Brutaler Schweinemarkt

Im aktuellen Kommentar analysiert SUS die Entwicklungen am Schweinemarkt.

Die Schweinehalter stecken in der schwersten Krise seit Jahrzehnten. In der Kette fehlen 50 bis 60 € am Schwein, um alle Kosten zu decken. Selbst in Familienbetrieben mittlerer Größe türmen sich sechsstellige Verluste auf. Etliche von ihnen mussten bereits im vergangenen Jahr Überbrückungsdarlehen aufnehmen. Wie sie das Geld zurückzahlen sollen, ist unter jetzigen Bedingungen unklar. Viele hatten gehofft, dass die Erlöse zum neuen Jahr anziehen. Doch im Januar schlug der Markt erneut mit voller Härte zu. Auf ruinösem Niveau gaben die Ferkel- und Schweinenotierungen nochmals nach. Hauspreise und Coronaeinschränkungen in Schlachthöfen erhöhten den Druck. Etliche Betriebsleiter haben massive Existenzängste. Was uns bleibt, ist die Marktlage nüchtern zu analysieren:

  • Die schwächelnde Nachfrage bleibt ein Kernproblem. Neue Impulse erwarten die Fachleute erst in einigen Wochen. Die extrem hohen Rindfleischpreise können helfen.
  • In manchen Regionen stehen bis zu 30 % der Mastställe leer. Auch andere Länder wie Polen, Belgien und Frankreich stocken ab. Das vermindert das Lebendangebot erheblich.
  • Optimistische Fachleute halten im laufenden Jahr einen Durchschnittspreis von 1,50 €/kg SG für möglich. Bleiben uns die hohen Futterkosten, ist dies noch zu wenig.
  • ITW plus 5 x D ist eine Chance. Denn momentan erfüllen weniger als 10% unserer Schweine beide Kriterien. Die Einführung der Nämlichkeit bei ITW kann den Weg fördern. Voraussetzung ist aber, dass Handel, Gastronomie und Verbraucher zur deutschen Herkunft stehen, auch wenn diese teurer ist.
  • Mit höheren Tierwohlstufen müssen sich Mäster und Schlachthöfe stärker binden. Das erhöht die Absatzsicherheit. Die Entwicklung zu vertikalen Produktionsketten erwarten Fachleute nicht.

Fazit: Auch wenn einige Frühindikatoren mittelfristig für eine Preiserholung sprechen, wird sich die deutsche Schweinehaltung neu aufstellen müssen. Vermutlich muss sich die Produktion verkleinern und stärker auf den heimischen Markt konzentrieren. Die erste Jahreshälfte wird für viele Betriebe richtungsweisend.