Blackbox für mehr Durchblick und Vertrauen

Formel- und Maskenumstellungen sowie nicht nachvollziehbare Ereignisse rund um AutoFOM haben das Vertrauen in die ordnungsgemäße Klassifizierung strapaziert. Jetzt wird verstärkt die so genannte Blackbox gefordert, ein Datenspeicher für unverfälschte Originaldaten, um Geschehnisse solcher Art rekonstruieren zu können.
Bislang werden Originaldaten aus Klassifizierungsgerät und Waage lediglich auf Endlospapier gedruckt, um dann im Archiv zu verstauben. Die Blackbox hingegen stellt Daten in elektronischer Form zur Verfügung, die zusammen mit dem Einsenderkennzeichen die Grundlage der Abrechnung bilden. Dabei werden Uhrzeit der Klassifizierung sowie nachträgliches Zuordnen einzelner Tiere bei unleserlichem Schlagstempel protokolliert.
Erste Erfahrungen mit einem solchen System hat der Fleischprüfring Bayern gesammelt. Die von IQ-Agrar entwickelte Blackbox hat ebenfalls ihre Praxistauglichkeit bewiesen. Jetzt muss eine Datenbank konzipiert werden, die Speicherkapazitäten für eine gesetzlich geforderte Aufbewahrungsfrist der Daten von drei Jahren vorhält. Auch sind entsprechende Schnittstellen zu schaffen, um die Rohdaten direkt in die vorhandenen Auswertprogramme überführen zu können. Datenschutz und Betriebssicherheit sind ferner durch eine Zertifizierung des gesamten EDV-Prozesses sicherzustellen.Das Ziel ist, nach entsprechender Anpassung des Fleischgesetzes auf die umfangreichen Papierprotokolle zu verzichten. Gleichzeitig sollen Klassifizierungsunternehmen und Überwachungsbehörden in die Lage versetzt werden, über Statistikprogramme die Klassifizierungs- und Verwiegungsergebnisse kontinuierlich zu überwachen. Das (schnelle!) Erkennen systemischer Fehler wäre damit nicht mehr dem Zufall überlassen.
Auch die Mäster profitieren durch den direkten Zugriff auf die Daten nach Grundlage des Fleischgesetzes bzw. der geltenden Rahmenvereinbarungen. Sie erhalten wertvolle Infos zum Verkaufsmanagement. Dazu tragen nicht zuletzt auch der Blick auf die Schlachtzeiten der Tiere sowie Hinweise auf Zuordnungsprobleme bei.Auch wenn noch einige Details zu klären und Vorbehalte zu überwinden sind, kann schon jetzt festgehalten werden: Die Blackbox ist eine wichtige Grundlage für mehr Transparenz und Vertrauen in die Klassifizierung und Verwiegung und damit in die Schlachtschweinevermarktung. Wir benötigen sie – so schnell, so effektiv und so kostengünstig wie möglich!

Kommentar aus der SUS-Ausgabe 2/2012