Trotz der Ferkelimpfungen fallen immer wieder Schweine mit den Symptomen einer Circo-Infektion auf. Lesen Sie, was Sie beim Impfen beachten müssen.
Dr. Sabine Schütze, Schweinegesundheitsdienst NRW
Die Impfung der Ferkel gegen PCV2 (Porcines Circovirus 2) gehört heute in fast allen Sauenbetrieben zum Standardprogramm. Dennoch wird wieder vermehrt das klassische Krankheitsbild einer PCV2-Infektion gesehen und durch Laboruntersuchungen bestätigt.
Hierfür sind nicht die neuen Virusvarianten verantwortlich. Nach derzeitigem Wissensstand schützen die auf dem Markt befindlichen Impfstoffe gegen PCV2-Infektionen, unabhängig davon, welche Variante auftritt. Voraussetzung ist allerdings die korrekte Anwendung des Impfstoffes. Bei der praktischen Ausübung der Impfung können sich Fehler einschleichen, die zu Impfversagen führen.
Das müssen Sie beachten
- Lagerung: Alle Impfstoffe sollten Sie im Kühlschrank bei +2 bis +8°C lagern. Mit einem Thermometer lässt sich dies einfach kontrollieren. Auch sollten Sie darauf achten, dass während der Nutzung die Raumtemperatur nicht überschritten wird. So darf der Impfstoff keinesfalls neben oder auf einer Heizquelle oder in der direkten Sonne liegen. Ferner sind nach Anbruch der Flasche die meisten Impfstoffe unmittelbar aufzubrauchen. Vakzine, die mit einem anderen Impfstoff gemischt oder in einem Lösungsmittel aufgelöst wurden, verlieren innerhalb weniger Stunden ihre Wirksamkeit.
- Impfdosis: Jedes Ferkel sollte mit der „vollen“ Dosis nach Herstellerangaben geimpft werden. Wenn aus Kostengründen nur die halbe Dosis verabreicht wird, zahlen Sie häufig später drauf, da durch Erkrankungen, Behandlungen oder sogar Verluste höhere Kosten entstehen. Wichtig ist auch bei Verwendung eines neuen Impfstoffs, auf die Behandlungsanweisung des Hoftierarztes zu achten. So kann ein anderer Impfstoff eine andere Dosis als der altbekannte haben oder er darf nicht mit weiteren Impfstoffen gemischt werden.
Beachten Sie auch dies: Impfstoffe, die nicht ausdrücklich zur Mischung zugelassen sind, können ihre Wirksamkeit verlieren, weil sich die Inhaltsstoffe nicht vertragen. Darum sollten Sie immer die Impfstoffe gemäß der Anweisung des Hoftierarztes anwenden.
- Nadelwechsel: Viele Circo-Impfstoffe werden intramuskulär verabreicht. Dabei wird mit einer ausreichend langen Nadel die Injektion in die Nackenmuskulatur hinter dem Ohr am Übergang zwischen der behaarten und unbehaarten Haut gesetzt. Trifft man nur das Binde- oder Fettgewebe, kann der Impfstoff nicht über das Blut weitertransportiert werden, und die Wirkung bleibt aus.
Wechseln Sie nach jedem Wurf die Nadel. Dies verhindert zum einen eine Erregerübertragung von Wurf zu Wurf. Zum anderen ist eine Injektion mit einer scharfen Nadel weniger schmerzhaft bzw. Widerhaken an einer abgenutzten Nadel führen zu stärkeren Gewebeschäden.
- Impffähigkeit: Damit das Immunsystem des Ferkels auf die Impfung angemessen reagiert und ein wirksamer Schutz entsteht, muss das Tier gesund sein. Sie sollten keine Ferkel impfen, die schniefen, husten oder Durchfall haben! In solchen Fällen kann man lieber einmal mehr Rücksprache mit dem Tierarzt halten, statt eine Impfung zu setzen, die dann gar nicht wirkt.
