ASP: Weiter viele Fragen zur Eintragsquelle​ ​

Die jüngsten ASP-Fälle verunsichern auch die EU-Nachbarländer.

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist nahezu zeitgleich in zwei Landwirtschaftlichen Betrieben ausgebrochen und hat in einem Fall einen weiten Sprung in den Westen Deutschlands gemacht. Das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) bestätigte am vorletzten Samstag (2.7.) einen Positivbefund in einem Betrieb mit 280 Sauen und rund 1 500 Ferkeln in der Gemeinde Emsbüren des Landkreises Emsland. Am gleichen Tag teilte das Brandenburger Verbraucherschutzministerium mit, das Virus sei bei verendeten Tieren in einem Schweinemastbestand mit rund 1 300 Masttieren in der Uckermark nachgewiesen worden.

Bis zum vergangenen Freitag konnte nicht geklärt werden, wie das Virus so weit nach Westniedersachsen gelangt ist. Auch der Vizepräsident des niedersächsischen Landvolkverbandes, Jörn Ehlers, zeigte sich von dem ASP-Ausbruch in dieser Gegend überrascht. Ehlers stellte fest, dass er angesichts der in der Schwarzwildpopulation näher rückenden Seuche eher mit einem Fall eines infizierten Wildschweins in Niedersachsen gerechnet hätte. Insofern sei der ASP-Ausbruch in einem Betrieb durchaus unerwartet gekommen, obwohl die Gefahr eines punktuellen Eintrags schon immer bestanden habe.

Nach Ehlers Überzeugung hat der Vorfall jedoch nichts mit der Art und Weise der Haltung oder der Herdengröße zu tun. Er verwies darauf, dass die ersten Ausbrüche der ASP in den östlichen Bundesländern zum Teil in Ökobetrieben stattgefunden hätten; im Emsland sei es nun ein konventioneller Betrieb. „Ich denke, da sitzen wir alle in einem Boot“, so der Landvolk-Vizepräsident. Die Keulung des Tierbestandes in Emsbüren bedeutet ihm zufolge einen schweren wirtschaftlichen Schaden für den Betrieb, denn durch die Entschädigungen der Tierseuchenkasse werde dieser nur in Teilen ausgeglichen. Ein Neustart der Produktion ist laut dem stellvertretenden Verbandspräsidenten unter den aktuellen Voraussetzungen nicht einfach. Bei Erzeugerpreisen von 1,85 Euro für ein Kilogramm Schweinefleisch werde derzeit immer noch bei jedem Tier draufgezahlt. Damit sich die Mast rechne, müssten noch einmal 50 % auf den Preis drauf, so Ehlers. Es könne daher passieren, dass Betriebe nach so einem Vorfall aufhörten. Schon zu Wochenbeginn hatte der Verbandsvizepräsident dem betroffenen Betrieb die Solidarität der Kollegen zugesichert. Man werde alles tun, um eine weitere Verbreitung des Virus zu verhindern. Oberstes Gebot für alle Schweinehalter bleibe die strikte Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen. Ehlers erwartet zudem von den Schlachtbetrieben, „dass die aktuelle Situation jetzt nicht für anstehende Preisverhandlungen ausgenutzt wird“.

Im europäischen Ausland wurde die Ausbreitung der ASP in Deutschland unterschiedlich aufgenommen. Die Dänische Veterinär- und Lebensmittelbehörde sieht jedoch vorerst keinen Grund zur Panik. In ihrer aktualisierten Risikoanalyse stuft die Behörde die Gefahr einer Einschleppung der hochansteckenden Seuche nach Dänemark weiterhin als „sehr gering“ ein. Voraussetzung dafür sei jedoch die Einhaltung eines strikten Sicherheitsmanagements bei Haltung und Transport. Dies schließe bei Auslandstransporten die lückenlose Reinigung und Desinfizierung der Lkw ein, betonte die Veterinärbehörde. Sie erinnerte zudem nochmals daran, dass die Hausschweine keinesfalls mit Lebensmitteln gefüttert werden dürften. Der niederländische Bauernverband (LTO) appellierte gemeinsam mit dem Verband der niederländischen Schweinehalter (POV) ebenfalls an alle Sektoren, wachsam zu sein. Insbesondere Schweinehalter sowie alle, die Tiere bewegten, und diejenigen, die den Hof beträten, sollten sich der Risiken bewusst sein. Es sei sehr wichtig, sämtliche Biosicherheitsmaßnahmen einzuhalten. Das gelte gerade für Branchen, die mit Material in Kontakt kämen, das den ASP-Virus enthalten könnte.

Obwohl sie noch deutlich weiter von möglichen Eintragsquellen entfernt sind als ihre dänischen oder niederländischen Kollegen, ist die Sorge vor einer Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest unter den britischen Schweineerzeugern deutlich gestiegen. Der Vorsitzende des Schweineerzeugerverbandes (NPA), Rob Mutimer, forderte Premierminister Boris Johnson auf, Maßnahmen zur Verbesserung der Grenzkontrollen zu ergreifen, da es keine formellen Biosicherheitskontrollen für Fleischprodukte aus der Europäischen Union gebe. Er begründete dies mit dem Auftreten der ASP in Baden-Württemberg und kürzlich in Niedersachsen sowie in Brandenburg beziehungsweise in Italien. Da das Virus bei Wildschweinen in der Nähe nicht habe nachgewiesen werden können, sei die Ausbreitung durch den Menschen die „wahrscheinliche Quelle“. AgE


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