LEH wirtschaftet auf Kosten der Erzeuger

Bei hohem Angebot und schwächelnder Nachfrage durchläuft der Schweinemarkt aktuell eine schwere Preiskrise. Die Lage der Schweinehalter wäre jedoch nicht so dramatisch, wenn die Margenverteilung beim Schweinefleischverkauf gleichmäßiger wäre, schreibt die ISN in einer Pressemitteilung. So kommen vom erzielten Erlös an der Ladentheke inzwischen nur noch 20% bei den Erzeugern an. Rund 80% der Wertschöpfung vereinnahmen die nachgelagerten Stufen. Und das, obwohl insbesondere die Landwirtschaft in den letzten Jahren durch zahlreiche Gesetzesverschärfungen und Auflagen mit gestiegenen Kosten zu kämpfen hat. 
 
Für Matthias Quaing, Marktexperte der ISN,  steht der Lebensmitteleinzelhandel in der Pflicht. „Ein Blick auf die Ladenpreise von Fleisch und Wurst zeigt, dass der LEH die gesunkenen Einkaufspreise mit Ausnahme von einigen Lockvogelangeboten, mit denen das Fleisch mit Preisnachlässen von 50 % und mehr quasi verramscht wird, kaum an die Kunden weiter gibt. Nach unseren Berechnungen ist die Schere zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 70 Cent je kg Schweinefleisch gestiegen“, so Quaing. 
Die Preisschwankungen allein können die Schweinehalter im Rahmen der freien Marktwirtschaft abfangen, die derzeitige Einkaufs- und Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels führt jedoch zu einem Preiskampf, der die Landwirte angesichts der Kostensteigerungen in den Ruin treibt, heißt es weiter.
 
Eine Entwicklung die Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt bei seinem anstehenden Lebensmittelgipfel unbedingt deutlich ansprechen sollte, fordert die ISN. Es gehe bei dem Treffen darum, sich über die Verantwortung jeder einzelnen Stufe und deren Beitrag zu einzelnen Fragestellungen auszutauschen. Deshalb soll auch die derzeitige Misere bei den Erzeugerpreisen für Schweinefleisch ein Thema sein, so das Ministerium dazu.
 
SUS hat sich mit der Entwicklung der Margen in der Schweinefleischkette beschäftigt. Lesen Sie dazu den Beitrag „Macht der Handel kräftig Marge?“ in der SUS 2/2015 ab Seite 58.