Gesa Langenberg will mit einer tierwohlorientierten und umweltschonenden Mast mehr Wertschöpfung erzielen. Auf YouTube erreichen ihre Videos zehntausende Menschen.
Michael Werning, SUS
Wie sah Dein Weg in den Familienbetrieb aus?
Mir war es wichtig, außerhalb unseres Betriebes und unabhängig von der Familie, Erfahrungen zu sammeln. Nach meinem Agrarstudium in Göttingen und Valencia habe ich nur halbtags zu Hause gearbeitet und eine Wohnung im Dorf bezogen. Über drei Jahre arbeitete ich daneben als Referentin für Politik und Öffentlichkeitsarbeit bei der ISN. Nach dieser spannenden Zeit habe ich die Leitung unseres Betriebes übernommen und wohne heute mit meinem Mann und unserem Sohn auf dem Hof. Meine Eltern wohnen in der Nähe und unterstützen uns sehr.
Wie gehst Du mit der aktuellen Krise um?
Wie viele andere junge Schweinehalter habe ich eine so dramatische Situation noch nicht erlebt. Und ich schließe mich da den Branchenexperten an, dass die Preisschwankungen der letzten Jahre über den bekannten Schweinezyklus hinausgehen. Das gilt für die Hochpreise vor zwei Jahren genauso wie für die aktuelle Misere. Um gegen diese Volatilität eine gewisse Resilienz zu entwickeln, versuche ich meine Erzeugung und Vermarktung vom Massenmarkt und damit auch vom Export zu lösen.
Wie willst Du das bewerkstelligen?
Ich baue zurzeit Ausläufe an einen Stall und schaffe Funktionsbereiche mit Kot-Harn-Trennung, um den Zielkonflikt Tierwohl vs. Umweltschutz zu lösen. Falls sich das Konzept bewährt und ich eine faire Bezahlung erhalte, baue ich weitere Ställe um. Ob das angesichts des sinkenden Fleischverzehrs und Entwicklungen wie In-vitro-Fleisch unseren Betrieb langfristig zukunftsfähig macht, kann ich heute nicht sicher sagen. Für die nächsten Jahre sehe ich es aber als den richtigen Schritt an.
Wie ist der YouTube-Kanal „Hundert Hektar Heimat“ entstanden?
Die Idee dazu kam vom Online-Kanal FUNK. Die Macher des Formats haben gefragt, ob ich mir vorstellen kann, daran mitzuwirken. Das hörte sich für mich spannend an und wir sind jetzt in der ersten Runde vier Landwirte, die zu verschiedenen Themen Videos drehen.
Wie sehen die Inhalte aus und wer ist Eure Zielgruppe?
Die Themen reichen von Bauernhofkinderbüchern über den Hofalltag bis hin zur Agrarpolitik. Unsere Zielgruppe sind Landwirte und die ländliche Bevölkerung, aber ich freue mich auch über jeden urban geprägten Zuschauer. Die sind zwar mit unseren Themen schwer zu erreichen. Das Feedback und die Kommentare aus dieser Gruppe sind aber sehr interessant und häufig sachlich bzw. vernünftig formuliert. Den gleichen Anspruch haben wir auch für unsere Videos. Wir wollen die Themen positiv, sachlich und informativ vermitteln. In manch anderen Agrarblog überwiegen leider Frustration und Vorwürfe an die Gesellschaft.