Schlechte Stimmung in der Landwirtschaft

Unter der schlechten Stimmung leidet auch die Investitionsbereitschaft der Landwirte.

Die Stimmungslage in der Landwirtschaft hat sich noch weiter verschlechtert. Das geht aus dem Konjunkturbarometer Agrar für Dezember 2020 hervor, dessen Ergebnisse der Deutsche Bauernverband (DBV) am vergangenen Donnerstag vorgelegt hat. Demnach ist der aktuelle Indexwert gegenüber der vorangegangenen Befragung von September 2020 um 1,3 Punkte auf 11 Punkte gefallen. Als Ursachen werden ungünstige wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Afrikanischen Schweinepest (ASP) auf den Schweinemarkt genannt. DBV-Präsident Joachim Rukwied forderte die Bundesregierung auf, bei anstehenden Gesetzesvorhaben vor allem die Wirtschaftlichkeit der Betriebe im Blick zu haben. „Die wirtschaftlichen Spielräume sind äußerst klein geworden. Das geplante Insektenschutzgesetz beispielsweise ist so weitreichend, dass es die Existenz betroffener Landwirte gefährden wird“, warnte Rukwied. Dann würde sich das Bild jahrhundertealter Kulturlandschaften drastisch verändern. Das Aktionsprogramm Insektenschutz solle nicht auf Verbote setzen, sondern auf ein Anreizsystem und kooperativen Naturschutz, so der DBV-Präsident. Allerdings habe das Konjunkturbarometer zuletzt einen leicht zunehmenden Optimismus der Landwirte mit Blick auf eine Verbesserung der Wirtschaftslage verzeichnet.

Dem DBV zufolge sind die Investitionsplanungen der Landwirte im Dezember 2020 spürbar hinter dem entsprechenden Vorjahresniveau zurückgeblieben. Nur 30 % der Bauern planten für die kommenden sechs Monate Investitionen. 23 % der Befragten wollten ihre geplanten Investitionen wegen der Corona-Krise auf unbestimmte Zeit verschieben; neun Monate zuvor sei dieser Anteil allerdings noch 3 Prozentpunkte höher ausgefallen. Das geplante Investitionsvolumen liege nun mit insgesamt 3,6 Mio. Euro um 200 Mio. Euro unter dem schon niedrigen Vorjahresstand. Rückläufig dürften vor allem Investitionen in wertschöpfungsschaffende und tierwohlfördernde Ställe einschließlich Hof- und Stalltechnik sein, erklärte der Bauernverband. Dafür seien im nächsten halben Jahr nur 1,8 Mrd. Euro vorgesehen; zum Vorjahreszeitpunkt seien es noch 200 Mio. Euro mehr gewesen. Dagegen seien die Investitionsbudgets für Maschinen und Geräte im Jahresvergleich von 1,05 Mrd. Euro auf knapp 1,15 Mrd. Euro gestiegen. Als Grund wird das Investitions- und Zukunftsprogramm Landwirtschaft (IuZ) des Bundeslandwirtschaftsministeriums zur Förderung umwelt- und klimaschonender Landtechnik genannt. In der Folge dürften die Käufe von Dünge- und Pflanzenschutztechnik „drastisch“ zunehmen, während mit einem deutlichen Rückgang bei der Ernte- und Transporttechnik zu rechnen sei.

Dem DBV zufolge verschlechterte sich die Liquidität der Betriebe zuletzt merklich. Im Dezember 2020 hätten 18 % der Betriebe angegeben, dass ihre Liquiditätslage angespannt oder sehr angespannt sei. Im September habe dieser Anteil bei 15 % gelegen. Besonders hoch sei dieser Anteil unter den Veredlungsbetrieben mit 26 %. Unterdessen hätten die Betriebe die aktuelle wirtschaftliche Situation auf der Notenskala von „1“ bis „5“ im Durchschnitt mit 3,28 und damit etwas ungünstiger beurteilt als die zukünftigen Aussichten mit einem Wert von 3,17. Veredlungsbetriebe beklagten eine erhebliche Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage seit dem Frühjahr. Auch in Futterbetrieben habe sich diese weiter eingetrübt. Indes hätten Ackerbaubetriebe ihre wirtschaftliche Lage im Vergleich zu den Nutztierhaltern etwas besser eingestuft. Derweil wachse in den Veredlungsbetrieben die Hoffnung, dass sich die wirtschaftliche Situation bessere - dort mache sich „Zweckoptimismus“ breit.

Wie der DBV außerdem berichtete, fiel die Beurteilung der Schweinepreise im Dezember 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat erheblich schlechter aus. Zwar seien die politischen Rahmenbedingungen nach Einschätzung der Landwirte im Jahresvergleich etwas besser, hätten aber weiterhin einen eher negativen Einfluss auf ihre Stimmung. Außerdem fühlten sich 15 % der Landwirte von der Corona-Krise in ihrem Wirken eingeschränkt; im März 2020 seien es lediglich 11 % gewesen. Indes teilten nur noch 18 % der Landwirte die Einschätzung, dass die Landwirtschaft im Zuge der Corona-Krise einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft bekommen könnte; in der Märzerhebung seien es noch 46 % gewesen. Vielmehr befürchteten nun 54 % der Befragten, dass durch das Virus die Sorgen und Nöte der landwirtschaftlichen Betriebe aus dem Blick geraten könnten; das seien 7 Prozentpunkte mehr als bei der Märzbefragung. AgE