Christoph Becker hat seine Schweinehaltung mit viel Ehrgeiz und Erfindungsreichtum voll auf Tierwohl getrimmt. Nun hat er für seinen „Schweine-Buzzer“ einen Preis erhalten.
Michael Werning, SUS
Das Tierwohl spielt bei dir eine besondere Rolle. Wie hat sich das entwickelt?
Bereits Anfang der 2000er-Jahre bauten meine Eltern einen Außenklimastall für 750 Mastschweine. Im Jahr 2010 übernahm ich den Betrieb und zwei Jahre später schlossen wir uns dem Label des Deutschen Tierschutzbundes an. Vor fünf Jahren folgte der Einstieg bei der ITW und seit 2017 mästen wir unkupierte Tiere und erhalten dafür eine Ringelschwanzprämie. Ab diesen November vermarkten wir unsere Tiere zudem über die Tierwohlsparte des Schlachthofes Brand aus Lohne.
Du hast den Tierwohl-Innovationspreis der ITW gewonnen. Mit welcher Idee konntest du die Jury überzeugen?
Im Jahr 2019 belegte ich mit einer besonderen Buchtenstrukturierung in meinen Altgebäuden den dritten Platz. In diesem Jahr konnte ich mit dem „Schweine-Buzzer“ den Wettbewerb gewinnen. Die Schweine schieben dabei mit ihrem Rüssel einen in einem Edelstahlrohr geführten PVC-Pfahl hoch, der wiederum einen Pilztaster (Buzzer) auslöst. In meinem Stall fließt über diesen Mechanismus eine kleine Menge Wasser in ein fast ebenerdiges Becken. Alternativ kann man so auch eine Nebeldusche auslösen oder Raufutter rausfallen lassen.
Deine Erfahrungen bringst du in zahlreichen Netzwerken und Initiativen ein.
Ich bin im Niedersächsischen Landvolk und im DLG-Fachausschuss Schwein ehrenamtlich tätig. Ein absolutes Aha-Erlebnis war die Teilnahme am Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz des BLE. Hier auf 15 gleichgesinnte Schweinehalter zu treffen, die mit innovativen Ansätzen das Tierwohl weiterentwickeln wollten, hat mir unheimlich viel gebracht.
Auf Facebook postest du viel aus dem Stall. Wie sind die Reaktionen?
Positiv. Mein Vorteil ist, dass ich mit der Auslaufhaltung ein tolles Motiv habe. Das ist auch meine Erfahrung mit Hofbesuchern. Sobald Außenklima und Stroh im Spiel sind, tauchen kaum kritische Fragen zu Kastration oder Schwanzbeißen auf. Dazu kommen Aktionen wie unsere „Weihnachtsbaum-Fütterung“ im letzten Januar. Ich lud die Leute ein, ihren Tannenbaum herzubringen und in den Auslauf zu werfen. Gerade die Kinder hatten viel Spaß und die Tiere natürlich auch.
Wie sieht deine betriebliche Zukunftsplanung aus?
Ich möchte den Schweinebestand nicht erhöhen, sondern eher noch weiter am Tierwohl und der Wertschöpfung arbeiten. Als kleines Nebenprojekt habe ich mir die Technik und den Namen „Schweine-Buzzer“ patentieren lassen. Zusammen mit einem Unternehmen baue ich gerade den Vertrieb auf. Interessierte Schweinehalter können sich aber gerne bei mir melden.