SUS 1 / 2024

Schlachthofbefunde vergleichbar machen

IQ-Agrar hat ein Modell entwickelt, mit dem sich die Schlachtbefunddaten schlachthofübergreifend vergleichen lassen.

Die am Schlachtband vom Tier erhoben Befunddaten lesen sich wie die Biografie des Schweines. Chronische Atemwegserkrankungen können zum Beispiel ein Indiz dafür sein, dass die Heizung oder die Lüftung im Stall nicht richtig eingestellt war. Milk Spots auf der Leber weisen auf einen Befall mit Spulwürmern hin. Und Schlagstriemen auf dem Schinken lassen vermuten, dass die Tiere beim Treiben oder Verladen auf den Viehtransporter zu ruppig behandelt wurden.

Fazit
- Schlachthofbefunde liefern ­wertvolle Hinweise zur Tiergesundheit und zum Management.
- Um sie für die Beratung nutzen zu können, müssen die Daten schlachthofübergreifend vergleichbar sein.
- Das war aufgrund verschiedener Umwelteinflüsse bisher kaum möglich.
- Mit dem Befundindex hat ­IQ-Agrar ein Tool entwickelt, das diesen Vergleich jetzt erleichtert.

Deshalb ist es ratsam, die Schlacht­hofbefunde im Blick zu behalten. Landwirte, Tierärzte und Berater können sie nutzen, um die Tiergesundheit im Betrieb zu verbessern, weiter an der Haltungs- und Lüftungstechnik zu feilen und das betriebliche Management zu optimieren.

Befunde kosten Zunahmen

Das kommt nicht nur dem Tierwohl zugute, es macht sich am Ende auch im Portemonnaie des Mästers bemerkbar. Denn jeder Organbefund kostet Zunahmen. Aus­wertungen der IQ-Agrar Service GmbH, Deutschlands größtem QS-Bündler (siehe Kasten ) für Schlachtschweine, belegen dies mit beeindruckenden Zahlen.

Die Analyse der Befunddaten von 100.000 Schlachtschweinen aus der Einzeltierkennzeichnung ergab, dass jeder Organbefund rund 100 g Tageszunahmen kostet. Das entspricht einem Mindererlös von 3 € je Mastschwein! Eine Entzündung des Darms schlägt sogar mit - 5 € pro Schwein zu Buche.

Bei zwei Organbefunden pro Tier summiert sich der Schaden im Durchschnitt bereits auf 131 g geringere Tageszunahmen. Und bei drei Befunden muss man im Schnitt mit 188 g geringeren Tageszunahmen kalkulieren.

Neben dem finanziellen Verlust leidet unter der schlechteren Futterverwertung der Tiere auch die Nachhaltigkeit der Schweinefleischerzeugung. Ein Aspekt, der immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die Befunddaten lassen sich allerdings häufig nur schwer vergleichen. Denn erstens werden an den Schlachthöfen unterschiedliche Merkmalsumfänge bei den Befunddaten erfasst. Und zweitens können die Daten auch von Schlachthof zu Schlachthof, von Schlachttag zu Schlachttag und sogar innerhalb eines Schlacht­tages erheblich voneinander abweichen.

Diese „Umwelteffekte“ führen zu Verzerrungen und machen die Befundergebnisse schwer vergleichbar. Eine Unter­suchung, die im Landkreis Cloppenburg von 2014 bis 2016 an den dort ansässigen Schlachthöfen durchgeführt und wissenschaftlich begleitet wurde, ergab folgende Einflussfaktoren auf die Erhebung von Schlachtbefunden:

  • Saisonal: Brustfellentzündungen werden z. B. in den...