Vorsicht beim frischen Getreide

Durch die schwierigen Erntebedingungen müssen bei der Verfütterung der neuen Getreideernte mehrere Dinge beachtet werden.

Starkregen und anhaltende Feuchtphasen machen sich bei Ertrag und Qualität bemerkbar. Im Lagergetreide betragen die Ernteverluste bis zu 40 %. Triticale, Roggen und auch Weizen wachsen vermehrt auf dem Halm aus, was den Pilzbefall fördert. Weil die klassische Trocknung in diesem Jahr an ihre Grenzen kommt, bleibt in vielen Fällen nur die Feuchtkonservierung. Sofern der Bestand noch steht oder nur einzelne Bereiche liegen, empfiehlt sich bei eigener Verfütterung das Konservieren mit Säuregemischen oder Propionsäure. Letztere ist allerdings kaum noch verfügbar. Ein Angebotsvergleich lohnt sich.

Wie beim Getreidekorn ist auch beim Stroh durch die feuchte Witterung mit einer erhöhten Pilz­belastung zu rechnen. Wo sich die Strohbergung lohnt, sollten beim Pres­sen Konservierungsmittel zudosiert werden, insbesondere beim Einsatz in der Sauen- und Ferkelhaltung. Schlechtes Stroh einfach als Einstreu statt als Raufutter zu nutzen, ist keine gute Idee, denn auch dann wird es zum Teil gefressen.

Sind die Körner schon gekeimt, entsteht durch die offenen Samenschalen eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Mikroorganismen. Deshalb gelten für Getreide mit Auswuchs folgende Empfehlungen:

  • Es sollte immer gereinigt und mit Säure behandelt werden. Kombiprodukte aus mehreren Säuren haben ein breiteres Wirkungsspektrum gegen Pilze und Bakterien.
  • Der Gesamtkeimgehalt sollte vor der Verfütterung untersucht werden – allerdings erst nach zwei bis drei Wochen Lagerung.
  • Im Auswuchsgetreide sollten auch eher unübliche Mykotoxine wie Aflatoxine bestimmt werden.
  • Stark ausgewachsenes Getreide kann separat geerntet und ggf. in der Biogasanlage verwertet werden.
  • Um das Getreide per Hammermühle zu verarbeiten, enthält es besser nicht mehr als 20 % Wasser.
  • Wenn Getreide keimt, wandelt sich die Stärke im Korn zu hitzeempfindlichem Zucker um. Damit dieser in der Mühle nicht anbackt, sollte sie langsam beschickt und regelmäßig gewartet werden.
  • Auswuchsgetreide sollte vorzugsweise an Mastschweine und aufgrund der möglichen Belastung mit Mykotoxinen möglichst großzügig verschnitten mit anderem Getreide verfüttert werden.
  • Der Energiegehalt von gekeimtem Weizen liegt bis zu 10 % niedriger als bei intakten Körnern.

Das passende Untersuchungsformular der Landwirtschaftskammer NRW finden Sie hier:

Dieser Beitrag erschien zuerst beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben. Unsere Autoren: Sybille Patzelt und Dr. Jochen Krieg, LWK NRW