Das Jahr 2024 startet fulminant: Egal, ob Schweine- oder Milchviehhalter, Biogasproduzent, Acker- oder Gemüsebauer – Landwirte aus der gesamten Republik gehen für eine gemeinsame Sache auf die Straße. Bemerkenswert daran ist, dass sich Handwerker, Logistikunternehmen und viele andere Berufsgruppen beteiligen. Vielerorts treffen sie auf großes Verständnis. Das zeigt: Die Bauern sind nicht die Einzigen, die Zukunftssorgen haben.
Es ist nicht allein der Agrardiesel, der die Bauern in Berlin, München, Leipzig, Münster und hunderten kleineren Gemeinden demonstrieren lässt. Es geht vielmehr um überbordende nationale Vorgaben und eine Bundespolitik, die null Verständnis für die großen Sorgen der Landwirtinnen und Landwirte zeigt.
Sollen Lebensmittel auch in Zukunft in Deutschland produziert, anstatt klimaschädlich aus dem Ausland importiert werden, braucht es eine andere Politik und eine Bundesregierung, die die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Landwirte nicht weiter gedankenlos über Bord wirft! Das gilt insbesondere für die Veredelungsbetriebe, die seit Jahren sprichwörtlich in der Luft hängen und denen die Perspektive fehlt. Beispiele gibt es genügend:
- Der Umbau des Deckzentrums und des Abferkelstalls ist für viele Betriebe ohne eine gezielte Förderung finanziell nicht zu stemmen.
- Für den Umbau der Ställe auf höhere Tierwohlstandards fehlen die gesetzlichen Rahmenbedingungen, vor allem im Umweltgesetz.
- Beim Thema „intakter Ringelschwanz“ zeigen die wissenschaftlichen Ergebnisse der bundeseigenen Ressortforschung, dass der Langschwanz in der Praxis nicht funktioniert. Gefordert wird er dennoch.
Kanzler Olaf Scholz täte gut daran, den leidenschaftlich arbeitenden Bäuerinnen und Bauern mehr Respekt zu zollen. Herr Bundeskanzler: Bauern sind keine Quertreiber, sondern bereit, sich einzubringen und Veränderungen zu diskutieren. Die Zukunftskommission Landwirtschaft und die Borchert-Kommission sind dafür Beleg genug.
Auch wenn es schwerfällt: Der Dialog darf nicht abbrechen! Was einmal weg ist, kommt nicht wieder. Das lehren uns die Beispiele aus der Textil-, Solar-, Stahl- und Energiebranche. Diese Fehler dürfen sich nicht wiederholen!