Beim Thema Kupierverzicht zieht die EU-Kommission die Zügel an. Und auch das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) will das Kürzen der Ferkelschwänze nur noch mit Ausnahmegenehmigung vom Veterinäramt erlauben. Doch welche Auswirkungen hat die Haltung von unkupierten Tieren beispielsweise auf die Schlachtbefunde?
Die Uni Turin hat das in einem Monitoring am Schlachthof untersucht und kupierte bzw. unkupierte Schlachtpartien miteinander verglichen. Die Daten wurden von Januar bis September 2021 in einem italienischen Schlachthof gewonnen. Insgesamt werteten die Wissenschaftler die Daten von 525 Schlachtpartien mit insgesamt 52500 Tieren aus, davon 442 Partien mit kupierten und 83 Schlachtpartien mit unkupierten Schweinen. Am Schlachtband bewerteten Veterinäre die Schlachtkörper und bonitierten die Schlachtbefunde.
Hier die Ergebnisse:
- Unkupierte Partien hatten mit 44% signifikant häufiger Schwanzverletzungen als kupierte Schweine (0,2%). Rund 27,3% der unkupierten Schweine hatten schwere Schwanzverletzungen (siehe Übersicht).
- Im Gegensatz dazu wiesen kupierte Partien mit 9,6% öfter Ohrverletzungen im Vergleich zu unkupierten Partien mit 4,6% auf. Ursache könnte sein, dass sich die Tiere statt des Ringelschwanzes die Ohren als Bissstelle suchen.
- Schwere Lungenläsionen fanden die Veterinäre am Schlachtband häufiger bei unkupierten Tieren (9,2%) als bei kupierten Schweinen (6,6%). Zudem hatten die unkupierten Tiere mit 26,1% öfter Magengeschwüre im Vergleich zu den kupierten Schweinen mit 20,3%. Die Wissenschaftler vermuten, dass dies mit der Ausschüttung von Histaminen im Körper zusammenhängt als Folge von Entzündungsprozessen, z.B. beim Schwanzbeißen.
Resümee
Das Monitoring am Schlachthof hat gezeigt, dass die Haltung von unkupierten Schweinen nach wie vor eine große Herausforderung für Schweinehalter ist. Tiere mit intaktem Ringelschwanz hatten häufiger Schwanzverletzungen als kupierte Tiere. Das zeigt, dass künftig weitere Managementmaßnahmen nötig sind, um Langschwänze erfolgreich halten zu können. Kontakt: annalisa.scollo@unito.it
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