Tiere, die in stressigen Situationen gelassen bleiben, wünscht sich jeder Schweinehalter. BHZP startete im Jahr 2017, Jungeber der Mutterlinien in der eigenen Prüfstation einem standardisierten Belastungstest zu unterziehen. Dabei werden die Eber auf einem Hubbalken fixiert und angehoben. Das ist eine für sie ungewohnte Stresssituation. Ihre Reaktion bewertet man nach dem Schulnotensystem. Tiefenentspannte Eber bekommen die Note 1, extrem nervöse Tiere die Note 6.
Bislang wurden ca. 20000 Jungeber dem Test unterzogen. Die Verteilung der Noten zeigt, dass rund 70% der Tiere sehr gut, gut oder befriedigend mit der Stresssituation umgehen (siehe Übersicht). Für die Stressresilienz wurden hohe Erblichkeitsgrade mit 20 bis 30% je nach Zuchtlinie geschätzt. Dabei bestehen keine ausgeprägten Antagonismen zu anderen Leistungsmerkmalen, was die Selektion erleichtert.
Auf Basis dieser Werte hat BHZP das Verhaltensmerkmal 2020 in die genomische Zuchtwertschätzung aufgenommen, sodass für jedes Zuchttier ein Verhaltenszuchtwert vorliegt. Aus dem Pool wurden Eber mit besonders guten Verhaltenszuchtwerten selektiert. Nachkommen der „entspannten“ Eber zeigten eine geringere Neigung zum Schwanzbeißen. Offenbar haben stressrobuste Tiere eine höhere Reizschwelle. Um weitere Erfahrungen zu sammeln, werden die Eber aktuell in Zuchtbetrieben eingesetzt, die Langschwanz-Hybridsauen erzeugen.