Die neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung schreibt für Sauen vom Absetzen bis zur Besamung künftig eine nutzbare Bodenfläche von 5 m2/Tier vor. Nach dem Ablauf der Übergangsfrist 2029 wird die Gruppenhaltung nach dem Absetzen zur Pflicht. Sauen dürfen dann nur noch kurzfristig fixiert werden.
Wie sich die Gruppenhaltung im Deckzentrum auf Verhalten, Gesundheit und Fruchtbarkeitsleistungen auswirkt, hat die Uni Gießen in einem Versuch analysiert. Dieser fand in einem Besamungsabteil mit 18 Selbstfang-Besamungsständen in zweireihiger Aufstallung auf der Versuchsstation Oberer Hardthof statt. Der Laufgang bestand aus Betonspalten und war 2,5 m breit.
Nach dem Absetzen wurden 16 Sauen der Wochengruppe in das Abteil gestallt. Die Versuchsgruppe bestand aus sechs Sauen. Lediglich zur Besamung erfolgte eine Fixierung im Besamungsstand, die hintere Tür blieb ansonsten unverriegelt. Unmittelbar nach der Besamung konnten die Sauen wieder frei laufen.
Die Kontrollgruppe bildeten zehn Sauen, die in Besamungsständen fixiert wurden. Videokameras zeichneten das Verhalten der Sauen auf. Vier Tage nach dem Absetzen erfolgte eine Bonitur der Verletzungen. Die wichtigsten Versuchsergebnisse:
- Am ersten Tag nach dem Gruppieren trugen die Sauen mit 172 Angriffen und Kämpfen die meisten Auseinandersetzungen aus. Am dritten Tag waren es nur noch 52 Kämpfe.
- Am vierten und fünften Tag nach dem Gruppieren und Absetzen kamen die Sauen in die Rausche. Die Auseinandersetzungen mit Artgenossinnen stiegen auf rund 100 pro Tag und Gruppe an.
- Während der Brunst sprangen ranghohe Sauen im Mittel 14,8-mal auf und rangniedere Sauen 10,8-mal.
- Die Bonitur auf Verletzungen am vierten Tag zeigte, dass rangniedere Sauen häufiger Hautverletzungen (64% mit leichten bis mittelschweren Kratzern) aufwiesen als ranghohe Sauen (25% mit leichten bis mittelschweren Kratzern, siehe Übersicht).
- Die Gruppenhaltung der Sauen beeinflusste die Fruchtbarkeitsparameter kaum. Mit 4,8 Tagen hatten die Sauen in Gruppenhaltung tendenziell ein kürzeres Absetz-Beleg-Intervall als Sauen in Einzelhaltung (5,1 Tage).
- Bei den Sauen in Gruppenhaltung lag die Wurfgröße bei durchschnittlich 18,5 Ferkeln, davon 17,0 lebend geborene Ferkel. Bei der Kontrollgruppe lag die Wurfgröße im Schnitt bei 17,8 Ferkeln, davon 16,1 lebend geborene Ferkel.
Resümee
Innerhalb von drei Tagen bildete sich eine Rangordnung mit hoher Zahl an Kämpfen am ersten Tag und während der Brunst. Rangniedere Sauen wurden etwas häufiger verletzt als ranghohe Sauen. Bei einem Platzangebot von 5 m²/Sau und einer kleinen Gruppe konnte man keine nachteiligen Effekte der Gruppenhaltung auf die Fruchtbarkeitsleistung nachweisen.Kontakt:
Steffen.Hoy@agrar.uni-giessen.de