Die Transferfütterung, die den Übergang vom anabolen zum katabolen Stoffwechsel unterstützen soll, hat sich im Gegensatz zur Rindviehfütterung im Sauenbereich bisher nicht durchgesetzt. Oft fehlen die technischen Voraussetzungen für die Gabe eines dritten Futters. Dabei ist die Fütterung rund um die Geburt nicht nur im Hinblick auf die Geburtsgewichte und den Substanzverlust der Sau wichtig. Sie kann auch die Haltung mit intaktem Ringelschwanz unterstützen. Stichwort: nekrotische Entzündungen.
Im Lehr- und Versuchsgut (LVG) Köllitsch in Sachsen wurde überprüft, ob sich der Einsatz verschiedener Zusatzstoffe positiv auf das Geburtsverhalten auswirkt und ob damit nekrotische Veränderungen bei den neugeborenen Ferkeln reduziert werden können. Außerdem wurde überprüft, welche Folgen eine frühe bzw. späte Futterumstellung vom Trage- auf das Säugefutter hat. Insgesamt wurden 284 Sauen auf sechs Behandlungsvarianten aufgeteilt.
- Die Gruppen 1 und 3 fraßen das Tragefutter bis einen Tag nach der Geburt. Danach erfolgte für einen Tag die Verschneidung von Trage- und Säugefutter, anschließend wurde das Säugefutter vorgelegt. Die Gruppen 2, 4, 5 und 6 erhielten ab dem Einstallen in den Abferkelstall das Säugefutter.
- In den Gruppen 3 und 4 wurde der entzündungshemmende Zusatzstoff „Bergin Toco Fit SG“ on top eingesetzt. Gruppe 5 erhielt die Faserergänzung „Lacto-Müsli“ und in Gruppe 6 kam der Toxinbinder „Safety First 600“ zum Einsatz.
Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- Die Reduzierung des Säugefutters rund um die Geburt auf 2 kg je Sau/Tag führte zu einer unzureichenden Energie- und Calciumversorgung. Die Geburten dauerten länger und die Säugeleistung war gemessen an den Absetzgewichten signifikant schlechter.
- Wurde das Tragefutter über die Geburt hinaus weitergefüttert, traten bei 7% (signifikant) der Sauen weniger harte Kotballen auf. In der Folge wurden signifikant weniger neugeborene Ferkel mit nekrotischen Veränderungen beobachtet (siehe Übersicht). Das lag u.a. daran, dass sich weniger Kot im Dickdarm staute.
- Das Verfüttern des Tragefutters über die Geburt hinaus führte allerdings zu einer mangelhaften Nährstoffversorgung. Darunter litten die biologischen Leistungen.
- Zusatzstoffe mit einer pharmakologischen Wirkung schmecken oft bitter und werden in der Regel on top gegeben. Das führte dazu, dass die Sauen das ohnehin knappe Futter zusätzlich verweigerten und die Nährstoffversorgung weiter sank.
- Die Faserergänzung (Sauenmüsli) führte zwar zu besserer Kotkonsistenz, die Geburten dauerten aber länger.
Schlussfolgerungen
Hochleistende Sauen dürfen vor der Geburt keinesfalls wie früher vollständig genüchtert werden. Um lange Geburten von oft 6 Stunden und mehr unbeschadet zu überstehen, brauchen die Sauen insbesondere Calcium und Energie. Wichtig ist, die Sauen bereits vor der Geburt zur Ca-Mobilisierung zu bringen. Mit dem heutigen Standard für Futter und Fütterungstechnik wird das nicht gewährleistet.
Zu empfehlen sind aufeinander abgestimmte Trage- und Säugefutter, die aus den gleichen Komponenten aufgebaut sind und sich in den wichtigen Nährstoffen Energie, Faser und vor allem Calcium stark genug unterscheiden.
Die Optimierung des Futters mithilfe „nativer“ Futterkomponenten (insbesondere Faser) führt zu größeren gesundheitlichen Effekten als der Einsatz von Zusatzstoffen mit toxinbindender oder entzündungshemmender Wirkung. Denn Entzündungsprozesse sind nicht das eigentliche Problem unter der Geburt.
Der höhere Anteil an verdaulicher Faser im Tragefutter und die bessere Darmpassage sind die Voraussetzung dafür, dass weniger Ferkel mit nekrotischen Veränderungen geboren werden. Das ist im Hinblick auf den Kupierverzicht vorteilhaft. Kontakt:
eckhard.meyer@smekul.sachsen.de
Den Originalbericht
downloaden.