Die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine betreffen neben dem Energie- und Wirtschaftssektor insbesondere die internationalen Agrarmärkte. Weizen und Mais haben eine Preisrallye hinter sich und könnten noch teurer werden. Die Ukraine als Kornkammer Europas wird zum geostrategischen Konfliktfeld.
Die Schweinepreise ziehen rasant an. Doch die Kosten steigen noch schneller und die Schlachtbranche will nicht auf den Mehrausgaben sitzenbleiben. Der Handel setzt die Ladenpreise nach oben, was einigen Kritikern der Fleischwirtschaft sogar gefallen dürfte. Denn hohe Preise drosseln den Konsum.Dabei sollten die explodierenden Produktionskosten nicht zuletzt Agrarminister Cem Özdemir große Sorgen bereiten:
- Die Regierung sieht aktuell bei Lebensmitteln keine Versorgungsengpässe. Aber ist auch sichergestellt, dass die energieintensive Ernährungswirtschaft weiter funktioniert, sollte der Westen komplett auf Russlands Öl und Gas verzichten?
- Die Lieferketten für Mineraldünger sind angespannt, da dessen Produktion auf großen Mengen fossiler Energie basiert. Der gezielte Einsatz von Wirtschaftsdünger kann hier den Bedarf maßgeblich senken. Doch dafür müsste alles getan werden, dass bei uns eine starke Veredlung erhalten bleibt.
- Selbstversorgung, Tier- und Klimaschutz gehören zusammen; mehr Tierwohl steht oben auf der Agenda. Doch bei der Haltungskennzeichnung bewegt sich wenig und die Kennzeichnung der Fleischherkunft für eine nachhaltigere, gesündere Ernährung liegt auf Eis.
- Es ist ernüchternd, wie sehr die Ampel bei der Finanzierung des Stallumbaus auf der Bremse steht. Lediglich 1 Mrd. € sind hierfür im Haushalt bis 2026 eingeplant, ein Tropfen auf den heißen Stein.
- Die Fleischverarbeiter kämpfen vehement für eine bessere Verwertung der Nebenprodukte. Berlin muss mit Peking sprechen, um Exporte trotz ASP zu ermöglichen. Es ist nicht vertretbar, dass große Teile des fünften Viertels ins Heimtierfutter gelangen.
Es ist höchste Zeit, dass sich Wirtschaft und Politik darüber klarwerden, wohin es mit der Fleischbranche gehen soll. Cem Özdemir muss sich deutlicher als bisher zur Kreislaufwirtschaft bekennen. Gerade jetzt, wo eine Lebensmittelknappheit droht. Deutschland muss auch hier mehr Verantwortung übernehmen.