Ringelschwanz-Prämie: Erste Masttiere aufgestallt

In Niedersachsen wurden Anfang Dezember die ersten Mastschweine eingestallt, für die das Land dem Halter bei Verzicht auf das Schwänzekürzen eine Tierwohlprämie zahlt. „Das ist ein Paradigmenwechsel im Tierschutz, den wir in enger Kooperation mit den Tierhaltern vollziehen", betonte Landwirtschaftsminister Christian Meyer am vergangenen Freitag in Hannover. Für ihn seien die teilnehmenden Landwirte wahre Vorreiter ihrer Zunft, deren Engagement den Tierschutz bundesweit voranbringen werde. 
Der Verzicht auf das Schwanzkupieren sei jedoch nur durch eine intensive Beratung der Betriebe möglich, weshalb federführend von der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) ein landesweites Expertennetzwerk aufgebaut werde, erklärte Meyer. Das Pilotprojekt „Tierschutz und Tiergesundheit“ soll mit insgesamt 320.000 € über drei Jahre gefördert werden. Der ISN-Vorsitzende Heinrich Dierkes bezeichnete das Netzwerk als wichtig, um die Betriebe zu beraten und die Informationen auszutauschen. „Sonst würden viele einzelbetriebliche Erfahrungen auf den Höfen verbleiben“. Es sollten jedoch möglichst alle Schweinehalter von den Erkenntnissen profitieren, und das über alle Haltungskonzepte hinweg, egal ob Bio oder konventionell, betonte Dierkes. 
Die Netzwerkexperten werden Tierärzte, Berater und Landwirte sein. Fachlich begleitet wird das Netzwerk durch ein wissenschaftliches Gremium unter Leitung des Vorsitzenden der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT), Prof. Thomas Blaha. Dieser stellte klar, dass es bisher keine Patentrezepte gebe und jeder Tierbestand eigene Risikofaktoren für das Schwanzbeißen habe, was betriebsindividuelle Maßnahmen erforderlich mache. „Es ist daher gut, dass das Ministerium dem Expertennetzwerk mit dem Beirat ein eigenes Gremium zur Koordinierung und Auswertung aller notwendigen Maßnahmen hinzugefügt hat."
 
Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Hannover sind fast 250 Anträge von Legehennen- und Schweinehaltern auf die Teilnahme an dem Tierwohlprojekt eingegangen. Gefördert werden im ersten Jahr 108 Betriebe mit rund 112.000 Mastschweinen und 126 Betriebe mit etwa 540.000 Legehennen. „Nach dem ersten Durchlauf soll die Maßnahme mit einem langsam steigenden Gesamtetat dann erneut angeboten werden. Schritt für Schritt wollen wir mehr Tierwohl im Stall fördern", kündigte Meyer an. Für die Schweinehalter stehen im ersten Jahr rund 1,9 Mio. Euro zur Verfügung. Pro Schwein mit intaktem Ringelschwanz wird eine Prämie von 16,50 Euro gezahlt. Der Minister wies noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass es sich im Projekt um ergebnisorientierte Tierwohlprämien handele. Die Ringelschwanzprämie werde nicht allein für den Verzicht auf das Schwanzkupieren gezahlt, sondern für einen intakten Ringelschwanz, der ein anerkannter Indikator für das Tierwohl in der Schweinehaltung sei.  (AgE)