Kommentar

Transformation stockt (Kommentar)

Berlin muss endlich die Finanzierung für mehr Tierwohl klären. Ein Kommentar von Nora Hammer, BRS.

Die Transformation der Nutztierhaltung ist ins Stocken geraten. Dieser Eindruck muss sich den Landwirten nicht erst seit der BRS-Fachtagung Ende April aufdrängen.

Landwirte und Branchenvertreter waren nach Berlin gereist, um sich vom BMEL und den agrarpolitischen Sprechern Pläne für die Zukunft der Tierhaltung vorstellen zu lassen. Dabei wurden die Vorarbeiten des Kompetenzzentrums Nutztierhaltung zwar gelobt; bekennen wollte sich dazu aber keine der Parteien. Die politischen Vertreter vermittelten weder bei der Finanzierung noch bei der geplanten Haltungskennzeichnung Einigkeit und ließen ratlose Praktiker zurück. Landwirte, die um die Zukunft ihrer Höfe bangen.

Nationale und geopolitische Rahmenbedingungen haben eine unselige Gemengelage aus Preissteigerungen, Perspektivlosigkeit und Zukunftsängsten geschaffen, die nach einer Führungsrolle des Ministers schreit. Eine einmalige Chance, die gerade vertan wird.

Die Branche hat mehr als einmal signalisiert, dass man nicht nur in Krisen auf sie zählen kann, sondern dass man gemeinsam eine zukunftsfähige, ressourcenschonende und nachhaltige Nutztierhaltung gestalten möchte. Stattdessen werden Landwirte mit einer Haltungskennzeichnung konfrontiert, die jahrelange Arbeiten einer kriteriengestützten und objektiv messbaren Tierwohlverbesserung zunichtemachen. Rückwärtsgewandt erscheint auch die Umwidmung des Fördertopfes nur für den Ökobereich. Wir wollen doch voneinander lernen und aus beiden Formen das Beste für zukünftige Herausforderungen fördern.

Eine wachsende Weltbevölkerung, drohende Dünger- und damit auch Getreideengpässe machen es notwendig, Ressourcen klug und umweltschonend zu nutzen. Der BRS wirbt für mehr Innovations- und Technologieoffenheit und warnt vor ideologischen Grabenkämpfen und Scheindebatten. Eine nachhaltige Lebensmittelproduktion ist ohne die Tierhaltung derzeit nicht möglich. Es zeigt sich eine sinkende Bereitschaft der Verbraucher, für Label mehr Geld zu zahlen. Realitäten, die vom Bundeslandwirtschaftsminister, der alle Landwirte vertritt, zu akzeptieren sind. - SUS 3-2022