Niko Brand führt in vierter Generation einen Schlachthof. Er arbeitet eng mit Schweinehaltern zusammen, die auf ihren Betrieben verschiedene Tierwohlkonzepte umsetzen.
Michael Werning, SUS
Du führst einen mittelständischen Schlachthof. Wie nah bist Du an der Produktion dran?
Trotz aller Aufgaben als Geschäftsführer begleite ich die Produktion noch sehr intensiv. Natürlich bestimmen eher Schreibtischarbeit und Meetings meinen Kalender. Aber ich empfinde es als sehr reizvoll einen Landwirt mit einem innovativem Stall oder einen Wursthersteller mit neuen Produktideen zu besuchen. Daneben bin ich insbesondere in die technischen Abläufen in unserem Betrieb involviert und bringe mich direkt ein. Ich bin sehr froh, dass ich meine Arbeit so ausloten kann.
Deine Branche musste in der Corona-Krise viel Kritik einstecken. Wie seid Ihr damit umgegangen?
Mit gesundem Menschenverstand. Es bringt nichts, in so einer Situation in Aktionismus zu verfallen. Wir haben immer ruhig und informationsbasiert reagiert. Das Problem in der Krise war, dass keiner wusste, wie genau damit umzugehen ist. Unser Wissen zur Pandemiebekämpfung mussten wir uns hart erarbeiten. Kritiker gibt es immer und überall – die müssen aber auch keine Verantwortung für Mitarbeiter und die Versorgung der Bevölkerung übernehmen. Wir haben Kritik aufmerksam und mit gesunder Distanz wahrgenommen.
Wie sieht Eure Zusammenarbeit mit den Schweinehaltern aus?
Mein Eindruck ist, dass die Bedeutung einer gewachsenen Partnerschaft in den vergangenen Monaten deutlich dazugewonnen hat. Wir wollen unseren landwirtschaftlichen Partnern auf Augenhöhe begegnen und sie unterstützen. Außerdem kommen wir insbesondere bei unseren zahlreichen Spezialprogrammen ohne das Know-how unserer Landwirte nicht mehr aus.
Wie behauptet Ihr Euch im Wettbewerb mit den großen Schlachtern?
Wir erledigen die Arbeit, die größere Schlachthöfe nicht machen wollen oder können. Wir kümmern uns um die kleinen Markenprogramme, den Metzger in der Innenstadt sowie den Landwirt mit Außenklima und Spezialgenetik. Wo andere abwinken, da fangen wir erst an. So eine Pionierarbeit ist zwar aufwendig, führt aber zu einer großen Anerkennung im Markt, die über viele Jahre anhält und wächst.
Vorausblick – wo steht die Schweinebranche in zehn Jahren?
Ich rechne damit, dass die Haltungsform Stufe 2 den Markt dominiert, während Stufe 3 bzw. 4 keine Nische mehr darstellen und auf einen Anteil von 10 bis 20% kommen. Die Fleischersatzprodukte werden weitere Marktanteile gewonnen haben. Der Markt reagiert mit Differenzierung auf den sinkenden Konsum und die verbliebenen Akteure arbeiten transparent und gesellschaftsoffen an neuen Ideen zur Tierhaltung.