und von 8 Cent/kg bei Rindfleisch ausgegangen werden.