SUS 6/2021

Kommentar: Hängepartie endlich auflösen

Die neue Regierung muss den Betrieben Perspektiven geben. Ein Kommentar von Nora Hammer, BRS.

Seit über einem Jahr kämpft die deutsche Schweinehaltung gegen die Auswirkungen der Coronapandemie und der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Sinkende Preise für Schlachtschweine und Ferkel bei gleichzeitig rückläufiger Binnennachfrage nach deutschem Schweinefleisch haben viele heimische Betriebe in Existenznot gebracht.

Mit großer Sorge beobachtet der Bundesverband Rind und Schwein (BRS) die letzten Monate. Wenn die Schweinehalter keine Zukunftsperspektive sehen, betrifft das die gesamte Produktionskette. Daher sind jetzt alle Marktbeteiligten gefragt.

Der angekündigte Haltungswechsel des Lebensmitteleinzelhandels darf kein Lippenbekenntnis bleiben. Die Verbraucher müssen flächendeckend, transparent und glaubwürdig über die heimische Herkunft von Schweinefleisch informiert werden. Dies schließt die deutsche Ferkelerzeugung ausdrücklich mit ein.

Nur dann können Verbraucher durch ihr Einkaufsverhalten einer Verlagerung der Ferkelerzeugung und der Mast in andere Länder mit niedrigeren Standards entgegenwirken und die Wertschöpfung in Deutschland halten.

Jetzt ist insbesondere die neue Regierung in Berlin gefordert. Sie schafft im Idealfall die gesetzlichen Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Umbau der Tierhaltung. Diese dringend benötigte Unterstützung ist derzeit leider nicht erkennbar. So blockieren weiter gesetzliche Zielkonflikte und fehlende finanzielle Anreize wichtige Investitionen in mehr Tierwohl. In Verbindung mit der anhaltenden katastrophalen Erlössituation führt dies zu einem dramatischen Höfesterben mit all den negativen Folgen für den ländlichen Raum.

Doch im Sinne einer modernen, nachhaltigen Kreislaufwirtschaft braucht Deutschland eine starke, zukunftsorientierte Tierhaltung. Deshalb müssen jetzt alle, die bei uns mit Landwirtschaftspolitik zu tun haben bzw. haben werden, mit vollem Einsatz ihre Arbeit für die Landwirte verrichten. Der gesellschaftlich geforderte Umbau der heimischen Schweinehaltung zu mehr Tierwohl und einer regionalen Wertschöpfung gelingt nur, wenn die Schweinehalter in Deutschland Zukunftsaussichten haben.


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