EU: Haltungskennzeichnung für Fleisch aktuell kein Thema

Dem Wunsch Baden-Württembergs, eine verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung für Frischfleisch einzuführen, steht die Europäische Kommission zurückhaltend gegenüber. Bei einer Diskussionsveranstaltung in der baden-württembergischen Landesvertretung in Brüssel hielt sich Dr. Tim Gumbel von der Kommission mit einer Bewertung zurück. Zudem stellte er klar, dass auf europäischer Ebene ein solches System derzeit nicht angedacht sei. 
Der Amtschef im Stuttgarter Landwirtschaftsministerium, Wolfgang Reimer, warb dafür, Fleisch analog zu Schaleneiern auf einer Skala von 0 bis 3 zu kennzeichnen. Dabei soll die 3 für die Einhaltung der rechtlichen Mindeststandards, die 2 für mehr Platz im Stall sowie erhöhte Anforderungen an die Haltungseinrichtung, die 1 für zusätzlich Auslauf ins Freie und die 0 für Bioware stehen. Nach Einschätzung von Reimer bietet die bereits mögliche Wahl zwischen bio und konventionell keine ausreichende Differenzierung. Gerade in der konventionellen Nutztierhaltung gebe es eine große Bandbreite an unterschiedlich tierfreundlichen Haltungsformen. Diese Unterschiede seien für die Konsumenten jedoch nicht ausreichend ersichtlich, um ihr Kaufverhalten danach auszurichten. Den Vorwurf, das vorgestellte System rücke Ware, die nicht die Auszeichnung 0, 1 oder 2 erhalte, in ein schlechtes Licht, ließ Reimer nicht gelten. Es gebe genügend Kunden, die für die Garantie zusätzlicher Tierwohlaspekte keinen Aufpreis zu zahlen bereit seien. 
Gumbel gab zu bedenken, dass man immer auch die Auswirkungen auf den Binnenmarkt beachten muss. Eine eventuelle nationale Regelung müsste sehr genau darauf ausgerichtet sein, Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Er wies darauf hin, dass das Interesse an zusätzlichen Tierwohlaspekten innerhalb der EU nicht gleichmäßig verteilt sei. Die seit 2004 beigetretenen Mitgliedstaaten hätten gerade erst große Anstrengungen unternommen, um EU-Vorgaben wie die Gruppenhaltungspflicht für Sauen umzusetzen. Dort sei das Interesse an derartigen Vorstößen aktuell sehr gering. AgE