GFE: Proteineffizienz erfordert keine Nettoenergie

Seit einigen Wochen wird in der Branche darüber diskutiert, wie die Futterenergie künftig bewertet werden soll. So haben zwei Futtermittelhersteller angekündigt, ihre Rationen nach Nettoenergie statt Umsetzbare Energie zu optimieren. Jetzt hat sich der Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) zu Wort gemeldet. 

In einer Pressemitteilung geht die GfE  auf die Behauptung ein, dass bei der Futteroptimierung die Verwendung der Nettoenergie als Alternative zur Umsetzbaren Energie per se zu einer Reduzierung der Stickstoffausscheidungen der Schweine und zu einer Verbesserung der Proteineffizienz führe. Dies ist nicht zutreffend, so die GfE. 

Richtig ist, dass insbesondere proteinreiche Futtermittel auf Basis der Nettoenergie energetisch geringer bewertet werden als auf Basis der Umsetzbaren Energie. Für die Reduzierung der Stickstoffausscheidungen und die Verbesserung der Proteineffizienz ist jedoch die Absenkung des Rohproteingehalts in der Futterration, gegebenenfalls unter Verwendung von freien Aminosäuren, die wichtigste Fütterungsmaßnahme. Diese Reduzierung kann sowohl in Verbindung mit der Umsetzbaren Energie als auch der Nettoenergie vorgenommen werden.
 
Mit den Versorgungsempfehlungen für Schweine der GfE stehen alle Daten zur Verfügung, die für eine differenzierende und bedarfsorientierte Protein- und Aminosäurenversorgung heute benötigt werden. Die konsequente Berücksichtigung dieser Versorgungsempfehlungen bei der Rationsgestaltung ermöglicht es, die Stickstoffausscheidung von Schweinen ohne Leistungs­einbußen zu minimieren und die Proteineffizienz zu verbessern.
 
Darüber hinaus wirft die Nettoenergie unter anderem folgende Probleme auf:

  • Die verschiedenen europäischen Nettoenergiesysteme sind untereinander nicht kompatibel.
  • Nettoenergiesysteme sind am Stoffansatz wachsender Schweine abgeleitet worden, werden aber auch auf Erhaltung, Trächtigkeit und Laktation übertragen.
  • Differenzierende Versorgungsempfehlungen für verschiedene Nutzungsrichtungen und in Deutschland verwendete Genotypen stehen nicht zur Verfügung.
  • Faserreiche Futtermischungen werden in Nettoenergiesystemen zum Teil erheblich unterbewertet.
Als Fazit hält der Ausschuss für Bedarfsnormen der GfE fest, dass eine leistungs- und umweltgerechte Nährstoffversorgung der Schweine nicht an ein bestimmtes Energie­bewertungssystem gebunden ist.

SUS hat Fütterungsberater und Experten zum Thema Energiebewertung befragt. Lesen Sie in der Ausgabe 6/15 den Beitrag "Netto-Energie: Fluch oder Segen?" ab Seite 50.