In der Absetzphase hat eine optimale Futteraufnahme hohe Priorität. Entsteht ein Energiedefizit, sind die Tiere anfällig für Krankheiten.
Das Absetzen von der Muttersau ist die schwierigste Phase im Leben eines Schweines. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das Futter. Denn mit dem Wechsel in die Aufzucht fällt die Muttermilch als Hauptnahrung weg und die Ferkel müssen sich von heute auf morgen auf festes Futter als alleinige Energiequelle umstellen.
Pellets bevorzugt
Die entscheidende Frage ist: Wann beginnen die abgesetzten Ferkel zu fressen? Eine späte Futteraufnahme bremst nicht nur das Wachstum. Vielmehr fallen die Ferkel in ein Energieloch, wodurch ihre Krankheitsanfälligkeit steigt. Gleichzeitig können sich die Ferkel nach der längeren Hungerphase überfressen. Dies löst sehr häufig Durchfallerkrankungen aus.
- Prestarter: Um das Absetzen zu erleichtern, sollten Sie den Ferkeln früh festes Futter anbieten. Das Beifüttern von Prestarter ab der zweiten Säugewoche hat sich bewährt. Allerdings lässt es sich aufgrund der relativ geringen Futtermengen und teils großen Futterverluste schwer nachhalten, ob und welche Ferkel wirklich Prestarter aufgenommen haben. Fakt ist jedoch, dass die „Fresser“ zügiger nach dem Absetzen festes Futter aufnehmen als Wurfgeschwister, die während der Säugephase keinen einzigen Krümel Prestarter gefressen haben.
- Pellets: Die Ferkel müssen zunächst das Kauen lernen. Denn im Gegensatz zum Saugen an der Zitze ist dies kein angeborener Reflex. Das angebotene Futter soll anfangs nicht sättigen, sondern den Spieltrieb der Tiere ansprechen. Tatsächlich beschäftigen sich selbst die erst wenige Tage alten Ferkel sehr intensiv mit dem Beifutter, indem sie es anknabbern oder umhertragen.Gerade in der frühen Lernphase ist pelletiertes Beifutter attraktiver als mehlförmiges oder flüssiges. Dabei nehmen junge Ferkel große Pellets besser an als kleine.
Von der Mutter lernen
- Frisch: Neben der Struktur kommt es auf den Geruch und die Schmackhaftigkeit bzw. Frische des Beifutters an. Ziel ist, das Futter zweimal täglich neu vorzulegen. Vor der Futtervorlage sollten Sie Futterreste oder Verschmutzungen im Trog entfernen.
- Lerneffekt: Nicht zu unterschätzen ist zudem der Einfluss der Muttersau auf das Fressverhalten der Saugferkel. Denn wie in der Natur imitieren die Ferkel das Verhalten der Mutter. So lernen die Ferkel, was gut für sie ist oder was giftig sein könnte.
Für das Beifüttern im Abferkelstall lassen sich daraus praktische Tipps ableiten: Platzieren Sie die Futterschalen immer im Kopfbereich der Sau. So können Sau und Ferkel eng beieinander fressen und die Schalen verschmutzen weniger.
Füttern Sie die Ferkel zur selben Zeit wie die Sau. Fressgeräusche der Mutter locken die Ferkel an den Trog. Und füllen Sie in den ersten Tagen das Sauenfutter in die Ferkelschalen. Die Ferkel erkennen das Futter am Geruch.
- Gleiches Futter: Auch nach dem Umstallen in die Aufzucht gilt es das Fressen weiter zu unterstützen. Daher sollten die Ferkel in den ersten Tagen im Flatdeck das gleiche Futter erhalten wie in den letzten Tagen bei der Sau. Vorteilhaft ist zudem, das Futter in den gleichen Schalen anzubieten wie im Abferkelstall. So erkennen die Ferkel das Futter und den Trog wieder und fangen schneller an zu fressen. Werden die Tröge im Abferkelbereich mit Spielzeug oder Seilen kombiniert, ist die Wiedererkennung noch sicherer.
Zusätzliche Futterschale
- Fressplätze: Wichtig ist außerdem, dass den abgesetzten Ferkeln genügend Fressplätze zur Verfügung stehen. Denn im Alter von vier Wochen können Ferkel lediglich 3 bis 4 g trockenes Futter pro Minute aufnehmen. Das heißt: Für die Aufnahme ihrer Tagesrationen benötigen die jungen Ferkel mehr als zwei Stunden Zeit. Herrscht Platzmangel am Trog, bekommen einzelne Tiere zwangsläufig zu wenig Futter. Ideal ist in der ersten Phase ein Tier-/Fressplatzverhältnis von 2:1.
Um dies zu ermöglichen, sollten Sie in der ersten bis zweiten Aufzuchtwoche neben den fest installierten Trögen zusätzlich Schalen in der Bucht aufstellen. Im Idealfall stehen diese an verschiedenen Stellen, sodass die Tiere beim Erkunden der Bucht immer wieder darauf treffen.
- Wasseraufnahme: Zu beachten ist weiterhin, dass Ferkel mit der Umstellung auf festes Futter deutlich mehr Wasser benötigen. Die regelmäßige Kontrolle der Tränken und Wasserqualität ist daher ein Muss. Ratsam ist, nach dem Absetzen zusätzlich Wasser in Schalen anzubieten. Fehlt Wasser oder schmeckt es nicht, fressen die Ferkel sofort weniger.
Licht gegen Angst
- Nachtbeleuchtung: Weitere Maßnahmen zur Stimulierung der Futteraufnahme zum Absetzzeitpunkt können die ganztägige Beleuchtung im Flatdeck sein. So bekommen insbesondere ängstliche Ferkel die Möglichkeit, nachts zu fressen. Doch die Stallbeleuchtung sollte nur in den ersten beiden Nächten eingeschaltet bleiben. Danach müssen die Tiere ihren gewohnten Tag-Nacht-Rhythmus finden. Allerdings hat sich für die Folgezeit durchaus eine Orientierungslampe bewährt.
Fred Schnippe, SUS