Futter ist mit ca. 50% der größte Kostenblock in der Sauenhaltung. Ferkelerzeuger Roland van Asten setzt mit Erfolg auf die Fermentation.
Die explodierenden Futterkosten setzten den Schweinehaltern speziell im letzten Jahr schwer zu. Zwar haben sich die Preise inzwischen etwas normalisiert. Angesichts der vielen globalen Krisen kann sich das Blatt aber schnell wieder wenden. Auch der Klimawandel spielt eine Rolle. Die Gefahr von sinkenden Erträgen aufgrund anhaltender Trockenheit wächst, und mit großflächigen Ernteausfällen müssen wir laut Wetterexperten künftig häufiger rechnen.
Es lohnt sich also, beim Futter genauer hinzuschauen und Einsparpotenziale im eigenen Betrieb zu heben. Das gilt insbesondere für die Sauenhaltung. Hier ist das Futter noch immer der mit Abstand größte Kostenblock. Er macht rund 50% aus.
Einer der genau hinschaut, ist Roland van Asten. Er setzt sehr stark auf die Fermentation des Schweinefutters – mittlerweile seit 15 Jahren. Am Anfang zahlte der Landwirt viel Lehrgeld. Der Fermentationsprozess klappte nicht gut, weil er noch zu wenig über das Verfahren wusste. Also holte er sich Hilfe von Profis. „Ich habe mir die Fermentation bei einem Joghurt-Hersteller angeschaut, Tipps geben lassen und vieles davon im Betrieb umgesetzt. Von den Vorteilen des Futteraufschlusses bin ich inzwischen zu 100% überzeugt“, erklärt der 47-jährige Unternehmer.
7,5% weniger Futter pro Sau
Roland van Asten lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass sich die Investitionen von gut 50 € pro Sau inklusive Ferkelaufzucht rechnen. Der Blick in die Betriebsdaten sowie umfangreiche betriebsinterne Versuche mit Kontroll- und Versuchsgruppen zeigen: van Asten spart pro Sau und Jahr 7,5% Futter ein – das sind rund 100 kg. Bei den aktuellen Preisen bringt ihm seine Futterstrategie damit eine Kosteneinsparung von gut 35 € pro Sau und Jahr ein.
Bei den Aufzuchtferkeln zahlt sich seine Strategie ebenfalls aus. Aus internen Versuchen geht hervor, dass der Futteraufwand bei den abgesetzten Ferkeln sinkt, wenn die Tiere fermentiertes Futter fressen. „Wir sparen umgerechnet 2 € pro Tier ein. Der Effekt beruht unter anderem auf einer signifikant besseren Futterverwertung und einer höheren Verfügbarkeit der Eiweißkomponenten“, berichtet van Asten.
Der wirtschaftliche Vorteil ist für den niederländischen Sauenhalter aber nur ein Aspekt. Ihm gefällt an der Fermentation, dass er die Sauen während der Tragezeit deutlich besser in Form bringt. Bis zum 110. Trächtigkeitstag nahmen die in den Versuchen mit fermentiertem Futter versorgten Sauen trotz geringerem Futteraufwand fast 10 kg mehr Gewicht zu. Sie bauten mehr Rückenspeck auf und wiesen eine größere Muskelfläche auf. Bei einer Leistung von 32,4 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr sowie vier Wochen Säugezeit ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Außerdem lagen die Wurfgewichte bei der Geburt um über 400 g höher und das Wurfgewicht am fünften Lebenstag war 1,1 kg höher.
Die gestiegenen Zunahmen bei den Saugferkeln sind laut Betriebsleiter Jan Derk Oosterveld v.a. eine Folge der höheren Milchproduktion. Der Einsatz des Fermentfutters führt dazu, dass der Darm der Sauen auch an den Tagen rund um die Geburt in Schwung bleibt. Denn das aufgeschlossene Futter schiebt sich viel leichter durch den Verdauungstrakt und Verstopfungen treten seltener auf.
Dank der flotteren Darmpassage entstehen weniger Coliinfektionen und Entzündungen. „Das Resultat sind gesündere Sauen, mehr Milch im Gesäuge, weniger Ferkeldurchfall und geringere Tierverluste“, erklärt Oosterveld die Zusammenhänge. Die Sauenverluste sind um 2,3% auf unter 5% gesunken, die Saugferkelverluste liegen aktuell bei 10,7%, und in der Aufzucht gehen nur 2% der Ferkel verloren. Die Daten beziehen sich auf fast 13000 Würfe.
Die gesundheitlichen Vorteile bezieht Roland van Asten vor allem auf die rasche ph-Wert-Absenkung des Fermentfutters. „Die Futtersuppe weist einen pH-Wert von 3,4 bis 3,6 auf. Dadurch wird die Bakterienabwehr bereits im Magen unterstützt, was sich positiv auf die hinteren Darmabschnitte auswirkt“, berichtet der Unternehmer. Des Weiteren beobachtet er, dass die Sauen und Ferkel das leicht säuerliche Futter sehr gerne fressen.
Batchverfahren ist gesetzt
Damit die guten Ergebnisse dauerhaft Bestand haben, geht Roland van Asten beim Ansetzen des Fermentationsfutters kompromisslos vor. Er setzt auf das sogenannte Batchverfahren. Bei diesem Verfahren wird jeder der sechs GFK-Fermenter frisch befüllt, die Futtersuppe fermentiert bis auf pH 3,4 bis 3,6 durch und wird anschließend komplett ausgefüttert. Danach erfolgt die gründliche Reinigung des Behälters mit Heißwasser. „Wir arbeiten immer im Rein-Raus-Prinzip. Nur so können wir sicher sein, dass der Fermentationsprozess sicher abläuft und es nicht zu Fehlgärungen kommt“, betont van Asten.
