Eine Studie zeigt, dass die Schweinefleischerzeugung bis 2031 global spürbar zulegen kann. Allerdings ist in Europa eher mit schrumpfenden Märkten zu rechnen.
Die Schweineproduktion wird im nächsten Jahrzehnt weltweit um knapp 7% zulegen. In Afrika sind sogar zweistellige Wachstumsraten möglich. Das sind die Kernaussagen einer Zukunftsstudie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).
Den Marktforschern zufolge kann die globale Fleischerzeugung bis 2031 von 345 auf 377 Mio. t zulegen. Von dem Mengenwachstum um 32 Mio. t dürfte der Geflügelsektor mit knapp 18 Mio. t bzw. 56% am stärksten profitieren. Während etwa 8 Mio. t bzw. 25% des globalen Wachstums auf Schweinefleisch entfallen sollen. Rund 4 Mio. t bzw. 15% vom Ausbau der weltweiten Fleischproduktion könnte Rindfleisch ausmachen.
Geflügel festigt Spitzenplatz
Geflügelfleisch nimmt im globalen Ranking mit knapp 40% Marktanteil die Spitzenposition ein (siehe Übersicht 1). Gleichzeitig dürfte der Geflügelsektor bis zum Jahr 2031 die höchste Wachstumsgeschwindigkeit erzielen können.
Mit einem Marktanteil von rund 34% folgt das Schweinefleisch im globalen Vergleich dicht auf Platz 2. Bis 2031 erwarten die Marktexperten von FAO und OECD einen Zuwachs der weltweiten Schweinefleischproduktion von 120 auf knapp 130 Mio. t bzw. 6,7%. Allerdings könnte sich der Rückstand gegenüber dem Geflügelsektor in der nächsten Dekade etwas vergrößern.
Im Rindfleischsektor sehen die Marktexperten weniger Dynamik. Aktuell entfallen gut 70 Mio. t bzw. rund 20% der weltweiten Fleischerzeugung auf den Rinderbereich. Bis zum Jahr 2031 kann die Produktion laut Prognose um rund 5% zulegen. Schaffleisch spielt mit einem globalen Marktanteil von gut 5% nur eine untergeordnete Rolle. Doch auch hier sind Zuwächse zu erwarten.
Als Erklärung für die starke Expansion des Geflügelsektors gilt zum einen die deutlich bessere Futterverwertung dieser Tierart. Dies wird in Zeiten einer schnell zunehmenden Weltbevölkerung und hohen Preisen für Lebens- und Futtermittel immer wichtiger. Zum anderen erfreut sich Geflügelfleisch in allen Kontinenten einer hohen Akzeptanz. Im Gegensatz dazu ist Schweinefleisch allein aus religiösen Gründen für mehr als 3,5 Mrd. Menschen weltweit tabu.
Boom in Asien und Amerika
Das zu erwartende Wachstum der Schweinefleischproduktion dürfte je nach Kontinent sehr unterschiedlich ausfallen. Als Boomregion gilt der asiatische Raum. Dort könnte die Erzeugung bis 2031 um fast 12% auf mehr als 72 Mio. t steigen (siehe Übersicht 2). Fast 80% des globalen Wachstums im Schweinesektor würden damit allein in Asien stattfinden.
In Nord- und Südamerika erwarten Experten im nächsten Jahrzehnt ebenfalls einen spürbaren Ausbau der Schweinehaltung um je gut 7%. Auffallend ist zudem die dynamische Entwicklung in Afrika, wo bis 2031 ein Plus von fast 20% erwartet wird. Jedoch spielt die afrikanische Schweinehaltung aktuell mit einem Jahresvolumen von 1,6 Mio. t eine untergeordnete Rolle.
Zum krassen Verlierer im internationalen Vergleich könnte sich Europa entwickeln. Dort prognostizieren die Experten einen Rückgang der Schweinefleischerzeugung bis zum Jahr 2031 um gut 5%. Damit würde Europa als einzige Region weltweit an Produktion einbüßen.
Blickt man in Europa allein auf die EU-27-Staaten kann der Rückgang der Schweinehaltung mit 7,5% sogar noch höher ausfallen. Der EU-Anteil am globalen Schweinemarkt würde damit von derzeit knapp 20 auf 17% zurückfallen.
Nach derzeitiger Einschätzung werden Spanien, Dänemark und die Niederlande ihre Schweinehaltung in etwa auf dem jetzigen Niveau stabilisieren können.
Deutschland wird abgehängt
Als großen Verlierer sieht die Studie Deutschland. Hier schrumpfte die Schweineproduktion in den letzten fünf Jahren von rund 5,5 auf 4,5 Mio. t jährlich. Innerhalb der nächsten acht Jahre halten die Marktforscher einen Rückgang auf bis zu 3,8 Mio. t für möglich.
Weitere drastische Einschnitte in der Schweinehaltung sehen die Experten auch in Österreich und Polen sowie weiteren osteuropäischen Staaten. In Osteuropa hängt die Zukunft der Schweinehaltung maßgeblich davon ab, ob es gelingt, die Afrikanische Schweinepest unter Kontrolle zu bringen.
In den meisten EU-Ländern erwarten die Experten einen weiteren Rückgang des Pro-Kopf-Verzehrs an Schweinefleisch. Der seit Jahren zu sehende Verlust an Marktanteilen in Richtung des Geflügelsektors dürfte sich damit fortsetzen.
Abschließend haben die Experten bewertet, ob Fleisch aus Zellkulturen einen Einfluss auf den Schweinesektor entwickeln kann. Fakt ist: Bislang liegen nur in den USA und Asien erste Bewilligungen zur Erzeugung von Schweinefleisch im Labor vor. Von dieser Technologie ist daher zumindest mittelfristig kein bedeutender Einfluss zu erwarten.
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