Mäster der Goldschmaus-Gruppe profitieren, wenn sie Futtervergeudung vermeiden. Dr. Gerald Otto erklärt, welche Ziele sein Unternehmen damit verfolgt.
Heinrich Niggemeyer, SUS
Die Goldschmaus Gruppe hat ein Anreizsystem für die Futterverwertung eingeführt. Welche Ziele verfolgen Sie damit?
Otto: Zunächst wollen wir eine stärkere Auseinandersetzung mit dem Leistungsmerkmal anregen. Denn die Futterverwertung ist ein entscheidender Faktor für die Wirtschaftlichkeit in der Schweinemast. Hier hat die Erzeugerstufe noch Potenzial. Zusätzlich ist sie auch unter Nachhaltigkeitsaspekten zu betrachten. Die Vorteile einer guten Futterverwertung wollen wir gemeinsam mit den Erzeugern für das Qualitätsfleischprogramm „Die Marke der Bauern“ besser nutzen.
Was bedeutet eine Verringerung der Futterverwertung von 0,1 Punkten für den Mäster?
Otto: Überschlägig entsprechen 0,1 Punkte einer Futterersparnis von 9 kg je Mastschwein. In der Summe entspricht dies bei kalkulierten mittleren Futterkosten von 0,24 € je kg Futter be-reits einem Vorteil von 2,3 Cent je kg Schlachtgewicht.
Und was bedeutet sie für die Umwelt und für die Nachhaltigkeit?
Otto: Auch hinsichtlich der Umweltwirkung fällt natürlich als Erstes die Futterersparnis ins Auge. Weniger Futtermittel bedeutet Ressourcenschonung durch einen geringeren Futterflächenbedarf. Neben dem geringeren Input ist in unserer Region der geringere Output von Nährstoffen in Form der Gülle besonders wichtig. Die aktuelle Diskussion um die Düngeverordnung unterstreicht dies.
Wann sind Sie mit dem Programm gestartet? Wie viele Betriebe machen mit?
Otto: Das Programm wurde im Herbst 2018 etabliert. Aktuell sind circa 150 Betriebe aktiv dabei.
Welche Daten muss der Betrieb liefern?
Otto: Der Landwirt erklärt seine Bereitschaft, am System teilzunehmen, und liefert im Rahmen der obligatorischen Betriebszweigauswertung Daten zu Tierbewegungen, Verlusten und Futtermengen.
Wer wertet diese aus?
Otto: Die Auswertung ist an die Beratungsgesellschaft Nachhaltige Landwirtschaftliche Wertschöpfung GmbH vergeben.
Wer ist bonusberechtigt? Und wie hoch ist der Bonus?
Otto: Der Bonus ist den Erzeugern für das Qualitätsfleischprogramm „Die Marke der Bauern“ vorbehalten. Der monetäre Anreiz ist einfach aufgebaut. Wird eine Futterverwertung von 1:2,8 oder besser erreicht, erhält der Landwirt rückwirkend 1 Cent je kg Schlachtgewicht. Die Auswertung erfolgt nach jedem Mastdurchgang bzw. nach jedem Quartal.
Bleiben die Auszahlungsmodalitäten fix?
Otto: Das Programm ist flexibel gestaltet. So wird noch in diesem Jahr der Schwellenwert für Futterverwertung von 1:2,8 auf 1:2,75 angepasst.
Welche Hebel gibt es, den Futterverbrauch je kg Zuwachs zu verbessern?
Otto: Neben dem Futter an sich, das optimal auf die Ansprüche der Tiere abgestimmt sein muss, spielen auch die Futterhygiene und die Art der Futtervorlage eine Rolle. Wenn das Futter beispielsweise nicht vom Mastschwein aufgenommen wird, sondern ungenutzt in der Gülle landet, belastet dies die Bilanz. Neben der Buchtengestaltung und dem Trogdesign spielen auch Aspekte des Managements eine Rolle. Nicht zuletzt ist es eine Frage der Tiergesundheit, wie viel Futter das Schwein je kg Zuwachs benötigt. Auch hier gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten.
Die Futterverwertung lässt sich auch über die Energiedichte im Futter steuern. Befürchten Sie diesbezüglich nicht Fehlentwicklungen?
Otto: Die Futtermittel müssen sich im Rahmen der Vorgaben der Ausschreibung der Erzeugergemeinschaft bewegen, sodass völlige Ausreißer ausgeschlossen werden. Zudem haben die Landwirte die Futterkosten je kg Zuwachs im Blick und vermeiden Luxuskonsum. Sollten dennoch negative Effekte auftreten, sind wir flexibel genug gegenzusteuern.
Welche Rolle spielt das Vermarktungsmanagement?
Otto: Leichtere Tiere haben sicherlich einen Vorteil. Die Ablieferungsgewichte der Mäster haben allerdings gezeigt, dass sich durch das Anreizsystem Futterverwertung die Vermarktungsstrategie nicht gegen die eigentlichen Maskenvorgaben entwickelt.
Gibt es aus Ihrer Kundschaft positive Reaktionen?
Otto: Ja. Ressourcenschonung ist vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeitsdebatte positiv besetzt. Hinzu kommt, dass die Nutzung von Anreizen anerkannt wird. Diese Erfahrung haben wir schon bei der Einführung des Tierwohlbonus der Goldschmaus-Gruppe im Jahr 2015 gemacht.