Backhaus: Brand in Alt Tellin als Wendepunkt ​ ​ ​

Bei dem Brand der Schweinezuchtanlage in Alt-Tellin waren vor einem Jahr über 50.000 Tiere verendet.

Der Großbrand in einer industriellen Schweineanlage in Alt Tellin vor rund einen Jahr, bei dem etwa 50 000 Tiere ums Leben kamen, muss zu einem Umdenken bei der Tierhaltung führen. Diese Auffassung bekräftigte Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus am vergangenen Mittwoch bei einer Pressekonferenz, bei der er eine Bilanz des Unglückes zog. „Der Brand hat uns auf dramatische Weise vor Augen geführt, dass industrielle Tierhaltungsanlagen wie in Alt Tellin nicht in unser Land und nicht in diese Zeit passen. Dieser Auffassung bin ich nach wie vor“, betonte der Minister. Sein Haus sei deshalb auf verschiedenen Ebenen aktiv geworden. So befinde sich ein neuer Erlass zum Brandschutz in Tierhaltungsanlagen derzeit in Abstimmung mit dem Innenministerium. Auch sei eine Bundesratsinitiative zur Einführung von Tierobergrenzen in Tierhaltungsanlagen gestartet worden. Brandvorbeugung, Brandbekämpfung und Tierrettung müssten zusammengedacht werden.

„Der Stall der Zukunft wird ganz sicher anders aussehen als die Anlage in Alt Tellin“, machte Backhaus klar. Damit der Weg hin zu mehr Tierwohl, qualitativ hochwertigen Produkten und bezahlbaren Lebensmittelpreisen konsequent weitergegangen werde könne, müssten mehrere Aufgaben angegangen werden. So sollte die Baugesetzgebung so verändert werden, dass sich eine Katastrophe wie in Alt Tellin nicht wiederholen könne. Auch müsse die Bundesregierung einheitliche Bestandsobergrenzen festlegen sowie die regionale Begrenzung des Viehbesatzes auf einen ökologisch vertretbaren Wert von 2 Großvieheinheiten (GVE) pro Hektar prüfen. Erzeugern, die in der Schweinehaltung keine Perspektive mehr sähen, sollte mit einem Herauskaufprogramm ein Angebot gemacht werden. Der Bund muss laut Backhaus auch ein staatliches Investitionsprogramm zur artgerechten Tierhaltung auf den Weg bringen. Dazu gehöre sowohl ein staatlich verbindliches Tierwohllabel als auch eine verbindliche Herkunftsbezeichnung. Nötig sei zudem ein Beschleunigungsgesetz zum Umbau der Tierhaltung. Gebraucht werden laut Backhaus „grundlegende Veränderungen in diesem Bereich“. Neue gesetzliche Rahmenbedingungen müssten jedoch in einem demokratischen Prozess herbeigeführt werden, was meist nicht von heute auf morgen gehe. AgE