Kommentar: Krise am Markt überwinden

Der schwache Fleischabsatz und ein europaweites Überangebot setzen den Markt für Schweinefleisch weiterhin massiv unter Druck. Viele sprechen von der schwersten Krise seit Jahren. Die Liquidität ist auf vielen Betrieben extrem angespannt. Auch wenn es aktuell ausweglos erscheint, sollten wir uns Folgendes vor Augen führen:

• Obwohl aktuell die Lager mit Schweinehälften voll sind, die Experten sprechen von rund 260 000 t, könnten Schlachtschweine auch wieder knapper werden. Denn aktuell lassen viele deutsche Mäster ihre Ställe leer stehen. Und die Besamungszahlen gehen deutlich nach unten. Spätestens zum Jahresende wird dies am Markt zu spüren sein.
• Auslöser der aktuellen Preismisere war der einbrechende Chinaexport der Spanier. Doch im Reich der Mitte grassiert immer noch die ASP. Früher oder später könnte Peking wieder auf Einkaufstour gehen und für Entlastung auf den europäischen Märkten sorgen.
• Der Fleischkonsum könnte neue Impulse bekommen, wenn wieder wie vor Corona regelmäßig Feste und Großveranstaltungen stattfinden sowie Kantinen mit voller Kraft arbeiten können. Bei einer Impfquote wie in Dänemark können wir zur Normalität zurückkehren.
• Die intensiven Diskussionen um 5 x D wird mittel- und langfristig Früchte tragen. Regionale Produkte scheinen vom deutschen Verbraucher gewollt zu sein, haben aber auch einen höheren Preis. Der deutsche LEH wird daran gemessen, ob er dieser moralischen Verpflichtung nachkommt.
• Positiv ist das neue Bewusstsein einiger Schlachtunternehmen, auch die Interessen der Erzeuger zu vertreten. Beide Stufen müssen enger zusammenarbeiten und ein stärkeres Gegengewicht zum mächtigen Handel aufbauen. Die Tierwohlprogramme haben bereits einen Integrationsprozess in Gang gesetzt.

Wenn der Schlachtpreis den Bogen nach oben finden sollte, ist dies ein dynamischer Prozess, der auch die Ferkelnotierungen mitnimmt. Wir brauchen diesen Wendepunkt möglichst schnell, um nicht noch mehr Betriebe zu verlieren. Und die Erzeuger müssen wieder Geld verdienen, um die Herausforderungen für mehr Tierwohl zu meistern. Dazu gehört, dass das Fleisch mit 5 x D vom Handel besonders gekennzeichnet und beworben wird. SUS 5-2021