Auch bei der Befüllung der Fermentationsbehälter geht das Team am Betriebsstandort im thüringischen Neumark stringent vor. In einem separaten Anmischbehälter wird das zu fermentierende Futter zunächst in mehreren Arbeitsschritten zusammengemischt.
- Im ersten Schritt wird ca. 65°C heißes Wasser aus der betriebseigenen Biogasanlage eingefüllt.
- Danach lässt Betriebsleiter Jan Derk Oosterveld entweder eine Gersten-Weizen-Mischung oder eine Kombination aus Sojaschrot und Weizen in den Behälter laufen. Die Mischungsanteile liegen in beiden Fällen bei 50 zu 50. Das Futter bleibt ca. 15 Minuten stehen, sodass sich die Temperatur einpendeln kann.
- Danach wird so langes kaltes Wasser zudosiert, bis die Temperatur bei 35 bis 38°C liegt. Das ist laut Jan Derk Oosterveld optimal für den Fermentationsprozess.
- Im letzten Arbeitsschritt kommen die Bakterien hinzu, die den Fermentationsprozess in Gang setzen. Roland van Asten setzt hier klare Prioritäten. Er verzichtet auf angeimpfte Rohwaren und bevorzugt stattdessen Bakterien, die trocken in Granulatform geliefert und dann im Betrieb aktiviert werden. Dazu wird auf das Granulat Flüssigkeit gegeben. „Das Vorgehen ist viel besser, weil der Fermentationsprozess schneller startet und schädliche Umgebungskeime keine Chance haben“, nennt van Asten die Vorzüge.
- Zum Schluss wird die fertige Fermentmischung in einen der sechs 25 m3-großen Fermenter umgepumpt. Nach rund 18 Stunden ist die Mischung durchfermentiert und kann an die Sauen und Ferkel verfüttert werden.
Fermentiertes Eiweißfutter
Neben der Fermentation der klassischen Getreidekomponenten gehört auch der Aufschluss von Eiweißfuttermitteln inzwischen zur Routine. Fermentiert wird derzeit ausschließlich Sojaschrot. „Wichtig ist, die richtigen Bakterien einzusetzen. Wir haben lange experimentiert und vor etwa zwei Jahren hat unser Lieferant Ronald Scholten passende Bakterienstämme gefunden. Diese schließen das Eiweißfutter sehr gut und zügig auf und es entsteht kaum Essigsäure. Zu viel Essigsäure führt dazu, dass die Schweine das Futter nicht mehr fressen“, erklärt Roland van Asten.
Das Ergebnis spricht für sich: In allen vier Ferkelaufzuchtfuttern konnte er die Rohproteingehalte um 2 bis 3% reduzieren. Das entlastet die Nährstoffbilanz des Betriebs gewaltig.
Roland van Asten und seine Mannschaft sind inzwischen so weit, dass sie auch vor hohen Fermentanteilen im Sauen- und Ferkelfutter nicht mehr zurückschrecken. Die Mischungsanteile des Eiweißferments (Soja plus Weizen) bzw. des Gerste-Weizen-Ferments sind in Übersicht 1 dargestellt. Das Futter für die tragenden und laktierenden Sauen besteht aktuell zu über 30% aus fermentierten Komponenten.
„Unsere Erfahrung ist, dass wir den Fermentanteil sogar auf 40% erhöhen können. Das hängt vor allem davon ab, welche Komponenten noch in den Rationen enthalten sind. Vorfermentierte Nebenprodukte z.B. begrenzen die Einsatzmenge,“ berichtet van Asten.
Bei den Jungsauen sind die Mischungsanteile deshalb niedriger. Denn hier kommen flüssige Nebenprodukte zum Einsatz, die zuvor selbst einen Fermentationsprozess durchlaufen haben. Roland van Asten betont: „Wichtig ist, dass immer ein Teil des Futters nicht vorfermentiert ist und von den Schweinen im Dickdarm selbst aufgeschlossen wird. Nur dann bekommen die dort sitzenden Bakterien genug Nahrung.“
In der Ferkelaufzucht startet van Asten mit 15% fermentierten Komponenten in der Mischung und endet bei 33%. Seit vier Jahren erhalten auch die Saugferkel Fermentfutter. Vom ersten bis siebten Lebenstag bekommen alle Tiere das Starterferment und Dextrose über die Saugferkelbeifütterungsanlage. „So fördern wir die Darmgesundheit der jungen Ferkel und geben ihnen gleichzeitig Energie“, so van Asten. Ab dem siebten Tag wird dann Prestarter mit 7,5% Soja-Weizen-Ferment gefüttert.
Herstellungskosten 18 € je Sau
Im Rahmen der betrieblichen Fermentationsversuche hat der Sauenhalter die Kosten detailliert erfasst. Neben den genannten Investitionskosten fallen laufende Kosten für die Warmwasseraufbereitung, die Bakterienkulturen, die Arbeit usw. an. Die einzelnen Kostenpositionen sind in Übersicht 2 aufgelistet. Demnach kostet die Erzeugung von Fermentfutter gut 18 € pro Sau und 2 € je Mastschwein.
„Für mich ist die Futterfermentation trotz der Kosten der Weg in die Zukunft. Die Tiere sind gesünder, ich brauche weniger Medikamente, der Nährstoffeinsatz sinkt, das Klima wird geschont und die biologischen Leistungen steigen. Das alles macht meinen Betrieb nachhaltiger. Und das spielt bei der Vermarktung künftig eine immer größere Rolle“, betont Roland van Asten.
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