Führen Ihre Mitarbeiter die entsprechenden Ferkelimpfungen durch, müssen sie geschult und angewiesen werden, im Zweifelsfall die Impfung zu verschieben. Kranke Ferkel sollten markiert und nach der Genesung vakziniert werden. Dies kann an dem Impftermin der nächsten Gruppe mit erledigt werden.
- Impfzeitpunkt: Neben der korrekten Durchführung ist auch der Zeitpunkt der Impfung von Bedeutung. Nach der Injektion braucht der Körper genügend Zeit, um schützende Antikörper zu bilden. Darum sollten die Ferkel nicht zu spät geimpft werden. Eine Infektion mit PCV2 kann direkt nach der Geburt oder sogar schon in der Gebärmutter der Sau stattfinden.
Aber auch eine zu frühe Impfung sollten Sie vermeiden, da mit dem Kolostrum Antikörper von der Sau auf die Ferkel weitergegeben werden können. Bekommt ein Ferkel eine große Menge Antikörper über die Milch, bildet der Körper weniger eigene Antikörper nach der Impfung. Das bedeutet zwar nicht, dass die Ferkel gar keinen Schutz gegen PCV2 aufbauen. Aber die Vorteile der Impfung wie bessere Tageszunahmen, weniger Co-Infektionen kommen u.U. nicht zum Tragen.
Bei Impfung drei Wochen alter Ferkel wird der Einfluss der maternalen Antikörper als vernachlässigbar eingeschätzt. Somit kann es z.B. bei der Impfung des Sauenbestandes ratsam sein, bei den Saugferkeln den Impfzeitpunkt etwas nach hinten zu verlagern.
- Jungsauen: Viele Jungsauen werden als Ferkel einmalig gegen Circovirus geimpft. Hier bietet sich eine Auffrischung an. Denn kommen PCV2-negative Jungsauen ungeschützt in einen Bestand, in dem das Virus in der Sauenherde zirkuliert, kann es zu PCV2-bedingten Fruchtbarkeitsstörungen wie vermehrtem Umrauschen, mumifizierten Feten, Totgeburten oder lebensschwachen Ferkeln kommen. Oder die Infektion der Jungsauen läuft unbemerkt ab und es werden stattdessen Ferkel geboren, die ein geschwächtes Immunsystem haben. In diesem Falle sollten zumindest die Jungsauen bei den Impfungen einbezogen werden.
- Erfolgskontrolle: Ob ein stabiler Impfschutz gegeben ist, können Sie mit Ihrem Tierarzt anhand von Blutuntersuchungen prüfen. Ein Antikörpernachweis bei Läufern und Mastschweinen ist allerdings nicht sinnvoll, da nicht zwischen Impf- und Feld-Antikörpern unterschieden werden kann. Aussagekräftiger ist der direkte Virusnachweis. Dabei sollte jedoch bedacht werden, dass trotz der typischen Circo-Symptome weitere Erreger wie PRRSV eine Rolle spielen können.
Eine Sektion mit anschließender Gewebsuntersuchung bietet Ihnen die Möglichkeit, eine Circo-Infektion zusätzlich zu bestätigen. Für die Diagnostik bei Sauen können Sie sich zunutze machen, dass das Virus am ehesten zwischen der zweiten und zehnten Trächtigkeitswoche im Blut zu finden ist.
Wer mittels Kaustricke Speichelproben gewinnt, kann u.U. auf das Blutziehen verzichten. Mit dieser für die Tiere schonenden Methode können Sie z.B. prüfen, ob bei den Masttieren eine späte Infektion stattfindet.
Impfen ist nur ein Baustein
Die korrekte Impfung ist ein wichtiger Baustein gegen Circoviren. Jedoch bleibt PCV2 eine Faktorenkrankheit! Begünstigende Faktoren, die zu einer Schwächung des Immunsystems führen, sind somit zu vermeiden. Neben dem konsequenten Rein-Raus mit entsprechender Reinigung und Desinfektion sollte insbesondere der Wurfausgleich sowie späteres Umgruppieren auf das Nötigste reduziert werden. Auch ein optimal an die Tiere angepasstes Stallklima kann das Infektionsrisiko herabsetzen.