Tierärzte befürchten Aktionismus

Die Bundestierärztekammer (BTK) hat sich für die Erfassung des Arzneimitteleinsatzes und geringere Antibiotikagaben stark gemacht, warnt aber gleichzeitig vor undurchdachtem Aktionismus. Der BTK-Ausschussvorsitzende für Arzneimittel- und Futtermittelrecht, Dr. Thomas große Beilage, betonte auf der Grünen Woche, Tierärzte seien Auftragsempfänger der Tierhalter und hätten die großen Tierbestände nicht geschaffen. Sie könnten den Betriebsinhabern nur beratend zur Seite stehen. Letztendlich entscheide der Tierhalter, daher müssten auch dort die Veränderungen ansetzen. Große Beilage verwies auf das von der BTK entwickelte Antibiotikakonzept, mit dem die Transparenz verbessert und tragfähige Daten zum Verbrauch erhalten werden sollen. Anonymität und stichprobenartige Prüfungen müssten aufgegeben und stattdessen der verordnende Tierarzt, der behandelte Tierbestand und die Mengen der Arzneimittel fortlaufend erfasst werden. Die Betriebe könnten sich dadurch besser mit anderen Betrieben vergleichen, auch wenn die Auswertung anonymisiert erfolge. 

Aktuell fürchtet die BTK die Veterinäre unter Generalverdacht. Dabei schaffe gerade die Tierärzteschaft seit vielen Jahren Instrumente und Denkanstöße, um einen Beitrag zur Verbesserung der Resistenzsituation und zum Erhalt der Wirksamkeit von Antibiotika zu leisten. Als problematisch sieht der Veterinär vor allem die sog. Turbomast mit fester Mastdauer und strengem Schlachttermin an. Die Behandlung werde teilweise auf die Mindestdauer beschränkt, damit Schlachttage und Abstandszeiten eingehalten werden könnten. Mit der Gesetzesänderung würden jedoch weder der Preisdruck des Einzelhandels auf die Lebensmittelpreise noch die Personalnot der Überwachungsbehörden oder Managementprobleme in der Tierhaltung gelöst. (AgE)