Initiative Tierwohl: Mogelpackung oder Fortschritt?

Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes (TSB), Thomas Schröder, hat in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung damit gedroht, aus der Initiative Tierwohl (ITW) auszusteigen. Der Tierschutzbund hadert vor allem mit den Plänen für die Vertragsperiode ab 2018. Aktuell werden dafür die Anforderungen an die teilnehmenden Tierhalter erarbeitet. Die fallen nach Meinung der Tierschützer allerdings viel zu lasch aus und heben sich kaum von den gesetzlichen Vorgaben ab. „Das ist aus Tierschutzsicht nahezu unterirdisch“, kritisierte Schröder. Für ihn haben die Beteiligten allein das Ziel vor Augen, möglichst viele Betriebe in die ITW zu holen. Die eigentliche Frage des Tierwohls bleibt dabei auf der Strecke. Würden die Pläne so umgesetzt, dann stehe man "vor dem größten Verbraucher- und Tierschutzbetrug, den es in Deutschland je gegeben hat", so die drastische Einschätzung des TSB-Präsidenten.
Schröders Aussagen treffen bei Johannes Röring, Vorsitzender des Fachausschusses Schweinefleisch des Deutschen Bauernverbandes (DBV) und Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, auf Unverständnis. Gegenüber top agrar online forderte Röring mehr Geduld vom Tierschutzbund. Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Organen der ITW müsse sich erst noch einspielen. „Zudem muss man sich in einer Projektgruppe auch mit den Geldgebern einigen, in diesem Fall mit dem Lebensmitteleinzelhandel“, so Röring.Nach Ansicht des WLV-Präsidenten ist Schröders Forderung, dass die Landwirte zügiger Kriterien deutlich oberhalb der Gesetzesgrundlagen erfüllen sollen, nicht gerechtfertigt. Es können nur Kriterien umgesetzt werden, für die es auch eine Finanzierung gibt. „Und da macht Schröder bislang keinen Antritt, uns zu unterstützen“, schießt Röring zurück.