Alexander im Brahm vermarktet seine „Ruhrtaler Freilandschweine“ an Fleischereien und Lebensmittelhändler im gesamten Ruhrgebiet. Die Nachfrage kann er kaum decken.
Michael Werning, SUS
Deine Schweinehaltung kann man als unkonventionell bezeichnen, oder?
Auf jeden Fall. Wir richten unsere Schweinefleischerzeugung allerdings nicht nach den Vorgaben von irgendwelchen Tierwohl- oder Biolabeln aus. Wir halten die Tiere so, wie wir meinen, dass es gut ist. Und da ist für uns die Freilandmast von unkupierten Ferkeln in mobilen Zeltställen in puncto artgerechter Haltung das Nonplusultra.
Wie bist du auf dieses Haltungssystem gekommen?
Ich habe Agrarwissenschaften in Osnabrück studiert und während der Semesterferien zwei Monate auf einem großen Schweinebetrieb mit Freilandhaltung in England gearbeitet. Diese Art von Schweinehaltung hat mich so begeistert, dass ich noch während des Studiums 2017 die Marke „Ruhrtaler Freilandschwein“ gegründet habe. Angefangen mit 120 Mastschweinen halten wir bald auf zwei Standorten 1760 Tiere.
Diese aufwendige Haltung setzt eine besondere Vermarktung voraus…
Wir vermarkten wöchentlich das Fleisch von circa 65 Schweinen an über 35 Lebensmittelgeschäfte bzw. Fleischereien im Ruhrgebiet. Unser Markenfleisch kommt sehr gut an und die Nachfrage ist so groß, dass wir interessierte Händler auf eine Warteliste setzen müssen. Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir unsere Geschäftspartner strategisch auswählen können. Passt die Chemie zwischen uns und dem Händler? Können wir durch eine Kooperation ein neues Vermarktungsgebiet erschließen? Und ganz wichtig: Ich muss niemanden beliefern, der nicht einen Preis zahlt, mit dem wir unsere Kosten decken und einen unternehmerischen Gewinn erwirtschaften können.
Hast du einen engen Kontakt zu deinen Handelspartnern?
Ja. Allein schon wegen der individuellen Wünsche, was die Bestellmengen aber auch die Fleischzuschnitte angeht. In diesen Prozess ist auch der mittelständische Schlachthof, wo die Tiere in einem besonders schonenden Verfahren betäubt und getötet werden, der Zerlegebetrieb sowie die Logistik eng eingebunden. Ich bringe mehrmals wöchentlich die Schweine selbst zum Schlachthof. Das ist ein großer organisatorischer Aufwand und Absprachen sind immens wichtig.
Welche Erfahrungen machst du im Umgang mit Verbrauchern?
Immer mehr Menschen wollen wissen, wie die Tiere gehalten werden. Deshalb versuchen wir unsere Erzeugung möglichst transparent zu machen. Seit kurzem können die Kunden in einigen Filialen über sogenannte Tierwohlkameras in unsere Ställe gucken. Wichtig sind auch die Schulungen des Verkaufspersonals, die ich auf unserem Betrieb durchführe. Eine Erfolgsgeschichte ist unser Tag des offenen Hofes, an dem wir beim letzten Mal mehrere tausend Leute begrüßen durften.