SUS 4 / 2023

Rotlauf trotz Impfung

Durch organisches Beschäftigungsmaterial tritt Rotlauf wieder häufiger auf. In einem Mastbestand kam es mehrfach zu Totalverlusten.

Unsere Autoren: Dr. Birte Wegner und Dr. Henning Arkenberg, Gemeinschaftspraxis Dümmerland

Eine Kombi-Impfung gegen Porzine Parvovirose (PPV) und Rotlauf ist in fast allen Sauenherden Standard. Neben der Grundimmunisierung der Jungsauen werden die Muttertiere meist im Abferkelstall mit der inaktivierten Vakzine geimpft. Teils hat sich die Bestandsimpfung etabliert.

Durch die Kombi-Impfung werden neben den Sauen auch die Ferkel vor Rotlauf geschützt. Die Immunität der Neugeborenen hält etwa bis zur zehnten bzw. zwölften Lebenswoche.

Der Rotlauf-Erreger wird vor allem über den Kot infizierter Tiere ausgeschieden, in der akuten Phase auch über Harn, Speichel und Nasensekret. In der Umwelt kommt der Erreger vor allem im Boden vor, wo er bis zu sechs Monate überlebt. Nagetiere gelten als Erregerreservoir.

Rotlauf tritt wieder mehr auf

Durch die Verteilung des Erregers über die Blutbahn (Septikämie) kommt es in der akuten Phase z. B. zur Blauverfärbung der Ohren oder zu Schockzuständen. Häufig verenden Schweine auch ohne ­klinische Auffälligkeiten. Typische An­­zeichen von Rotlauf sind vermehrte Lahmheiten, Fieber und charakteristische, rechteckige und leicht erhabene Hautveränderungen, das Backsteinblattern.

In der chronischen Form kommt es besonders zu Gelenksentzündungen, die meist mit Gewichtsverlust einhergehen. Bei infizierten Sauen können Frucht­barkeitsprobleme mit Aborten, vermehrten Mumien etc. auftreten.

In der Sektion zeigen sich Herz­klappenveränderungen, eitrige Gelenke, Milzvergrößerungen oder geschwollene Nieren mit punktförmigen Blutungen. Der Erreger ist problemlos im Blut oder gut durchbluteten Organen nachweisbar.

Rotlauf ist eine Zoonose. Der bakte­rielle Erreger kann also auf den Menschen übertragen werden. Beim Umgang mit infizierten Tieren ist daher auf eine strenge Hygiene zu achten!

Durch die Optimierung der Schweinehaltung und ausgewogene Impfkonzepte war das klinische Bild der Rotlaufin­fektionen über viele Jahre kaum vorzufinden. In der letzten Zeit traten jedoch ­wieder vermehrt Fälle auf. Mögliche Gründe sind ein steigender Schadna­gerdruck u. a. durch Resistenzen bei Be­­kämpfungs­mitteln und der vermehrte Einsatz von organischem Beschäftigungsmaterial wie Heu, Stroh oder Wühlerde. Auch könnten neue Rotlauf-Serotypen zu vermehrten Erkrankungen führen.

Probleme im Kombibetrieb

In einem geschlossenen Betrieb mit rund 1 000 Sauen in Niedersachsen verendeten im vergangenen Herbst in einem Maststall mit 2 500 Plätzen plötzlich acht Tiere kurz vor dem Verkauf. Davon stammten sechs Tiere aus einer...