Für Ferkelaufzüchter wird der Einsatz von erhöhten Ebenen im Flatdeck zu- nehmend relevant, um das Platzangebot für die Tiere zu steigern. Doch nutzen die Tiere „Ferkelbalkone“ überhaupt? Und wie wirken sie sich auf das Stallklima und die Hygiene aus? Die Tierärztliche Hochschule Hannover ist diesen Fragen nachgegangen und hat das Haltungssystem in einem Praxisbetrieb getestet.
Dazu wurden vier Wochen alte Absetzferkel in zwei Abteilen mit je vier Versuchsbuchten (3x3,55 m) gehalten. Drei Buchten waren mit einer einen Meter hohen Ebene mit Geländer mit den Maßen (3x1,25 m) sowie einer Rampe mit 45° Neigung ausgestattet. Die Kontrollgruppe erhielt keine erhöhte Ebene. In der Kontrollgruppe wurden 28 Tiere mit einem Platzangebot von 0,38 m2 pro Tier gehalten, in der Versuchsgruppe waren es pro Bucht 28, 30 oder 32 Tiere. Insgesamt untersuchten die Wissenschaftler acht Durchgänge.
Die Nutzung der Buchtenbereiche wurde einmal pro Woche während der sechswöchigen Aufzucht ermittelt. Dafür analysierte man Videoaufnahmen von 7.00 bis 11.00 Uhr, von 13.00 bis 17.00 Uhr sowie von 0.00 bis 3.00 Uhr. Die Buchtenverschmutzung wurde ebenfalls bonitiert. Stallklimamessungen fanden in Woche 1, 3 und 6 im Laufbereich sowie unter und auf der erhöhten Ebene statt.
Das sind die wichtigsten Ergebnisse:
- Die Aufzuchtferkel nutzen die Ferkelbalkone über die gesamte Aufzucht intensiv. In der ersten Woche nutzen rund ein Viertel (24,1%) der Ferkel einer Gruppe zeitgleich die Ebene. In der zweiten Aufzuchtwoche zeigte sich ein Anstieg auf 31,4%, während in den Folgewochen (3 und 4) die Nutzungsintensität mit durchschnittlich 30,9% und 30,3% relativ konstant blieb. Ab Woche fünf fiel der Anteil der Tiere, die sich zeitgleich auf dem Ferkelbalkon befanden, zunächst auf 27,7% und dann auf 23,6% in Woche sechs ab.
- Die Nutzung des Bereiches unter der erhöhten Ebene stieg im Laufe der Aufzuchtperiode an. Während sich in der ersten Aufzuchtwoche im Mittel lediglich 6,8% der Tiere einer Gruppe pro Beobachtungszeitpunkt in diesem Bereich aufhielten, stieg der Anteil der Tiere unter der Ebene kontinuierlich bis auf 26,4% in Woche sechs an.
- In Buchten mit erhöhter Ebene verzeichneten die Wissenschaftler zudem einen höheren Verschmutzungsgrad der Tiere als in Standardbuchten ohne erhöhte Fläche.
- Die Ferkelbalkone hatten keinen negativen Einfluss auf das Stallklima. Die Daten der Stallklimaparameter Temperatur, Luftfeuchte und Luftbewegung waren in beiden Buchtentypen ähnlich.
- Auch die CO2-Konzentrationen unterschieden sich kaum zwischen Buchten mit (2000 ppm)und ohne (1904 ppm)erhöhte Ebene. Die NH3-Werte waren in Buchten mit erhöhter Ebene mit 10,96 ppm geringgradig höher als in Kontrollbuchten mit 8,94 ppm. Die Werte lagen aber dennoch im Mittel deutlich unter dem in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung vorgegebenen Maximalwert von 20 ppm.
Festzuhalten bleibt
Ferkelbalkone sind eine praxistaugliche Möglichkeit, um das Platzangebot im Flatdeck zu erhöhen – gerade in Ställen, die aufgrund ihrer Lage und Kapazität keinen Anbau erlauben. Ferkelbalkone unterstützen die Strukturierung der Bucht in Aktivitäts-, Liege- und Fressbereich und können das Tierwohl steigern. Lediglich der Verschmutzungsgrad erwies sich in Buchten mit erhöhter Ebene als nachteilig.
Kontakt: michaela.fels@tiho-hannover.de
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