SUS 4/2022

Günstig füttern mit Backresten

Dass die N-/P-reduzierte Fütterung auch mit Nebenprodukten funktioniert, beweist der bayerische Mäster Stefan Löhle.

Dass man bei der nährstoffreduzierten Fütterung seiner Mastschweine auch mit vielen Bällen in der Hand erfolgreich jonglieren kann, beweist Mäster Stefan Löhle jeden Tag. Der Landwirt aus dem bayrischen Günzburg setzt neben eigenem Getreide und Maiskornsilage noch eine Vielzahl von Nebenprodukten ein. Dazu zählen zum Beispiel Hefeteig aus einer Großbäckerei, Spülmilch aus einer Molkerei sowie Biertreber aus einer Brauerei. Hinzu kommen Backreste und ausgemusterte Oblaten aus einer Spezialbäckerei (siehe Übersicht).

Geringere Futterkosten

Damit seine „bunte Futtermischung“ auch sicher funktioniert, holt sich Stefan Löhle regelmäßig Hilfe von seinem Futtermittelberater Ulrich Riemensperger von der Firma Ahrhoff. „Für mich ist die enge Zusammenarbeit mit den Fütterungsspezialisten extrem wichtig. Denn die Rationen müssen funktionieren, und zudem will ich kein Geld verschenken“, betont der Mäster.

Bei der Umstellung auf die nährstoffreduzierte Fütterung haben Landwirt und Berater eng zusammengearbeitet. Zuerst hatte der Mäster große Bedenken, immer „knapper zu füttern“. Angst hatte er vor allem vor einer Unterversorgung der Tiere. Doch mittlerweile ist Löhle Überzeugungstäter. Das liegt unter anderem daran, weil der Einsatz von freien Aminosäuren sehr gut funktioniert. „Wir setzen aktuell sechs freie Aminosäuren in unseren Futtermischungen ein und können die Rationen dadurch sehr gut absichern“, berichtet der Unternehmer.

Tabelle

Alle drei Mastmischungen bestehen zu über 60 % aus einer Vormischung mit verschiedenen Nebenprodukten.

Dass sich die Fütterungsstrategie aus Nebenprodukten plus Zugabe freier Aminosäuren rechnet, beweist ein Blick auf die Futterkosten. „Bei den aktuell hohen Getreidepreisen spare ich mit meinem ausgefeilten Fütterungskonzept im Vergleich zu vielen Standardrationen ca. 8 € pro Tier ein. Mein Vorteil ist, dass ich die Nebenprodukte recht günstig einkaufe“, freut sich der Landwirt. Zudem hat er festgestellt, dass die Stallluft aufgrund der geringeren Proteingehalte deutlich besser geworden ist.

Bei der Schlachtkörperqualität musste Löhle trotz Nährstoffabsenkung und Nebenprodukteinsatz bislang keine Abstriche machen. Im Schnitt der vermarkteten Schweine erreicht er 58 % Muskelfleischanteil. Damit ist er zufrieden, denn Löhle mästet rund 80 % Kastrate und nur 20 % weibliche Tiere. Sehr gut sind die Zunahmen. Sie liegen im Schnitt über alle Tiere hinweg bei 930 g.

Probiotika im Vormastfutter

Überzeugt ist Stefan Löhle vom Einsatz von Probiotika im Vormastfutter. Auf eine antibiotische Einstallprophylaxe verzichtet der Landwirt schon seit Jahren. Außerdem helfen die Probiotika sehr gut bei Transportverletzungen und Ohrrandnekrosen. „Wenn ich die Probiotika einmal weglasse, tauchen die Nekrosenprobleme schnell wieder auf und es dauert doppelt so lange, bis ich das Problem wieder im Griff habe“, erklärt der Landwirt. Löhle vermutet, dass der Organismus durch die Probiotika stabilisiert wird und sich besser wehren kann.

ASP-Schutz mit Säurezugabe

Stefan Löhle lagert einen Teil seiner Futterkomponenten unter freiem Himmel im Fahrsilo oder Folienschlauch. Dadurch besteht immer die Gefahr, dass Schadnager oder Vögel das Futter durch Kot verunreinigen. So können theoretisch auch ASP-Viren ins Futter gelangen. Um das Eintragsrisiko in seinen Hausschweinebestand zu senken, mischt der süddeutsche Schweinemäster sowohl in die Vormischung als auch in die fertige Ration einen Säurecocktail ein. „Bei einem pHWert von unter 3,8 werden laut Aussage meines zuständigen Veterinäramtes die ASP-Viren innerhalb einer halben Stunde zerstört“, berichtet der bayrische Mäster über seine Erfahrungen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt der Säurezugabe ist, dass auch das Salmonellenrisiko sinkt.